Wie es ist, alle Berühmtheiten von Donald Trump bis Martin Luther King zu fotografieren

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Wie es ist, alle Berühmtheiten von Donald Trump bis Martin Luther King zu fotografieren

Über den Tod von Bobby Kennedy sagt er: "Es würde mir Albträume bereiten, wenn ich in diesem Moment nicht auf den Auslöser gedrückt hätte."

Donald Trump im ehemaligen Casino Taj Mahal (1990) | Alle Fotos: Harry Benson, bereitgestellt von Magnolia Pictures

Harry Benson hat Donald Trump inzwischen schon so häufig fotografiert, dass er wohl ein ganzes Buch über den designierten US-Präsidenten veröffentlichen könnte. Einige dieser Bilder sind jetzt Teil des neuen Dokumentarfilms Harry Benson: Shoot First von Matthew Mieles und Justin Bares. Sie stammen aus der seit Jahrzehnten andauernden Arbeitsbeziehung zwischen dem legendären Fotografen und dem bald mächtigsten Mann der Welt.

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"Ich kenne den Bastard jetzt seit 40 Jahren", erzählt mir der 87-jährige Benson in seiner kunstvoll eingerichteten New Yorker Wohnung, die von Licht durchflutet wird. "Und er ist immer noch der gleiche Angeber." Benson muss es ja wissen. 1990 hat er Trump abgelichtet, während der eine Million Dollar Bargeld aus seinen Casinos in den Händen und ein Grinsen im Gesicht trägt.

Der Milliardär ist aber nicht die einzige wichtige Persönlichkeit der US-Geschichte, mit der sich Harry Benson beschäftigt hat: Auch Mitglieder des Ku Klux Klans gehörten schon zu seinem Motiven. "Der Imperial Wizard hatte mich eingeladen. Das machte es ziemlich einfach", sagt Benson. Er war schließlich so tief in den Strukturen des Klans drin, dass er sogar bei internen Kundgebungen die Kamera auspacken durfte.

Eine KKK-Mutter mit ihrem Kind

Als ich es anspreche, meint der in Glasgow geborene Fotograf, dass er "keine Lust" darauf habe, den vor Kurzem gewählten US-Präsidenten wieder abzulichten. Somit wird Trump seit Dwight D. Eisenhower das erste amerikanische Staatsoberhaupt sein, das Benson während der Amtszeit nicht fotografiert hat.

Obwohl er nach außen sehr bescheiden wirkt, war Benson vor allem in seinen jüngeren Tagen immer sehr zielstrebig und fleißig. So hat er auch einige der bekanntesten Persönlichkeiten aller Zeiten vor die Linse bekommen—von den Beatles über Muhammad Ali und Greta Garbo bis hin zu Mike Tyson. Außerdem war er mit der Irish Republican Army unterwegs und dokumentierte die Kriege in Bosnien und im Irak. Sein Vanity Fair-Titelfoto von Ronald und Nancy Reagan beim Tanzen soll die Zeitschrift sogar vor der Einstellung bewahrt haben.

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Benson hielt die erste USA-Reise der Beatles fest und er fotografierte Jack Nicholson mit noch etwas weißem Puder an der Nase. Seine Kamera fing sowohl ruhigere Momente wie eine in Antigua schwimmende Greta Garbo ein als auch Tragödien wie die Ermordung des Senators Robert F. Kennedy

Ethel Kennedy kurz nach dem Attentat auf ihren Ehemann Robert F. Kennedy (1968)

"Bobby hielt seine Rede im Ambassador Hotel", erzählt Benson zu seinen Fotos vom Attentat auf Senator Kennedy. "Danach wollte ich eigentlich wieder gehen, aber aufgrund der vielen Anwesenden war das gar nicht so einfach. Wegen meiner Akkreditierung konnte ich mich schließlich an Bobby hängen und durch die Küche abhauen. Plötzlich schrie eine der Kennedys und ich wusste sofort, was los war." Benson musste sich danach noch ein weiteres Mal mit den Folgen eines Mords auseinandersetzen, denn im gleichen Jahr fotografierte er auch bei der Beerdigung von Martin Luther King. "Ich konnte meine Emotionen ausschalten", sagt Benson in der Doku.

Für einen Menschen, der sich hinter der Kamera so wohl fühlt, reagierte Benson sehr zögerlich auf die Möglichkeit, bei einem Film über ihn mitzuwirken. "Ich bin wirklich nicht der Meinung, ein guter Fotograf zu sein", sagt er. "Das war echt komisch. Ich musste richtig mit mir kämpfen, weil ich es ja eigentlich gewohnt bin, selbst Bilder zu machen. Außerdem weiß ich, wie dumm und peinlich ich manchmal wirke."

Harry Benson

"Nach gut zehn Minuten wurde uns klar, dass Benson in Bezug auf seine Fotos total zurückhaltend war", erzählt Matthew Miele, einer der Produzenten. "Er war richtig bescheiden und erzählte nicht wirklich viel. In seiner Wohnung lassen sich jedoch unzählige Bilder finden." Und das stimmt: Als ich Benson besuche, sehe ich mich auch in einem Zimmer um, in dem jede Wand mit großformatigen Fotos bedeckt ist. Die darauf zu sehenden Personen sind vielfältig—von Andy Warhol bis hin zu einem unbekannten Pärchen, das in einer Bar rummacht.

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Viele dieser Fotos sind auch in Shoot First zu sehen. Um die Ordnung in Bensons Fotoarchiv kümmert sich übrigens dessen Frau Gigi: Immer wenn er während meines Besuchs eine neue Kiste mit Bildern öffnet, räumt sie danach alles sorgfältig wieder weg.

Martin Luther King in Canton, Mississippi (1966)

"Wir wollten jedes Jahrzehnt beleuchten, in dem Benson tätig war", erzählt mir Miele über den Film. Shoot First ist dementsprechend umfassend und vielfältig: Neben Bildern von Jacqueline Kennedy sieht man darin auch einen Szene, in der Benson über ein Foto-Shooting mit Michael Jackson redet. Er habe direkt beim Betreten eines Schlafzimmers der Neverland Ranch gewusst, dass die Fotos "komisch" werden würden. In dem Raum befand sich neben einer lebensgroßen Pfadfinder-Puppe auch ein vergoldeter Thron.

Michael Jackson auf seiner Neverland Ranch (1997)

Kate Moss in Paris (1993)

"Manchmal werde ich gefragt, ob es mir Albträume bereitet, dass ich diese Fotos gemacht habe", sagt Benson in Bezug auf seine erschütternden Aufnahmen von Robert F. Kennedys Tod. "Es würde mir aber wohl eher Albträume bereiten, wenn ich in diesem Moment nicht auf den Auslöser gedrückt hätte."

Harry Benson: Shoot First ist ab jetzt online verfügbar.

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