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Was wir 2016 über Flüchtlinge gelernt haben

Schwimmbadverbote, Obergrenze, Verhaltensregeln und was 2016 sonst noch passiert ist.

Foto: Ververidis Vasilis | Shutterstock.com | Collage: VICE Media

Erinnert ihr euch noch an 2015? An das Jahr, als viele Flüchtlinge am Westbahnhof ankamen und die Zivilbevölkerung Unglaubliches leistete, Tausende Menschen in Wien auf die Straße gingen und rechte Männer wie durch Zauberhand plötzlich feministisch wurden und begannen, "unsere Frauen" verteidigen zu wollen? Wenn ja: Das war nur der Anfang einer Debatte, die uns auch 2016 beinahe täglich begleitet hat. Wenn nicht, solltet ihr den Jahreswechsel nutzen und euer Leben überdenken.

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Jedenfalls: 2016 ging es um Schwimmbadverbote für Flüchtlinge, Grenzzäune und sexuelle Übergriffe in der Silvesternacht in Köln. Diese Übergriffe waren für viele Anlass, falsche Schlüsse zu ziehen, es bildeten sich Bürgerwehren und Frauenrechte standen zumindest für kurze Zeit auf dem Programm der Rechten. Ein halbes Jahr später kam auch noch die Grazer FPÖ mit einem Video an, das Asylwerbern zeigen sollte, wie sie mit Frauen umzugehen haben. Wie Österreich wiederum mit weiblichen Geflüchteten umgeht, wurde von der FPÖ eher weniger beachtet.

Außerdem ging es um die Frage, ob Flüchtlinge wirklich Urlaub in ihren Herkunftsländern machen, um Abschiebungen mit Hercules-Maschinen und um verhetzende Flugblätter, die im Waldviertel verteilt wurden. Manche Österreicher fühlten sich benachteiligt und wiederum andere störten eine Theateraufführung von Flüchtlingen im Audimax, um auf den Untergang ihrer sogenannten europäischen Identität aufmerksam zu machen.

Auch die Meldungen über Schwimmbäder, die den Zutritt für Asylwerber verbieten wollten, häuften sich in unseren Facebook-Newsfeeds. Falschmeldungen wurden verbreitet, Verhaltensregeln wurden diskutiert. Mindestens genau so heiß wurde die Einführung der Obergrenze diskutiert.

Manchen Menschen waren verbale Diskussionen jedoch irgendwann nicht mehr genug: Es häuften sich die Meldungen über Anschläge auf Flüchtlingsheime in Österreich und Deutschland. Auch in Traiskirchen kam es zu einem Brand, wodurch mehrere Container mit Sachspenden beschädigt wurden.

2016 war es allenfalls an der Zeit, nach Österreich geflüchtete Personen selbst zu Wort kommen zu lassen, anstatt nur über sie zu reden. Also haben wir ihnen Fragen gestellt, die sich sonst niemand zu stellen traut und wollten wissen, wie ihnen das Donauinselfest gefällt. Zwei Flüchtlinge berichteten über ihren Alltag in einem österreichischen Flüchtlingscamp und übernahmen im Zuge der #ViceRefugeeReports für einige Tage unseren Snapchat- und Instagram-Account.

Wir erinnern uns aber auch an erfreulichere Dinge, die 2016 rund um die Flüchtlingsthematik passiert sind und hoffen, dass es auch 2017 viele davon geben wird: Das Flüchtlingsteam, das an den Olympischen Spielen teilgenommen hat, der 20-jährige Aktivist, der Flüchtlingen half, von Dänemark nach Schweden zu kommen und an die verhetzende Schmiererei, die zu einer Dankesbotschaft wurde. Und nicht zu vergessen—die Refugees-Welcome Demo in Wien, bei der über 16.000 Personen teilgenommen haben.