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Popkultur

Jan Böhmermann zeigt in fünf Minuten, was Männer an sexueller Belästigung nicht verstehen

"Es stellt sich raus: Alle Menschen, die wir lieben, sind in Wahrheit widerliche Sexmonster."

Während in den USA gefühlt täglich neue Missbrauchs- und Belästigungsskandale Politikern, Hollywood-Ikonen und andere Menschen des öffentlichen Lebens die Karriere kosten, wurde hierzulande noch niemand geoutet. Klar, #MeToo wurde auch in deutschen Talkshows und Redaktionen rauf- und runter diskutiert, nur: Irgendwie scheinen sich viele ganz wohl damit zu fühlen, dass das Ganze immer noch als US-Thema gilt und im eigenen Umfeld eher nicht stattfindet.

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Genau daran stört sich auch Jan Böhmermann, deswegen hat er sich den "Gleichstellungsbeauftragten und Investigativjournalisten Florentin W." eingeladen. Der soll deutlich machen, dass sexuelle Belästigung und Übergriffe eben auch ein deutsches Problem sind – und fängt mit seiner Recherche direkt in den Büros des Neo Magazin Royale an. Selbstgerecht, betont betroffen und gleichzeitig doch ziemlich angepisst, weil er nach den Vorwürfen gegen Kevin Spacey House of Cards nicht mehr schauen könne, schlurft Florentin von Raum zu Raum und sucht nach problematischen Situationen. Erfolglos. Woran das liegt? Im Gebäude befinden sich nur Männer.

Screenshot aus dem YouTube-Video "Florentin W. deckt auf: Sexuelle Belästigung in der Bildundtonfabrik" von Neo Magazin Royale

"Mein Team und ich sind positiv überrascht über die Atmosphäre und den Umgang der Mitarbeiter untereinander", erklärt Florentin, während Kollegen im Meetingraum ihre Fürze anzünden. Männer machen nie was falsch, sind im Herzen immer noch kleine Jungs und können eben am besten miteinander, wird suggeriert. Wenn es keine Frauen gibt, gibt es eben auch keine sexuelle Belästigung. Klingt absurd? Ja, klar. Trotzdem ist es genau diese Herangehensweise ans Thema sexualisierte Gewalt, die sich einmal quer durch die aktuelle Debatte zieht: Florentin W. ist ein Mann, der eigentlich das Richtige will – und bereits daran scheitert, einfach mal zuzuhören.

Das Video ist nicht deshalb lustig, weil Aktionen wie #MeToo "hysterisch" oder "übertrieben" sind und wir uns alle mal gegenseitig auf die Schultern klopfen sollten, wenn wir noch niemanden gegen seinen oder ihren Willen angetatscht haben. Es ist lustig, weil es so deutlich zeigt, was viele Männer an sexueller Belästigung einfach nicht verstehen wollen. Und das weiß nicht nur die Neo Magazin-Mitarbeiterin, die mit "Ist das gerade euer Ernst, dieser Beitrag?!" in die Dreharbeiten platzt. Das weiß jede Person, die sich als Opfer eines Übergriffs in den sozialen Netzwerken zu Wort gemeldet hat – und sich anschließend von unbeteiligten Nutzern erklären lassen durfte, dass sie gar keine Ahnung hat, was "richtige" sexuelle Belästigung ist.

Hoffentlich kapieren irgendwann auch die Leute hinter den YouTube-Kommentaren, dass in dem Video nicht mit ihnen, sondern über sie gelacht wird.

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