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Drogen

Elektroschocker, Folter und Hello Kitty: Wie ein Dealerpaar eine sächsische Kleinstadt terrorisierte

Daniel K. und Daniela W. sollen Crystal-Abhängige mit Lötkolben und Messern gefoltert haben. Jetzt wurden die Mini-Drogenbosse verurteilt.
Symbolfoto || Lötkolben: imago | Science Photo Library || Arm: imago | ZUMA Press

Döbeln in Sachsen ist laut eigener Webseite "eine Stadt, in der man gut leben kann". Sie hat fast 25.000 Einwohner und liegt nur eine Autostunde von Tschechien entfernt – also mitten im Crystal-Einzugsgebiet. Den Drogenhandel in der Kleinstadt kontrollierte jahrelang ein einziges Dealerpaar: Daniela W. und Daniel K. Die beiden hatten so viel Macht, dass sie ihre alternativlosen Kunden mit Lötkolben und Elektroschockern gefoltert haben sollen. Bis sie eines Tages hungrig zu McDonald's fuhren – und in eine Polizeikontrolle gerieten. Jetzt wurde Daniela W. der Prozess gemacht.

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Am 11. November vor zwei Jahren bemerkten Beamte, dass W. und ihr Beifahrer K. mit einem ungültigen Kennzeichen unterwegs waren. Ähnlich wie ein Happy Meal gab es auch im Auto eine Überraschung: 28 Gramm Crystal Meth, rund sechs Gramm Marihuana, eine Feinwaage und obendrauf noch 800 Euro und einen Elektroschocker. Die Polizisten ahnten da noch gar nichts vom organisierten Drogenhandel in Döbeln. "Von festen Strukturen hatten wir zuvor keinerlei Kenntnisse", sagte ein Kriminalhauptkommissar diese Woche laut Sächsischer Zeitung bei der Verhandlung.


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Am Landgericht Chemnitz saß die 27-Jährige Daniela W. als eine der "Schlüsselfiguren der Döbelner Drogenszene" auf der Anklagebank. Gemeinsam mit Daniel K. soll sie mehrfach nach Tschechien gefahren sein, um im Schnitt 100 bis 180 Gramm Crystal Meth rüberzubringen – das entspricht bis zu 14.000 Euro Marktwert pro Fuhre. Damit hätten sie Konsumenten bis ins über 20 Kilometer entfernte Mittweida versorgt.

Viele davon waren Abhängige und die lebten doppelt gefährlich: Wenn sie nicht zahlen konnten oder anderweitig in die Missgunst der Dealer fielen, folterten die beiden sie. Daniel K. soll ein Opfer mit einem Lötkolben verbrannt haben. Außerdem soll K. ihm in die Hand gebohrt, mit einem Taschenmesser malträtiert und mit der stumpfen Seite einer Axt geschlagen haben. Daniela W. soll wiederum zum Elektroschocker gegriffen haben. Andere Konsumenten berichteten von Rippenbrüchen. Laut Zeugenaussagen ließ W. ihre Kunden das eigene "Fehlverhalten" in einem Notizbuch mit "Hello Kitty"-Aufdruck aufschreibenKatzen haben einfach ein schlechtes Image.

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Foto: imago | epd-bild | Jürgen Blume

Das Landgericht Chemnitz verurteilte Daniel K. bereits im Februar 2017 zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren sowie zu einem Entzug. Er hatte die ihm vorgeworfene Folter teilweise gestanden. Daniela W. bekam diese Woche vom selben Gericht drei Jahre Gefängnis aufgebrummt. Dort kann sie einen bereits begonnen Entzug und ihre Berufsausbildung fortsetzen.

Wer in diesem Drama aber hier Walter White – und wer Jesse – war, konnten die Richter nicht abschließend klären. Feststeht, dass Daniela W. über ihr Geschäft ausgepackt hat (und so auch eine Strafmilderung erhielt): Auf der Basis ihrer Aussagen hat die Polizei in 250 weiteren Fällen Ermittlungen aufgenommen. Eine junge Döblerin, ebenfalls drogenabhängig, hat es bereits erwischt: W. hatte ausgesagt, dass sie bei der Frau 10 Gramm Crystal Meth für den Weiterverkauf erworben hatte und diese zuvor insgesamt 20 Gramm über die deutsch-tschechische Grenze geschmuggelt hatte. Die zu diesem Zeitpunkt 19-Jährige wurde im Mai dieses Jahres zu sechs Monaten Jugendknast auf Bewährung verurteilt.

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