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Ich muss mal

Festgenommener Drogenschmuggler geht 47 Tage nicht aufs Klo

Und die Polizei twittert auch noch darüber. Ohne Scheiß.
Collage: VICE | Mann: pexels | Danielle Truckenmiller

Wer muss, der muss. Und wenn es im Darm drückt, treten Verzweifelte auch krasse Toilettengänge an – sei es im Club oder im Flugzeug.

Lamarr Chambers hingegen war seit über einem Monat nicht auf dem Klo. Der 24-jährige Londoner wurde Mitte Januar von einer Polizeieinheit in Essex, nordöstlich von London, verhaftet. Angeblich trug er Drogen bei sich, die er weiterverkaufen wollte. Das Problem: Die Beamten hatten keine Beweise. Denn die Drogentütchen soll Chambers kurz vor seiner Festnahme verschluckt haben. Was genau in ihnen war, ist nicht bekannt. Aber die Polizei vermutet, dass es sich um "Drogen der Klasse A" handelt, also Kokain, MDMA oder Heroin.

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Danach hieß es: Warten – auf die Beweise im Verdauungstrakt von Lamarr Chambers. Der wiederum wartete auf seine Freilassung. Er wollte weder essen noch trinken. Nach dem dritten Tag verdonnerte ihn ein Gericht zu weiteren 190 Stunden Haft, aber Chambers streikte weiter. Er wollte einfach nicht aufs Klo.

Grund genug für die Polizei, um aus der Protestaktion einen Live-Ticker zu machen: Unter dem Hashtag #PooWatch twitterte die Polizei die neuesten Updates.


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Nach einer Woche verlängerte ein Gericht die Haft um weitere acht Tage. Nach 23 Tagen brach Chambers, laut der Zeitung Cambridge News, den Rekord für den längsten Klostreik der britischen Haftgeschichte. Nach 26 Tagen ohne Klogang beendete die Polizei ihren Live-Ticker.

Für Chambers war es eine Lose-Lose-Situation: Wenn er aufs Klo geht, wandert er in den Knast. Wenn nicht, muss er möglicherweise ins Krankenhaus – und wandert dann in den Knast. Seinen Anwälten sagte Chambers, dass er "eher sterben würde, als zu scheißen". Die teilten die Überzeugung ihres Mandanten vor Gericht und betonten, dass nun Lebensgefahr bestehen könne, wie der Independent berichtet.

Nach 47 Tagen Verstopfungswahnsinn gab die Polizei auf. Sie entließen ihn aus der Haft und ein Streifenwagen kutschierte Chambers ins Krankenhaus, wo ein Ärzteteam ihn behandelte. Trotzdem ist noch immer nicht bekannt, welche Drogen Chambers geschluckt hat. Jetzt besteht für ihn das Risiko, dass er seine Körperöffnungen nie wieder in den Griff bekommt, sagt ein Arzt.

Die Vorwürfe gegen Chambers wurden fallengelassen. Doch kurz nach seinem Aufenthalt im Krankenhaus verhaftete die Polizei ihn erneut wegen des Verdachts auf Drogenhandel. Er kam auf Kaution frei. Für die Polizei ist Lamarr Chambers vielleicht ein Verbrecher. Doch für diejenigen, die Lamarr Chambers Odyssee von Anfang an mitverfolgt haben, ist er auch bisschen ein Held.

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