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Richtungsstreit

Neonazi will nicht auf T-Shirt mit Björn Höcke zu sehen sein

Einer der Gründe: Höcke ist ihm zu links.
Thorsten Heise vor seiner Zeit in der NPD. Hier demonstriert er gegen die Wehrmachtsausstellung | Foto: imago | Christian Ditsch

Es gibt eine lange Reihe von Dingen, die man Björn Höcke vorwerfen kann: dass er unter dem Pseudonym "Landolf Landig" für die NPD geworben haben soll, wie sogar ein Gutachten der AfD ergab. Dass er einen zentralen Bestandteil der deutschen Geschichte vergessen machen will, wenn er das Holocaust-Mahnmal in Berlin ein "Mahnmal der Schande" nennt. Dass er auf einer Neonazi-Demonstration in Dresden mitgelaufen ist. Ziemlich originell ist aber ein neuer Vorwurf: dass Björn Höcke zu links ist. Genau das wirft ihm jetzt Thorsten Heise vor, und der ist Mitglied im NPD-Bundesvorstand.

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Heise ist ein Emporkömmling der Neonazi-Kameradschaftsszene und auch vor Gericht hat er schon häufig gestanden: Landfriedensbruch, Körperverletzung, Volksverhetzung. In diesem Fall, beim Prozess am Landgericht Göttingen, am Mittwoch, stand er jedoch auf der anderen Seite, als Kläger. Er hatte das Zentrum für politische Schönheit angezeigt. Heise wollte mit einer einstweiligen Verfügung verhindern, dass das Zentrum Bilder von ihm für kommerzielle Zwecke vermarktet – sie wollten mit seinem Gesicht Gewinn machen, so die Klage.

Im Webshop des Zentrums boten die Künstler unter anderem T-Shirts an, auf denen Heise und "Landolf" gemeinsam zu sehen sind. 17,45 Euro will das Zentrum für die Shirts. Dazu gibt es Tassen, Hoodies und Handyhüllen mit den beiden. Der Shop ist Teil der Aktion des Zentrums, bei dem Mitglieder der Künstlergruppe in Höckes Nachbargarten ein "Denkmal der Schande" gebaut haben.

Heise selbst hat auch schon mal für ein Denkmal auf seinem Grundstück gesammelt: für die Pflege eines Denkmals für die 1. SS-Panzer-Division "Leibstandarte-SS Adolf Hitler". Was ihn an den Shirts und Tassen offenbar am meisten störte: dass er mit Höcke zusammen abgebildet ist. Es sei "umso ärgerlicher", weil er bei der Aktion "in affirmativen Zusammenhang zu einem bekannten Protagonisten" gestellt werde, sagte sein Anwalt vor Gericht. Höcke sei nämlich Mitglied einer "weit linksstehenden Konkurrenzpartei".

An die Gesellschaft wird sich Heise allerdings gewöhnen müssen. Das Göttinger Landgericht entschied am Mittwoch nach der mündlichen Verhandlung, dass die Aktion von der Kunstfreiheit gedeckt ist. Die Verkündung des schriftlichen Urteils steht allerdings noch aus, die soll kommende Woche erfolgen. Hoffentlich sorgt das nicht für Ärger in der Nachbarschaft, die beiden wohnen Dorf an Dorf in Obereichsfeld in Thüringen, Höcke in Bornhagen, Heise in Fretterode. Immerhin ist es nicht der gleiche Wahlkreis.

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