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Ein Mann soll eine Kirchenglocke sabotiert haben, damit er ausschlafen kann

"Er hatte ein Motiv, er hatte das Know-how und seine DNA war am Tatort. Das schreit nach einer Erklärung", sagte die Staatsanwaltschaft vor Gericht.
Die Lautstärke der Kirchenglocken zwang einen der Nachbarn zu ungewöhnlichen Maßnahmen

Fotos: Pxhere | CC0 | Wikimedia Commons | Twitter | CCBY4.0 | Maxpixel | CC0

In einem kleinen Dorf in der Schweiz soll ein Mann das gemacht haben, wovon alle, die neben einer Kirche leben, nur träumen: Er soll das ewige Gebimmel der Kirchenglocken beendet haben. Um am Morgen endlich einmal in Ruhe ausschlafen zu können, soll ein Anwohner eine Zeitschaltuhr am Dachgebälk des Kirchturms angebracht haben, wie das Tagblatt berichtet. Die Kirchgemeinde im Thurgau hat ihn daraufhin angezeigt, jetzt ist der Fall vor dem Bezirksgericht.

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Der Beschuldigte ist ein 45-jähriger Familienvater, der neben der Kirche wohnt und sich schon mehrfach über den Lärm beklagt hatte. "Er hatte das Motiv, das Know-how und es gibt den Beweis am Tatort", so die Staatsanwaltschaft, die den Mann wegen Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch angeklagt hat. Die Sabotage kam ans Licht, weil die Kirchenglocken morgens über Monate aus unerklärlichen Gründen stumm blieben. Mehrmals schickte die Kirchgemeinde einen Techniker in den Turm, um das Problem zu beheben. Dieser entdeckte im Juli 2016 dann die Ursache: eine Zeitschaltuhr, die am Dachgebälk befestigt war und morgens ab 6 Uhr die Stromzufuhr zum Schlagwerk der Turmglocke unterbrach.


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Vor Gericht sagte der Angeklagte: "Meine Familie muss täglich über 85 Dezibel ertragen, wenn sie mit allem läuten, was sie haben!" Der Mann bestreitet, irgendwas mit der Sache zu tun zu haben. "Zu der betreffenden Zeit stand meine Garage immer offen und entsprechendes Material war dort vorhanden", sagte er. Sein Verteidiger drängt auf einen Freispruch, denn gar nichts sei bewiesen. Die Staatsanwaltschaft fordert 2.640 Franken Busse und findet: "Der Fall schreit nach einer Erklärung." Und die Kirchgemeinde fordert für die Fehlersuche und den Ersatz der Läutetechnik einen Schadenersatz von 13.600 Franken. Auf Anfrage von VICE war keine der Parteien zu erreichen.

Ein Urteil gibt es bisher noch nicht, aber die Gerichtspräsidentin ersuchte die Parteien, sich doch noch aussergerichtlich zu einigen. "Damit", wie sie sagte, "die Kirche im Dorf bleibt."

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