Männer, das könnt ihr von Frauen im Bett lernen: Die Anleitung einer Bisexuellen
Kollage: Lisa Ziegler

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Sex

Männer, das könnt ihr von Frauen im Bett lernen: Die Anleitung einer Bisexuellen

Wer mit beiden Geschlechtern schläft weiß: Frauen lecken besser und haben auch sonst ein paar Sachen drauf, von denen Männer lernen können.

Frauen wissen, was Frauen wollen. Studien zeigen, dass Lesben häufiger beim Sex kommen als heterosexuelle Frauen. Außerdem suchen Frauen, unabhängig von der sexuellen Orientierung, am liebsten nach lesbischen Pornos. Das liegt mit Sicherheit auch daran, dass in diesen häufiger Dinge vorkommen, die Frauen heiß machen: also Küssen und Oralsex und eben nicht 10 Minuten Rammeln in HD.

Vielleicht kann ich als Insiderhändlerin von sexrelevantem Wissen zwischen den Geschlechtern fungieren. Als Frau, die mit Frauen schläft, bilde mir ein zu wissen, was ihnen gefällt. Andererseits schlafe ich auch mit Männern und weiß, was sie besser machen könnten.

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Ich will jetzt nicht behaupten, dass ein Geschlecht besser im Bett ist als das andere. Bei beiden gibt Naturtalente und Körperklause. Aber ja, müsste ich aussuchen, ob ich einen unbekannten Kerl oder eine unbekannte Lady aus dem Club mit nach Hause nehme, würde ich mich definitiv für Letzteres entscheiden. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich komme, ist höher.

Jetzt ohne in die Männer-sind-vom–Mars-Frauen-sind-von-Venus-Kerbe zu schlagen: Dass Frauen manches besser drauf haben als Kerle, sagen viele bisexuelle Frauen. Aber hier soll es nicht darum gehen, wer besser ist – sondern darum, was wir voneinander lernen könnten.

1. Brüste

Männer lieben Brüste. Ohne Kerle gäbe es keine Tittenhefte und ganz sicher auch keine Push-up-BHs. Im Bett hört die männliche Brustbegeisterung aber oft nach ein paar obligatorischen Streicheleinheiten auf dem Weg nach unten auf. So, als würden sie nicht mehr existieren, nachdem man sie von der Vorspiel-To-Do-Liste abgehakt hat. Frauen wissen besser, dass Brüste Liebe wollen, egal in welcher Sexphase man sich gerade befindet. Ja, auch nachdem man sich zu den Regionen weiter unten vorgearbeitet hat. Ja, auch kurz vorm Kommen! Vergesst die Brüste nicht! Und seid nett zu ihnen. "Better tease than squeeze", heißt da die Grundregel.

Was ich schreibe, stimmt für viele Frauen, aber nicht für alle: Große Brüste sollen laut Forschern der Universität Wien 24 Prozent weniger empfindlich sein als kleine – bekommen von Männern aber tendenziell zu viel Beachtung. Fragt die Dame am besten, was ihre Brüste mögen – und gebt ihnen die nötige Aufmerksamkeit.

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2. Vorspiel

Ich bin mir ziemlich sicher, dass das Wort "Vorspiel" von einem Mann erfunden wurde. Frauen untereinander unterscheiden nicht zwischen "dem richtigen Sex" und "dem Pflichtprogramm, das abgearbeitet werden muss, um dorthin zu kommen". Alles, was heiß ist und Spaß macht, ist Sex und nicht nur eine Vorstufe zu Penetration. Deswegen kann sich Streicheln, Küssen, Lecken stundenlang hinziehen. Die Wahrscheinlichkeit zu kommen, steigt dadurch für Frauen tatsächlich – denn sie brauchen meistens zwischen 20 und 40 Minuten, um bereit für den Orgasmus zu sein.

Es ist einiges dran an der Metapher, dass weibliche Erregung eher wie ein Elektroherd funktioniert (wird langsam heiß, bleibt dafür lange warm), und die männliche wie ein Gasherd (schnell an, genauso schnell wieder aus). Es ist aber für beide Geschlechter von Vorteil, Petting und Rummachen nicht als Vorprogramm zu betrachten, das hoffentlich möglichst bald die Bühne für den Main Act freimacht. Und wenn alles, was im Bett passiert, gleichermaßen als Sex gilt, müssen Männer sich nicht stressen, wie lange sie "durchhalten" und ob sie überhaupt einen hochbekommen. Und es heißt auch: Nur weil ihr gekommen seid, ist der Sex für Frauen nicht zwangsläufig vorbei. Der Orgasmus-Gap (auf alle drei Männerorgasmen kommen zwei Frauenorgasmen) liegt mit Sicherheit auch daran, dass Männer den Sex als beendet sehen, wenn der Schwanz nicht mehr kann.

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3. Lecken

Wer jetzt auf eine geheime Lecktechnik hofft, die nur Frauen untereinander kennen und die uns allen mit 100-prozentiger Sicherheit den Verstand raubt: Vergesst es! So etwas versprechen nur Männermagazine. Nur so viel: Männer, ihr würdet euch sehr viel Zeit da unten sparen, wenn ihr Punkt 1 und Punkt 2 befolgt. Ansonsten gilt einfach: Frauen können nicht deshalb besser lecken, weil ihnen spezielle Winkel und geheime Knöpfe der weiblichen Anatomie bekannt sind, sondern weil sie kein Problem damit haben zu fragen, was sie besser machen können. Und auch besser auf die Reaktionen ihrer Partnerinnen achten.

Hört, wie die Dame auf unterschiedliche Leck-Moves reagiert. Wird der Atem schneller, seid ihr auf einem guten Weg. Jetzt sind keine Experimente gefragt, sondern Dranbleiben. Und wenn sie sich bewegt, heißt es, dass sie eure Zunge an den richtigen Punkt bringen will. Bleibt dort, wo sie euch hingeschoben hat. Seid geduldig. Und wenn es nicht geklappt – einfach fragen.

4. Multitasking

Es ist nicht so, dass Frauen besser küssen oder fingern als Männern. Was sie aber definitiv besser können: küssen,  während sie fingern. Oder Brüste anfassen, während sie lecken. Es geht sogar so etwas: mit der einen Hand zum Kommen bringen, mit der anderen die Brüste anfassen und währenddessen knutschen. Multitasking! Es ist nicht so, dass Männer es nicht draufhaben. Aber spätestens wenn sie auf der Orgasmuszielgeraden sind, werden alle erogenen Zonen, außer der gerade betroffenen, zu Sperrzonen. Und das ist schade: Denn die Chance zu kommen steigt, wenn man mehrere Körperteile gleichzeitig stimuliert – zum Beispiel um neun Prozent, wenn der Partner während der Penetration die Hand anlegt.

5. Keine Erektion – kein Problem

Ja, Frauen haben Angst davor, dass Männer keinen hochkriegen. Aber nur deshalb, weil Männer sich selbst deswegen so sehr stressen, dass man den Sex dann vergessen kann. Ein schlaffer Schwanz ist also überhaupt nicht schlimm – käme er nicht mit einer Beilage an Selbstzweifeln und Verunsicherung. Was man von Sex mit Frauen lernt: Der Penis ist nur eine von vielen Möglichkeiten. Und man würde ja auch nicht auf Sex verzichten, nur weil der Zeigefinger gerade nicht so funktioniert, wie er sollte. Also einfach weitermachen, wenn es gerade nicht mit der Erektion klappt. Ohnehin kann nur ein Viertel der Frauen durch Penetration allein kommen.

6. Der Höhepunkt ist nicht der Höhepunkt

Zum Glück ist die Männergattung, die nach ihrem Orgasmus sofort einschläft, während die Frau unbefriedigt neben ihnen liegt, am Aussterben. Dass es immer mehr Gentlemen gibt, die den Frauen beim Kommen den Vortritt lassen und sich für ihren Orgasmus richtig ins Zeug leben, ist erstmal eine gute Nachricht. Noch schöner wäre es allerdings, wenn der Orgasmus nicht mehr das Ziel von Sex wäre. Überhaupt: wenn Sex etwas zielloser, leistungsfreier wäre. Denn im Alltag müssen wir uns genug beweisen: bei der Arbeit, bei Prüfungen, Stipendiumsbewerbungen. Zumindest das Bett sollte ein Ort sein, wo man nichts erreichen und niemanden "knacken" muss wie einen Highscore.

Wenn zwei Frauen miteinander schlafen, haben sie selten ein Problem damit zu sagen: Das war wunderschön, aber ich a) kann gerade nicht kommen, b) bin müde, c) würde jetzt lieber eine Folge Westword gucken. Männer verstehen Nichtkommen (das eigene, oder das ihrer Partnerin) oft als Absage an ihre Sexskills – was den Druck zu Kommen (oder zu Faken) erhöht. Und was natürlich zum Gegenteil des gewünschten Ergebnisses führt. Bei Sex zwischen Frauen ist es nebensächlich, wer wen wie oft zum Kommen gebracht hat. Hauptsache ist: Du hattest Spaß, ich hatte Spaß und jetzt lass uns Pizza bestellen.

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