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Dieses Buch über große Penisse ist ziemlich übel

Wir haben versucht, mit dem Autor Dr. Richard Jacob ein Interview über sein Buch „Leben mit großem Penis“ zu führen. Uns ist aber schmerzlich klargeworden, dass wir uns das wohl zu einfach vorgestellt haben.

Foto: jonfeinstein via photopin cc

Jeder von uns trägt sein Paket mit sich herum—die männlichen Leidgenossen sogar ein paar Zentimeter mehr. Und manche angeblich sogar ein Extra-Pinkerl von mehr als 19 Zentimetern, wenn man den ganzen Riesenpenis-Mythen Glauben schenkt. Genau darum dreht sich ein Buch, das in Riesenpenisträger-Kreisen—oder unter denen, die es gerne wären—aktuell für Furore sorgt.

Es fällt schwer, den Riesenpenis-Ratgeber von Dr. Richard Jacob und Pater Owen Thomas, der den Titel „Leben mit einem großen Penis: Rat und Weisheiten für Männer, die außerordentlich gut ausgestattet sind“ trägt, ernst zu nehmen. Spätestens nach den ersten Kapitel über die Symptome von OMG, dem „Opulente-Männliche-Genitalien-Syndrom“, wird auch dem motiviertesten, ironiebefreitesten Leser klar, dass es sich bei dem Buch um einen schlechten Scherz handelt. Leben mit einem großen Penis ist ein Spaß-Büchlein, das mit einem ernsthaften Ratgeber ungefähr so viel zu tun hat, wie Andreas Gabalier mit Gender-Themen.

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Foto: *Bitch Cakes* via photopin cc

Eigentlich haben wir versucht, mit dem Autor Dr. Richard Jacob ein zumindest semi-ernstes Interview zu führen und euch dieses ganz nüchtern im Format des alten Frage-Antwort-Spiels hier zu präsentieren. Nachdem wir uns das Ergebnis nach einigen Nächten voller Penisträume noch mal durchgelesen haben, ist uns aber schmerzlich klargeworden, dass wir uns das wohl zu einfach vorgestellt haben.

Immerhin hat Dr. Jacob bis zum Schluss so getan, als wäre OMG eine reale Sache und Dinge gesagt wie „Offiziell spricht man ab einer Länge von 19 cm und einem Umfang von 10 cm von OMG“ oder„Schwimmbadbesuche oder das Tragen kurzer Hosen sind für mich leider unmöglich“. Gegen unkontrollierte Erektionen in der Öffentlichkeit denkt er an Horrorszenarien wie „Liebesspiele zwischen Barbara Streisand und Kevin Costner bis hin zu auf dem Highway überrollten Rehkitze“ und behauptet, durch den Anblick seines Gemächts soll bei älteren Familienmitgliedern „sogar schon zum Herzstillstand gekommen sein und manch ein bester Freund verwandelt sich beim Anblick einer solch enormen Bedrohung seiner eigenen Männlichkeit zum wilden Tier und reagiert mit blinder Aggression.“

Vielleicht könnte man den ganzen Schenkelklopf-Schmäh auch irgendwie als unkommentiertes Selbstzeugnis zu Leben mit einem großen Penis verstehen—wenn im Interview nicht auch so ein Satz gefallen wäre: „Ich war ein junger Student und  wurde dort eingeliefert, weil ich meinen Penis mit einem Hammer schwer malträtiert hatte, nachdem meine Sexualpartnerin beim Anblick meines enormen Geschlechtsteiles panisch die Flucht ergriffen hatte, die Treppe hinunterstürzte und sich das Genick brach.“

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Am Ende mussten wir uns eingestehen, dass das Interview wie etwas von der Tagespresse klang—wenn die Tagespresse plötzlich von den Autoren des Ö3-Weckers gekapert und gegen einen Eisberg gefahren werden würde. Wenn man genau hinhörte, konnte man es sogar gluckern und glucksen hören, vor eintretendem Wasser und austretendem Lachen, und irgendwie auch den Ratten dabei zusehen, wie sie das sinkende Schiff verlassen.

Foto: madame_urushiol via photopin cc

Jeder Mann, der dringend einen kleinen Ego-Push nötig hat, sollte den Titel aber trotzdem—und zwar sehr sichtbar—im Bücherregal stehen haben. Das Buch ist nicht nur ein Eisbrecher bei Dates, sondern macht das andere (oder gleiche) Geschlecht auch sehr neugierig—falls ihr mit Mikropenissen ausgestattet wurdet, lasst es lieber bleiben, es wird euch nur noch trauriger machen.

Zu eurer Beruhigung: Wir stehen großen Penissen durchaus ambivalent gegenüber. Beim Sex löst er mal Jubelschreie, aber manchmal leider auch Schreie vor Schmerzen bei seinem Empfänger aus—und zwar manchmal sogar noch bevor du irgendwas mit dem Ding anstellst. Sicher, es wäre auch gelogen, wenn wir so tun würden, als wären 9-Zentimeter-Wünschelruten, die so aussehen, als würden sie sich zur nächstgelegenen Wasserader hin krümmen, ein Schönheitsideal, von dem wir gerne mehrere Bilder in irgendeinem tollen Coffeetable-Book hätten.

Trotzdem ist das alles nur halb so wichtig. Denn in Wahrheit verbringt selbst jemand, der sehr viel Sex hat, nur einen winzigen Bruchteil seiner gesamten Zeit mit Penissen—im Gegensatz zum Rest einer Person, den man den ganzen restlichen Scheißtag über vor sich hat. Viel wesentlicher als die Form des Gliedes ist deshalb, dass man mit dem Rest des Menschen auskommt. Und dazu gehört auch, dass dieser Rest keine Witze über Genickbrüche ausgelöst durch Riesenpenisse von sich gibt.

Wenn ihr das Buch trotzdem kaufen wollt, findet ihr es auf Amazon und bei eurem Buchhändler, der euch dafür hassen wird.