Anzeige
Anzeige
Anzeige
Sie verschwindet übrigens schon wieder auf dem Klo. Inzwischen hege ich den Verdacht, dass sie eventuell nicht nur ein Zucker-, sondern auch ein Abführmitteljunkie ist. Ich kann es nicht leugnen; man sieht viele Essstörungen in diesem Business. Denn der Druck, gut auszusehen, ist hoch. Der, den man sich selbst macht, und jener, den man von außen abbekommt. Man muss stark sein, um das Gelaber der anderen auszublenden. Manche Mädchen, vor allem die jungen wie Angel, schaffen das nicht. Es gibt leider Idioten, die im Stripclub mit Bewertungen statt mit Dollar um sich werfen. Letztens hat so ein Grottenolm mit Halbglatze und einem beginnendem Doppelkinn die Tänzerinnen auf der Skala von 0 bis 10 Punkten beurteilt. Als der Möchtegern-Dieter-Bohlen glaubte, mir eine Punktezahl aufzudrücken ("Du bist eine 8,5", verkündete er gönnerhaft), bin ich aus Versehen gestolpert und habe ihm dabei meinen Wodka über sein Hemd gekippt. Upsi.Früher konnten solche Deppen ziemlich an meinem Ego kratzen. Heute lassen sie mich kalt. Nur um das Bild mal umzudrehen: Ich glaube nicht, dass männliche Stripper sich von ihren Kundinnen anhören müssen: "Nee, Süßer, für einen Dollar musst du erst im Fitnessstudio noch ein bisschen an deiner Brustmuskulatur arbeiten." Im Stripclub habe ich etwas verstanden, das ich eigentlich schon auf dem Schulhof hätte lernen müssen: Nur Menschen, die selbst unsicher oder unglücklich mit ihrem Körper sind, kritisieren andere und verfallen ins Lästern.Seit ich strippe, weiß ich besser, was mir gut tut, und was nicht. Ich passe viel mehr auf meinen Körper auf, um die zwei toxischen Champagner-Nächte auszugleichen, esse viel Grünzeug und mache auch mal ein paar Sit-ups. Und auch meine körperlichen Grenzen sind mir viel besser bewusst: Nicht jeder darf mich anfassen. Mein Körper gehört mir und nicht irgendjemandem—egal, ob er mir einen blöden Dollar zusteckt, oder einen Drink bei einem Date bezahlt. Wenn jemand versucht, mich anzutatschen, gibt's was auf die Pfoten. Ich bin kein Objekt, sondern eine Person mit Gefühlen und Rechten, egal wie wenig ich anhabe. Bewundern—ja. Anfassen nur nach meinen Regeln. Das ist etwas, das ich auch für das Leben außerhalb des Clubs mitgenommen habe.Broadly: Mit String und Hidschad—Nadia Ali strippt für die Rechte muslimischer Frauen