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Sex

Wenn du Kondome unangenehm findest, verwendest du vielleicht die falsche Größe

Wenn du die falsche Größe verwendest, kann das dazu führen, dass das Kondom platzt.

Fotos von der Autorin.

„Es passt eh." Wenn Karina H. diese Aussage von einem Mann hört, wird sie sofort hellhörig. Karina arbeitet im Kondomfachgeschäft und „Passt eh" ist in der Regel der Ausdruck dafür, dass es eben nicht passt. Zu ihr bin ich gegangen um mich über unterschiedliche Kondomgrößen zu informieren.

Als Frau, die—wie so viele—keine Lust auf hormonelle Verhütung hat, bin ich gezwungen, mich mit Alternativen auseinanderzusetzen. Die Möglichkeiten sind sehr begrenzt. Kondome sind natürlich naheliegend, haben aber—mal abgesehen von der Handhabung, wenn man gerade bei der Sache ist—auch noch den Ruf, unsicher zu sein.

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Seit ich vor etlichen Jahren auch mit dem Schock eines geplatzten Kondoms konfrontiert war, machte ich mir nach Absetzen der Pille anfänglich Sorgen. Immerhin plante ich kein Kind. In einem Gespräch mit einer Freundin hörte ich zum ersten Mal davon, dass es unterschiedliche Kondomgrößen gibt. Bislang hatte ich mir nie darüber Gedanken gemacht, aber bei den unterschiedlichen Längen und Breiten, die man so zu sehen bekommt, ist es eigentlich logisch, dass es dafür auch verschiedene Kondome geben muss. Die Männer in meinem Freundeskreis hatten alle noch nie davon gehört. Also suchte ich das Condomi plus Herz auf, um der Sache auf den Grund zu gehen.

Verkäuferin Karina begrüßte mich freundlich und war sofort bereit, mir sämtliche Fragen zu beantworten. Als Hauptgrund für geplatzte Kondome nannte sie das Verwenden von Massageöls oder Gleitgels, die nicht mit Latex kompatibel sind, sowie falsche Lagerung (ja, ihr mit dem Kondom in der Geldbörse seid gemeint) und eben auch die falsche Größe (in der Regel zu eng).

Bei der Kondomgröße kommt es allerdings nicht auf die Penislänge an, sondern auf die Dicke. Mit zunehmender Größe werden die Kondome zwar auch länger—allerdings ist die Länge dabei eher kein Problem, weil man sich ganz einfach behelfen kann, indem man das Kondom nicht ganz ausrollt. Wenn es nicht breit genug oder zu breit ist, sieht die Sache schon anders aus.

Die Standardgröße ist 52 mm nominale Breite. Das bedeutet, dass das flachgelegte Kondom 52 mm breit ist (nicht zu verwechseln mit dem Durchmesser), was in etwa einem Penis-Umfang von 11,3 cm entspricht. In Drogerien gehen die Größen „XXL" und „extra groß" bis 56 mm nominale Breite, also einem Umfang von 12,1 cm.

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Dem Großteil der Männer passt's eh—behaupten diese zumindest. „Ich bitte sie dann, mal zu Hause nachzumessen", sagt Karina. In ihrem Geschäft gibt es Kondome bis 69 mm von der Firma MY.SIZE, die sieben verschiedene Größen im Angebot haben und ein Lineal zum Abmessen anbieten. Online bietet Coripa Kondome in 55 und Theyfit sogar in 95 verschiedenen Größen an. Allerdings beschweren sich Kunden auf Amazon, dass das Ablaufdatum zum Zeitpunkt der Lieferung angeblich nur noch acht Monate betrage. Wie viele Kondome man in acht Monaten braucht, muss jeder selbst wissen.

Foto: Giò | flickr | CC BY 2.0

Aber warum wissen so viele nicht, dass es unterschiedliche Größen gibt—während derselbe Umstand bei BHs doch allen völlig klar ist? „Das stimmt", sagt die Verkäuferin, „aber trotzdem tragen viele Frauen die falsche Größe." Aber wie erkennt man ob es die richtige Größe ist, abgesehen von abmessen?

„Wichtig ist, dass es gut sitzt und leicht abrollbar ist. Man muss es nicht mit Gewalt drüberziehen und beim Sex sollte es natürlich nicht verrutschen. Ich hatte mal einen Kunden, der dachte, er bräuchte ein größeres, weil es immer nach unten gerutscht ist. Wir haben dann festgestellt, dass er eigentlich ein engeres bräuchte."

Slimline- und Slimfit-Kondome passen ab 9,5 cm Umfang. Das Wichtigste ist, dass es beim Schaft passt und nicht zu eng sitzt. Manche Hersteller bieten eine Tulpenform an (das heißt, dass das Kondom bei der Eichel größer ist und mehr Spielraum bietet), geben auf der Verpackung aber die an der dicksten Stelle gemessene Breite an, was zu Irrtümern bei der Passform führen kann.

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Außerdem gibt es neben Noppen, Geschmack und sonstigen Varianten auch die Form, die vor der Eichel enger wird und quasi als Cockring fungiert, um den Orgasmus hinauszuzögern. Während ich die aufgeblasenen Kondome näher betrachte, stelle ich mir die Frage, warum manche Männer sich nicht vorstellen können, dass ihr Penis für die Standardgröße zu groß ist und sie deswegen Kondome unangenehm finden und ablehnen. Liegt das an Pornos? Immerhin sind die überdimensionierten Exemplare, die man da manchmal zu Gesicht bekommt, kein realistischer Vergleich. Dagegen sieht der eigene Penis schnell normal, wenn nicht sogar klein aus.

„Nein, man kann nicht an der Nase, am Finger oder sonst wo ablesen, welche Länge der Penis hat."

In der Zwischenzeit greift Karina in die Schublade unter dem Ladentisch und holt eine rosa Verpackung hervor. Mein Gendermarketing-geschultes Auge erkennt ein Produkt für Frauen. „Es gibt natürlich auch noch diese Variante—für alle Frauen, die sich selbst schützen wollen. Das Femidom. Das passt für alle Penisgrößen."

Bislang hatte ich die Existenz dieses Produktes immer für einen Scherz oder ein Gerücht gehalten. Sie zieht es aus der Verpackung, um mir die Anwendung fachkundig zu erklären, die im Wesentlichen darin besteht, dass sich die Frau das Femidom vor dem Sex einführt und der Mann dann seinen Penis da hineinsteckt. Es fühlt sich fast wie ein Kondom an. Karina versucht, mir die Angst vor ungewollter Schwangerschaft mit persönlicher Erfahrung zu nehmen.

„Es hat einen Pearl-Index von 5 bis 25", sagt sie. „Aber das kann ich mir nicht vorstellen, wenn man es richtig anwendet." Der Pearl-Index sagt aus, wie viele von 100 sexuell aktiven Frauen, die ein Jahr lang mit der Methode verhüten, schwanger werden.

Allerdings schwanken die Angaben sehr und werden in den theoretischen Pearl-Index (bei fehlerfreiem Gebrauch) und den praktischen Pearl-Index (bei praktischem Gebrauch) unterteilt. Dieser sagt in beiden Fällen nichts darüber aus, wie häufig Frauen in dem Jahr Zeit Sex hatten; und da die Tests nicht im Labor stattfinden, können Anwenderfehler nie ganz ausgeschlossen werden. Liegen die Werte weit auseinander, wie beim Femidom, dem klassischen Kondom (2 bis 15) oder dem Verhütungsring (0,3 bis 8), kann man auf jeden Fall von einer komplizierteren Anwendung ausgehen.

Ich verabschiede mich und Karina gibt mir noch mit auf den Weg: „Übrigens—sollte die Frage auftauchen: Nein, man kann nicht an der Nase, am Finger oder sonst wo ablesen, welche Länge der Penis hat. Das muss Frau immer noch selbst herausfinden." Und sie muss es schließlich wissen.