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Sex

Ein offener Brief einer Prostituierten an alle Ehefrauen ihrer Freier

Egal, was du von mir halten magst: Meine Dienste sind diskret, unkompliziert und Teil vieler Ehen.
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Foto: J. Lightning | Flickr | CC BY-SA 2.0

Liebe Ehefrau,

ich kenne dich zwar nicht, aber ich halte es für alles andere als unwahrscheinlich, dass dich dein Ehemann mit einer Prostituierten betrügt. Ich sage das, weil ich selber eine bin und ich mich nicht gerade über Kundenmangel beschweren kann.

Aber doch nicht dein Göttergatte, meinst du, der auf keinen Fall! Den anderen Männern kann man bestimmt alles zutrauen, aber deine Beziehung—samt deinem Sexleben—ist etwas ganz Besonderes. Ihr hattet zum Beispiel vor zehn Jahren einen Dreier mit einer Kommilitonin. Und jeden August besorgt ihr euch eine Babysitterin und macht einen wilden Party-/Sex-Trip gemeinsam. Außerdem habt ihr beide ein Faible für dieselben Fernsehserien. Kurzum: Ihr führt eine absolut glückliche Ehe!

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Und jetzt lass mich dich Folgendes fragen: Wann war das letzte Mal, dass du dreimal in der Woche Sex hattest? Wann war das letzte Mal, dass er sich darüber beschwert hat? Hältst du es nicht für möglich, dass er das Problem selber in die Hand genommen hat, was wiederum bedeutet, dass es jetzt in meiner Hand liegt?

Die gute Nachricht für dich besteht darin, dass dein Mann zu mir kommt—er glaubt also weiter an eure Ehe. Er sucht nach ein paar Zusatzzärtlichkeiten, will aber gleichzeitig möglichst wenig aufs Spiel setzen. Stell dir nämlich mal vor, es wäre stattdessen die Babysitterin, die Nachbarin oder jemand aus eurem Freundeskreis. Die Liste ließe sich fortsetzen, aber ich glaube, du verstehst schon, worauf ich hinauswill.

Ich bin ein Profi und sehr diskret. Und ich kann gut zwischen meinem Job und meinem Privatleben trennen. In anderen Worten: Meine Zeit und Aufmerksamkeit sind zeitlich begrenzt und der Sex wird knallhart in Rechnung gestellt. Also keine Sorge: Nach unserem Schäferstündchen gehört er wieder ganz dir. Und noch wichtiger: Ich liebe deinen Mann nicht—und werde das auch niemals tun. Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass ich mehr für ihn empfinde als für meinen Lieblingskellner in der Bar um die Ecke.

Ich stelle für eure Ehe keine Bedrohung dar, denn sobald er bei mir raus ist, will ich mit keinem von euch beiden etwas zu tun haben. Ich werde also nicht mit ihm ausgehen und euch mitten in der Nacht anrufen oder das Thema Scheidung aufbringen. Du wirst auch nie von meiner Existenz erfahren—und wenn doch, ist dein Mann entweder dumm oder sauer auf dich.

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Ja, es gibt auch solche Kunden, die sich in etwas verrennen und am Ende Gefühle entwickeln, aber im Grunde wissen auch sie, dass das, was wir haben, nichts Echtes ist. Du glaubst doch auch nicht, dass dein Installateur Toiletten mag, oder?

Die Männer haben schon verstanden, dass meine Zuneigung von ihrem Geld abhängt. Er wird nicht das Trennungsgespräch mit dir und den Kindern führen und im Anschluss sofort zu mir düsen, um mir meinen falschen Namen verliebt ins Ohr zu säuseln. Ich bin nicht Teil eures Lebens. Ich bin nur eine Angestellte. So sehr er sich auch sexuell auf mich fixiert, wird er in den meisten Fällen keine tiefen Gefühle für mich entwickeln.

Und wenn es doch mal „kompliziert" werden sollte, gibt es noch ein tolles Sicherheitsnetz für eure Ehe: Ich koste eine Menge Geld.

Meiner Erfahrung nach geben Männer nur so viel für Sex aus, wie sie sich leisten können. Wenn es dein Gatte alle zwei Wochen braucht—und heimlich jeden Monat eine Menge Geld von euren Kontos abzwacken kann—, wird er auch die Dienste von Personen wie mir in Anspruch nehmen. Und wenn ihm die Treffen nicht mehr ausreichen, merkt er schnell, dass er kein Extrageld aus dem Nichts hervorzaubern kann. Damit es so weit kommt, dass er am Ende mit einem „Schatz, ich muss dir was beichten" ankommt, ist nämlich verdammt viel Rücksichtslosigkeit (und Geld) nötig.

Ganz egal, was er für mich zu empfinden glaubt, in zwei Wochen hat er es eh wieder vergessen. Und wenn er doch seine Geldanlagen für mich auflösen sollte, hoffe ich von ganzem Herzen, dass du ihn bei eurer Scheidung bis aufs letzte Hemd ausziehst. Denn mit Geld kann er anscheinend eh nicht umgehen.

Und wie sieht es mit Geschlechtskrankheiten aus, willst du wissen? Entgegen dem, was du in einschlägigen Filmchen sehen kannst, haben wir Prostituierten von heute bestimmt weniger Krankheiten und legen größeren Wert auf Safer Sex als die heiße Sekretärin deines Mannes. Erinnerst du dich daran, dass ich für deinen Mann rein gar nichts empfinde? Ich habe also auch null Bock auf seine Genitalwarzen. Außerdem habe ich nur ein begrenztes Interesse daran, von einem meiner Kunden schwanger zu werden. Verständlich, oder?

Höchstwahrscheinlich willst du immer noch nicht, dass dein Mann auch in Zukunft mit mir schläft. Darum frage ich nochmal: Wann war das letzte Mal, dass ihr dreimal in der Woche Sex hattet?

Ich sage damit nicht, dass es deine Aufgabe ist, ihn glücklich zu machen. Vielleicht willst du einfach nur nicht so oft mit ihm schlafen. Du hast womöglich auch viel um die Ohren und bist ziemlich stressgeplagt. Oder aber er macht dich einfach nicht mehr an. Kann ich gut nachvollziehen. Mich nämlich auch nicht.