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Der Satanic Temple verklagt den US-Staat Missouri wegen seiner Abtreibungsgesetze

In der Klage heißt es, die Abtreibungsgesetze würden die Mitglieder in ihrem Recht auf freie Religionsausübung verletzen.

Die (säkulare) Religionsgemeinschaft The Satanic Temple verklagt den Gouverneur sowie die Staatsanwälte des US-Bundesstaats Missouri aufgrund eines Abtreibungsgesetzes, das es Frauen vorschreibt, vor einem Schwangerschaftsabbruch 72 Stunden zu warten und eine Broschüre zur „informierten Einwilligung" zu lesen.

Die satanische Organisation argumentiert in ihrer Anklage, die am 23. Juni beim Bundesbezirksgericht eingereicht wurde, die Einschränkungen würden das „Recht auf freie Ausübung" ihrer Mitglieder verletzen.

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Satanisten glauben, dass „der Körper unantastbar ist und nur dem eigenen Willen unterworfen", sagte der Sprecher des Satanic Temple, Lucien Greaves, VICE News gegenüber. „Das Gesetz in seiner aktuellen Form verletzt unsere religiösen Rechte."

In dem Fall geht es vordergründig um ein Temple-Mitglied, das als „Mary Doe" bezeichnet wird und sich vergangenes Jahr in Missouri um eine Abtreibung bemühte. Doe musste dem Gesetz des Bundesstaates nach 72 Stunden warten und in dieser Zeit eine Informationsbroschüre lesen, bevor sie sich dem Eingriff unterziehen konnte. In der Broschüre heißt es: „Das Leben jedes Menschen beginnt bei der Empfängnis. Eine Abtreibung beendet das Leben eines eigenen, einzigartigen, lebenden menschlichen Wesens."

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2014 setzte die Legislative von Missouri sich über das Veto des Gouverneurs hinweg, um einige der strengsten Einschränkungen in der Abtreibungsgesetzgebung der gesamten USA zu verabschieden. Der Staat ist nun einer von nur drei US-Bundesstaaten, in denen die 72-stündige Wartefrist vorgeschrieben ist, ohne Ausnahmen für Vergewaltigung und Inzest.

Es gibt nur einen Ort, an dem Frauen und Mädchen in Missouri eine Abtreibung erhalten können: eine Klinik der medizinischen Nonprofit-Organisation Planned Parenthood in der Stadt St. Louis.

Mary Doe ging zu dieser Klinik mit einem Brief, in dem die religiösen Ansichten des Satanic Temple zusammengefasst waren, und bat darum, nicht dazu gezwungen zu werden, die gesetzlich vorgeschriebene „Broschüre zur informierten Einwilligung" zu lesen.

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Laut einer Kopie der Klageschrift, die VICE News vorliegt, sind Mitglieder des Satanic Temple der Ansicht, dass es Frauen erlaubt sein sollte, „Entscheidungen im Bezug auf ihre Gesundheit auf der Grundlage der besten wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Welt zu fällen" und dass „die Frau alleine entscheidet, ob Menschliches Gewebe aus ihrem Körper entfernt werden soll."

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Im Einklang mit ihrer angeführten religiösen Überzeugung hieß es in Mary Does mitgebrachtem Brief: „Ich habe mich dazu entschieden, heute eine Abtreibung durchführen zu lassen—jetzt und ohne Lesen der Broschüre." Planned Parenthood führte keine Abtreibung bei ihr durch.

„Wir haben diesen Brief vor fast einem Jahr aufgesetzt", erklärte Lucien Greaves VICE News. „Doch dies ist das erste Mal, dass Mary Doe so etwas passiert ist."

Die Klage auf Bundesebene, die einer anderen, vom Temple auf Bundesstaatsebene eingereichten Klage von Anfang Mai ähnelt, soll eine landesweite Widerstandswelle gegen Abtreibungseinschränkungen auslösen.

Das Argument des Satanic Temple ist inspiriert von der „ Hobby Lobby"-Entscheidung des Obersten Gerichtshofs der USA, die es Privatfirmen erlaubt, sich nicht an Gesetze zu halten, die religiöse Überzeugungen der Firmenbesitzer verletzen.

„Hobby Lobby hat robusteren religiösen Ausnahmen den Weg geebnet", sagte Greaves. „Wir haben eine religiöse Ausnahmeregelung genau so verdient wie alle anderen."