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Drogen

Vater und Sohn produzieren Ecstasy und Cannabis im gleichen Haus – Zufall?

Die beiden wollen nichts voneinander gewusst haben und flogen wegen der Ex-Frau des Vaters auf.

Ein Familienbetrieb ist eigentlich eine feine Sache. Ein Handwerk wird von Generation zu Generation weitergegeben und so eine hohe Qualität gewährleistet. Das funktioniert auch beim Handwerk des Drogenhandels: Zum Beispiel zeigt der Vater seinem Sohn, wie man Hanf-Pflanzen düngt oder mit wie viel Levamisol man das Koks streckt. Und am Ende kann man auf die Koks-Päckchen schreiben: "Qualität aus Familientradition".

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Nur was, wenn ihr einen Drogen-Familienbetrieb führt, ohne davon zu wissen?

Genau das ist angeblich in Wietmarschen passiert, einem kleinen Ort in Niedersachsen unweit der niederländischen Grenze. Ein 59-jähriger Rentner hat dort in seinem Schuppen Marihuana gezüchtet. Und der Sohn auf dem Dachboden des Hauses Ecstasy gepresst.


Video: Die Wahrheit über Ecstasy: High Society


Das Landgericht Osnabrück hat Vater und Sohn jetzt jeweils wegen unerlaubten Handels mit Betäubungsmitteln zu Haftstrafen verurteilt. Der Vater muss wegen des Gras zwei Jahre und zehn Monate ins Gefängnis, der Sohn wegen der großen Menge an chemischen Drogen noch ein Jahr länger. Der Vater sagte aus, dass er von den Aktivitäten seines Sohns nichts wusste. Und auch der Sohn behauptete, dass er mit der Cannabis-Plantage nichts zu tun hatte.

Den Hinweis auf die Plantage bekam die Polizei ausgerechnet von der Ex-Frau des 59-Jährigen. Ob ihr auch bewusst war, was der Sohn auf dem Dachboden trieb, ist unklar. Der Polizei erzählte sie allerdings nur von dem Marihuana. Auch konnte nicht geklärt werden, ob es sich dabei tatsächlich um ihr eigenes Kind handelt. Denn vor Gericht verweigerte sie die Aussage.

Als die Polizisten das Grundstück Anfang des Jahres durchsuchten, fanden sie neben 185 abgeernteten Pflanzen auch das Drogenlabor auf dem Dachboden. Dort lagerten zwei Tablettiermaschinen, fünf Kilo Speed, 280 Gramm Kokain und neun Kilo MDMA. Ein Teil davon bereits in Pillen komprimiert. Der Vater bestritt, irgendwas damit zu tun zu haben. Und die Polizei fand schnell einen weiteren Verdächtigen: den arbeitslosen, aber auch nicht gerade untätigen Sohn des Mannes. Diese Woche gestand der 27-Jährige vor Gericht, für das Ecstasy verantwortlich zu sein. Der Vater gestand ebenfalls, die Cannabis-Plantage betrieben zu haben.

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Der Sohn wohnt eigentlich in einem Nachbardorf, besitzt aber einen Schlüssel für das Haus des Vaters. Die Pillen produzierte er nach eigener Aussage, als der Vater für fünf Wochen im Urlaub war.

Die Polizei konnte aber weder dem Vater noch dem Sohn nachweisen, dass sie Teile der Drogen bereits verkauft haben. "Beide Angeklagte haben angegeben, nichts davon verkauft zu haben, das haben wir nicht widerlegen können", sagte der Staatsanwalt laut Neuer Osnabrücker Zeitung.

Trotzdem verurteilte das Gericht die beiden wegen unerlaubten Handels. Der vorsitzende Richter sagte im Urteil: "Der Tatbestand des unerlaubten Handels beginnt damit, dass Setzlinge in dieser Menge angeschafft und die Grundstoffe für die Herstellung der Pillen gekauft wurden".

Der Vater stellte sich beim Marihuana-Züchten wohl ziemlich blöd an. Vor Gericht sagte er aus, dass die Ernte "ein Flop" gewesen sei. Trotz einer Beleuchtungs-, Bewässerungs- und Belüftungsanlage, die er im Schuppen installiert hatte. In den Zuchttöpfen fand die Polizei nur noch die Strünke. Die sichergestellten Pflanzen seien vergleichsweise klein gewesen, bestätigte ein Sprecher des Gerichts gegenüber VICE, womit außerdem geklärt wäre, dass ein Familienbetrieb auch nicht immer zwangsweise für Qualität steht.

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