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Get Well Soon ist gar nicht traurig

Konstantin Gropper von Get Well Soon erlebt wenig verrückte oder aufregende Dinge. Dafür beschäftigt er sich ausgiebig mit Kunst.

Konstantin Gropper (ganz links) mit seiner Band Get Well Soon (Foto: Simon Gallus)

Konstantin Gropper wurde 2008 von der deutschen Musikpresse zum Erlöser des hiesigen Indiepop erhoben, und das gar nicht mal zu Unrecht. Sein Debüt-Album Rest Now Weary Head, You Will Get Well Soon war ein über mehrere Jahre im einsamen Kämmerlein arrangiertes Überraschungswerk, voller Melancholie und gleichzeitig Trost. Get Well Soon legte 2010 sein zweites Album Vexations nach und erntete spätestens damit auch international Anerkennung, unter anderem wurde der Schwabe mit einem Auftritt beim Glastonbury Festival belohnt.

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Im September dieses Jahres erschien sein neues Album The Scarlet Beast O’ Seven Heads - La Bestia Scarlatta Con Sette Test, spätestens damit soll der Durchbruch auch vor einem größeren Publikum gelingen. Wir haben Konstantin Gropper auf dem New Fall Festival in Düsseldorf getroffen und mit ihm über häufig gestellte Fragen, ihn inspirierende Künstler und das größte Get-Well-Soon-Missverständnis zu sprechen.

Welche Frage wird dir aktuell am meisten gestellt und nervt dich schon?
Jetzt aktuell bei dem Album fragen eigentlich alle nach dem Albumtitel. Was mich persönlich stört ist, dass ich dann immer nur dasselbe sage. Am Anfang gebe ich mir immer Mühe das irgendwie umzuformulieren aber irgendwann ist es dann so automatisiert und dann finde ich das selber nicht gut und bin unzufrieden mit mir. Aber ich kann mir ja auch keine anderen Antworten ausdenken. Eine Frage, die du bestimmt auch schon häufiger gehört hast, die mich aber trotzdem interessiert: Wie bist du zu deinem Künstlernamen gekommen?
Ich hab in vielen Projekten vorher gespielt und da hatte ich immer etwas komplizierte Namen, die dann grundsätzlich immer falsch ausgesprochen, angekündigt oder falsch geschrieben wurden. Deswegen habe ich mir irgendwann gedacht, ich will jetzt so einen ganz einfachen Namen, der aber trotzdem irgendwie eine Bedeutung haben kann, wenn man will. Und das fand ich bei dem Namen eigentlich sehr gut. Außerdem mochte ich diese drei einsilbigen Wörter. Für mich hat es die Bedeutung, ich soll mich besser fühlen, wenn ich deine Musik höre.
Genau. Für mich zumindest, ist die Musik etwas Therapeutisches. Mir geht es viel besser, wenn ich Musik mache.

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Dann warst du ein glückliches Kind? Cello schon mit fünf Jahren?
Ja. Ich hab mir mit fünf Jahren Cello ausgesucht. Ich bin mit klassischer Musik aufgewachsen und Musik war bei uns in der Familie zuhause immer das wichtigste. Meine Schwester, die heute mit mir auf der Bühne stehen wird, hat sich mit fünf Jahren auch ein Instrument ausgesucht. Du kommst aus Oberschwaben. Kannst du auch schwäbeln?
Ja. Ich kann nicht nur schwäbeln, ich kann schwäbisch! Okay. Ab jedzd führe mir des inderview auf schwäbisch. Jetz red ma nomml über dei Album ge. Was sagsch n da zu dei Album Titel denn so?
Des was mi am meischden…okay, ernsthaft: Am meisten habe ich mich musikalisch - jetzt mal von Morricone abgesehen- von der italienischen Filmmusik der 60er und 70er inspirieren lassen. Meistens Horrorfilmmusik. Ich wollte einen Titel der so klingt wie ein Filmtitel aus dieser Zeit und ich wollte diese Apokalyptische Stimmung mit einbringen. Deswegen gibt es diese Referenz zur biblischen Apokalypse im Titel. Okay. Das erkennt man auch an in dem aktuellen Video zu „Roland I Feel you“. Habt ihr das eigentlich alles selbst gedreht?!
Ja, alles eigenes Material. Ich wollte, dass es am Ende so aussieht wie ein Film-Trailer und relativ viele Referenzen hat und die ganze Umsetzung habe ich dann in vertrauensvolle Hände gegeben. An Philipp Kaessbohrer. Ein Guter Freund von mir.

Und von Henry Darger hast du dich auch inspirieren lassen?
Ja, Ich war auf einer Ausstellung seiner Bilder aus seinem Werk „In the Realms of the Unreal” und fand die sehr interessant und im Nachhinein seine Biografie. Das hat mich sehr inspiriert.

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Okay. Ich hab gelesen, dass er sich selbst angefasst hat und eine Phase hatte wo er fremdartige Geräusche von sich gegeben hat. Ein richtig netter Kerl.
Ja, und ich mochte seine Art, dass er seine Kunst nur für sich gemacht hat. Und keiner davon wusste. Eine sehr romantische Vorstellung!

Mit welchem Song hast du dich am meisten beschäftigt?
Der Letzte „You Cannot Cast Out The Demons (You Might As Well Dance)” Mit dem Song habe ich angefangen und mit dem war ich dann auch als letztes fertig. Das war mehr so als musikalisches Experiment gedacht. Ich hab versucht, Dance Music auf meine Art umzusetzen und irgendwie war ich damit die ganze Zeit unzufrieden und bin es auch jetzt im Nachhinein.

Hörst du zurzeit auch gerne Dance Music?
Ich habe tatsächlich in letzter Zeit ganz wenig neue Musik gehört. Ich hab bisschen in meiner Recherche-Arbeit für das Album sehr viel altes Zeug gehört und komm selten dazu, so wirklich Musik zu hören, so als Hobby. Das ist zwar sehr schade… aber so grundsätzlich höre ich gerne Bowie.

Bowie! Hat seine damalige Frau ihn nicht mal mit Mick Jagger im Bett erwischt? Was war denn das aufregendste, was dir passiert ist mit Get Well Soon?
Aufregend?!

Verrückt!?
Verrückt finde ich es, wenn man sich Textzeilen aus meinen Songs tätowieren lässt… so was finde ich immer verrückt.

Was ist das häufigste Missverständnis über dich?
Ich glaube, die Leute gehen immer davon aus, dass ich sehr traurig bin, wenn sie meine Musik hören. Dabei geht’s es mir eigentlich besser, wenn ich Musik mache und ich bin gut gelaunt. Ich glaube auch, dass viele Comedians im Leben sehr griesgrämig sind weil sie auf der Bühne immer lustig sein müssen. R.I.P. Dirk Bach.