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Kälte

So helfen Berliner Clubs Obdachlosen im Winter

In die U-Bahnhöfe dürfen sie nachts nicht mehr, deshalb wollen nun zwei Clubs die Berliner Obdachlosen vor der Kälte schützen. Ohne Eintritt, versteht sich.
Ein Obdachloser schläft auf einer Matratze vor einer Plakatwand.
Foto: imago | Jürgen Ritter 

Für die meisten Menschen ist der Winter eine gemütliche Jahreszeit. Sie erfreuen sich an Glühwein, Plätzchen und Geschenken und müssen keine Angst haben zu erfrieren. Andere Menschen schon: Täglich und vor allem nachts müssen sich Obdachlose die Frage stellen, wo sie am besten Schutz vor der Kälte finden können, ohne vertrieben zu werden. Da die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) in diesem Jahr die U-Bahnhöfe bis auf zwei Ausnahmen für die Tausenden Obdachlosen in Berlin aus Sicherheitsgründen nicht mehr öffnen will, wird die Suche nach geeigneten Plätzen schwieriger.

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Eine Lösung für zumindest einige Obdachlose bieten nun zwei Clubs in Friedrichshain und Kreuzberg und folgen damit der Idee eines Dortmunder Clubs aus dem vergangenen Winter. Das Astra Kulturhaus sowie das Bi Nuu werden ihre Räume voraussichtlich einmal die Woche für Obdachlose öffnen. Schon vor einem Jahr dachte Torsten Brandt, der Betreiber der beiden Clubs, darüber nach, seine Clubs als Notunterkünfte zur Verfügung zu stellen. Er wandte sich deshalb an die Kältehilfe Berlin.


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Vergangenen Winter kam die Idee zu kurzfristig, dieses Jahr soll sie dank ausführlicher Planungen in die Tat umgesetzt werden. Im Astra Kulturhaus können dann etwa 25 obdachlose Männer und Frauen aufgenommen werden, im Bi Nuu circa 15 Frauen. Björn Wedel, einer der Organisatoren, sagte im Gespräch mit VICE, dass in den Clubs bereits Feldbetten der Berliner Kältehilfe gelagert seien. Über eine Ausgabe von Essen und Getränken werde derzeit noch nachgedacht.

Wenn so viele unterschiedliche Menschen an einem Ort zusammenkommen, sind Spannungen nicht ausgeschlossen. Dass es zu größere Ausschreitungen kommen könnte, glaubt Björn Wedel jedoch nicht: "In der Regel freuen sich die Obdachlosen einfach sehr über das Angebot." Die Obdachlosen sollen zudem auf die verschiedenen Räumlichkeiten der Clubs verteilt werden, sodass alle ein wenig Privatsphäre haben.

Sollte es dennoch zu Problemen kommen, sind geschulte Helfer vor Ort, die sich mit solchen Situationen auskennen. Auch Sicherheitskräfte werden insbesondere Nachts vor den Clubs positioniert, um für die Sicherheit und Schutz zu Sorgen.

Die Aktionen des Astra und Bi Nuu setzen ein richtiges Zeichen, auch wenn die Clubs letztlich nur wenigen Bedürftigen helfen können. Insgesamt gibt es in Berlin nur 1.200 Notschlafplätze – zu wenig für alle Obdachlosen der Stadt. Um noch mehr Menschen Schutz vor den Minusgraden bieten zu können, sollen diese unter anderem in nicht genutzten Flüchtlingsunterkünften untergebracht werden, plant die Berliner Sozialsenatorin Elke Breitenbach.

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