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Aufwachsen im Knonauer Amt

Flussbaden, Kiffen und Trinken kann man nirgends in der Schweiz besser als in Ottenbach. Trotzdem ist es schwierig, dieses Dorf nicht ein bisschen zu hassen.
Foto: Johann Fisch

„Das Knonauer Amt liegt auf der Sonnenseite des Albis in intakter Landschaft, zwischen zwei Wirtschaftszentren."

So wird der Internetbesucher begrüsst, der sich, auf welchem Weg auch immer, auf die Homepage des Knonauer Amts verirrt hat. Es stimmt, das Knonauer Amt liegt je 15 Kilometer von Zürich und Zug entfernt. Und ja, die Landschaft ist, wie so malerisch formuliert, intakt. Die Landschaft ist eines der wenigen Dinge, die im Knonauer Amt intakt sind.

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Foto: Paebi | Wikimedia | CC BY 3.0

Ich bin in Ottenbach aufgewachsen, einem Dorf, das nicht einmal das Word-Dokument kennt. Das Knonauer Amt kennt es übrigens auch nicht. Wenn mich in Zürich, wo ich das Gymnasium besucht habe, jemand fragte, wo ich wohne, fiel ich jedes Mal in prophylaktisches Gelächter, bevor ich „Ottenbach" hervorstiess. Wenn ich ehrlich bin, schämte ich mich den Grossteil meines Lebens für meinen Wohnort.

Erst als ich nach Zürich zog, wurden mir die Vorzüge des Lebens in diesem kleinen Nest bewusst. Ich erinnerte mich an die ausgedehnten Spaziergänge mit meinen Hunden, wenn ich eigentlich für die Schule hätte lernen müssen, die Stunden auf dem Dorfplatz (ja, so hiess der und er war damals das Zentrum der Welt), die ich mit meinen Freunden kiffend und Bier trinkend verbracht habe, den netten Volg-Kassierer, der mir die eine oder andere Zigarettenpackung zusteckte … So schlimm war's ja gar nicht.

Ottenbach liegt im Bezirk Affoltern, im Kanton Zürich und direkt an der Grenze zum Kanton Aargau. Manche meiner Freunde machten sich früher einen Spass daraus, mit dem Roller an der Grenze zu halten um rüber zu pissen. Soviel zum Thema Kantönligeist.

Säuliamt

Das Knonauer Amt trägt neben seinem unscheinbaren Namen noch einen anderen, der einem Bewohner dieser Region die Schamesröte ins Gesicht treibt. „Das isch doch s'Säuliamt oder?" Der Name Säuliamt entspringt der Legende, nach der sich ein Bauer mit Kalb und Sau im Gepäck in Richtung Zürich aufmachte. Auf dem Pass ging ihm das Gatter seines Wagens auf und die beiden Tiere sprangen aus dem Wagen, in unterschiedliche Richtungen: Das Kalb fand Zürich wohl die bessere Entscheidung während die Sau sich für das Knonauer Amt entschied.

Titel-Foto: Paebi | Wikimedia | CC BY 3.0