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​Was wir 2015 über Flüchtlinge gelernt haben

Die wichtigsten Artikel aus einem Jahr, das Deutschland und Europa verändert hat.

Das Jahr 2015 wurde maßgeblich von Flüchtlingen geprägt. Schon im letzten Jahr war die immer größere Zahl von Menschen, die aus Krisengebieten nach Europa strömten, ein fast konstantes Thema in den Medien. Aber dieses Jahr wurde die Flüchtlingsfrage zur absolut zentralen Frage, nicht nur für die Flüchtlinge, sondern auch für die Menschen, Medien und Politiker in Österreich.

Es gab einige Momente, die das deutlich gezeigt haben. Irgendwann war klar, dass die Flüchtlingsfrage die zentrale Herausforderung unserer Gegenwart werden würde. Plötzlich wurden Grenzen vorübergehend geschlossen. Ungarn schottete sich ab. Der Zugverkehr zwischen Salzburg und München wurde eingestellt. Im August sterben 71 Flüchtlinge in einem Kühllaster auf der A4 bei Parndorf und im Süden Österreichs ließ das Innenministerium einen Zaun bauen.

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Während die Politiker sich über die richtige Antwort auf die Herausforderung stritten, hatten viele Österreicher bereits begonnen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen: Die einen, indem sie sich als Freiwillige engagierten, Flüchtlinge bei sich aufnahmen oder­­­─wie an diversen Bahnhöfen─den Totalausfall der Behörden zu kompensieren versuchten. Die anderen, indem sie sich zu „asylkritischen" Gruppen zusammenfanden, die ein paar von ihnen dazu inspirierten, auf eigene Faust loszuziehen, Flüchtlingsheime anzugreifen und ihre Hetze auf Österreichs Straßen zu tragen.

2015 war also ein Jahr, das Österreich und Europa verändert hat. Wir haben einiges über Flüchtlinge und vielleicht noch mehr über uns selbst gelernt. Auch wir bei VICE haben uns immer wieder mit dem Thema auseinandergesetzt ─ und über das Jahr eine ganze Menge dazugelernt:

Was passieren würde, wenn Europa seine Grenzen einfach öffnet

Das haben wir den Migrationsforscher Michael Clemens gefragt. Er glaubt, dass offene Grenzen nicht zum Zusammenbruch Europas führen würden─im Gegenteil.

Seine ziemlich interessanten Thesen könnt ihr hier nachlesen.

Was passiert, wenn man die Grenzen schließt, die Leute aber trotzdem kommen

Afghanische Flüchtlinge, die im Kreis Passau von Schleusern ausgesetzt worden sind | Foto: imago | epd

Nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Drama, das sich im Herbst an vielen europäischen Grenzen abgespielt hat: Ein Polizist aus dem deutschen Passau in Ostbayern erzählt von der Situation mit den Schleppern in seiner Region und wie gefährlich skrupellose Schlepper für die Flüchtlinge teilweise werden können.

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Hier geht's zum Artikel.

Die Reaktionen auf die Toten Flüchtlinge auf der A4

Wie gefährlich skrupellose Schlepper tatsächlich vorgehen und welche Auswirkungen es haben kann, wenn Menschen in die illegale Flucht getrieben werden, hat die Tragödie auf der A4 bei Parndorf im August mit 71 Toten gezeigt. Plötzlich fand das Sterben der Flüchtlinge nicht mehr im weit entfernten Mittelmeer statt, sondern vor der eigenen Haustür. Wir haben damals einige Reaktionen gesammelt und in einem Artikel verpackt.

Hier geht's zum Artikel.

Man braucht keine guten Argumente, um Stimmung gegen Flüchtlinge zu machen

Wir haben uns die beliebtesten Totschlagargumente gegen Asylbewerber mal genauer angeschaut und sie eines nach dem anderen auseinandergenommen. Pflichtlektüre vor dem nächsten Stammtischbesuch!

Hier geht's zum Artikel.

Warum Flüchtlinge nicht einfach nach Europa fliegen

Eine blöde Frage, die eigentlich gar nicht so blöd ist und deren Antwort einen interessanten Einblick in die Mechanismen erlaubt, mit der Bürokratie Grundrechte auch hintenrum aushöhlen kann.

Den Artikel gibt es hier.

Wer ihnen hilft, sich im Mittelmeer und auf dem Balkan nicht zu verirren

Foto: Feliks Todtmann

Abu Amar, ein querschnittsgelähmten Familienvater und Flüchtling, hilft aus seinem Krankenbett bei Hamburg täglich Dutzenden anderen Menschen auf der Flucht dabei, ihren Weg auch ohne Schlepper zu finden.

Das Porträt findet ihr hier.

Womit man rechnen muss, wenn man sich öffentlich für Flüchtlinge einsetzt

Als die NDR-Redakteurin Anja Reschke diesen auch in Österreich viral gegangenen Kommentar auf die Facebook-Seite der ARD postete, konnte sie nicht wissen, wie extrem die Reaktionen ausfallen würden: Auf der einen Seite erhielt sie sehr viel Zuspruch, der Post wurde über 130.000 Mal geteilt und hat über 140.000 Likes. Aber in den Kommentaren darunter sammelten sich schnell auch Hunderte paranoider, rassistischer und hasserfüllter Botschaften. Wir haben sie damals nach Dummheit sortiert, und das ist immer noch lesenswert.

Zum Artikel geht es hier lang.

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Foto: Grey Hutton

Was Flüchtlingen ihr Smartphone bedeutet

Viele Flüchtlinge kommen mit kaum mehr als dem, das sie am Körper tragen, in Österreich an. Fast alle haben aber ein Smartphone dabei. Die Telefone haben sie erstens beim Navigieren zu Wasser und zu Land unterstützt, und zweitens bilden sie eine wichtige Verbindung zu den Verwandten im Heimat- oder im Zielland. Wir haben Flüchtlinge gebeten, uns ihre Smartphones zu zeigen und die Geschichten dahinter zu erzählen.

Die Bildergalerie findet ihr hier.

Warum ihnen gerade aus Dem Besitz von Smartphones ein Strick gedreht wird

Das Paradoxe ist, dass viele „Asylkritiker" genau die Smartphones als Beweis sehen, dass die Flüchtlinge doch sowieso alle Schmarotzer seien, die sich sogar teure Telefone leisten könnten. Warum das erstens Unsinn und zweitens ein ziemlich krasses Zeichen dafür ist, wie wenig manche Deutsche von der modernen Welt verstehen, erklärt dieser Artikel.

Hier klicken für den Artikel.

Wie es sich anfühlt, Zeuge einer Tragödie zu werden

Gerade weil es eigentlich nur zeigte, was wir sowieso schon wussten, rüttelte das Bild des ertrunkenen dreijährigen Aylan Kurdi an einem türkischen Strand am Selbstverständnis Europas. Wir haben mit der Fotografin darüber gesprochen, was das Bild ihr bedeutet.

Das Interview könnt ihr hier lesen.

Der Grenzübergang Spielfeld

Zu letzt wollen wir euch unser Video über das, erst nach dem Sommer in die Schlagzeilen gekommenen, steirische Spielfeld nicht vorenthalten. Für die Reportage haben wir uns eben jene Orte angesehen, die in den letzten Wochen vermehrt Schauplätze von linken und rechten Auseinandersetzungen wurden und wo erst kürzlich der österreichische Grenzzaun fertig gestellt wurde.

Hier gehts zum Video.