Natural Bodybuilding in Frankreich

Bevor wir uns ans Fotografieren dieser Reihe machten, hielten wir Natural Bodybuilding für nur eine weitere Form des Anabolika-Theaters, wie man es im Nachtprogramm manchmal sieht. Doch wir wurden schnell eines Besseren belehrt, als wir das Spektakel aus nächster Nähe miterleben durften. Es stellte sich heraus, dass der Sport den Verzicht auf die ansonsten so häufig mit dem Bodybuilding assoziierten „Muskelfix"-Drogen zu seinem Ding gemacht hat.

Wir haben die regionale Pariser Qualifikationsrunde in Mantes-la-Jolie und das Finale der französischen Nationalmeisterschaft in Lormont besucht. Die Leute bei beiden Events empfingen uns mit offenen Armen und waren sehr bescheiden—etwas, das man vielleicht nicht erwartet, da es sich ja im Grunde um ein Selbstbräuner-Schaulaufen handelt. Bei unserer Ankunft fiel uns sofort der enorme Umfang der Kandidaten auf. Wir hatten noch nie solche Muskeln gesehen. Dennoch schienen uns ihre statuenhaften Körper ein karger Lohn für all das Training, dem sie sich unterziehen müssen.

Für solch eine eitle Freizeitbeschäftigung—und eine, die den Praktizierenden so viele Opfer abverlangt—scheinen diese Leute auch nicht gerade viel Anerkennung zu erhalten. Viele der „weniger natürlichen" Wettkämpfe werden von riesigen Sponsoren finanziert, während diese natürliche Liga scheinbar von reiner Leidenschaft angetrieben wird. Es gibt keine Preise oder Werbeverträge.

Die Wettkämpfe selbst sind sehr leicht zu erklären: Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen—getrennt nach Gewicht, Kategorie, Alter und Geschlecht—vollführen in der Gruppe einen Haufen Übungen vor einer Jury. Im großen Finale werden alle einzeln auf die Bühne gerufen, um ihre persönliche Erkennungspose zu zeigen. Alles wirkt total bodenständig und frei von der üblichen Protzigkeit heutiger Sportveranstaltungen. Entgegen unserer anfänglichen Vorstellung entpuppte sich das Natural Bodybuilding als eine Welt voll leidenschaftlicher und authentischer Menschen—alle vereint durch ihre Liebe zu Muskeln.