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Die Schutzbefohlenen antworten den Identitären mit einem Theaterstück

Die Flüchtlinge ließen sich von der Audimax-Stürmung nicht einschüchtern und traten abermals auf. Eine Randnotiz.
Foto der Theateraufführung

Fotos mit freundlicher Genehmigung von Abd El, HTU.

Im April dieses Jahres stürmte die rechtsextreme Identitäre Bewegung eine Aufführung der "Schutzbefohlenen" im Audimax der Uni Wien. Auf der Bühne entrollten sie ein Transparent und verspritzten zu Propagandazwecken Kunstblut.

Die Darsteller, allesamt Flüchtlinge, waren geschockt. Eine Schauspielerin sagte danach: "Ich habe Angst um meine Kinder gehabt und gedacht: 'Das ist das Ende, sie werden uns jetzt töten.' Lina und Yusef (ihre Kinder, Anm.) haben gestern Albträume bekommen. (…) Aber wir wollen weiter spielen."

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Ähnliches dachte sich auch "Dado" (Name der Redaktion bekannt, Anm.) von der Hochschülerschaft, der die Gruppe an die TU Wien einlud: "Nach dem Audimax-Vorfall waren wir uns einig, dass wir etwas tun müssen. Aber nicht etwas schreiben, oder sagen, sondern handeln. Und wie kann man das besser, als die gleiche Gruppe einzuladen, um zum Ausdruck zu bringen: 'Wir wollen, dass ihr das macht!'"

Im Vorfeld der Theateraufführung am Mittwochabend war die Nervosität groß. Die Polizei sicherte die TU, Securitys standen verstärkt bereit. "Es ist schon bitter, dass man in Österreich so ein Theater nicht normal aufführen kann", sagte Dado. "Aber es ist gut, dass sich der Staat in Form der Polizei und die Uni mit ihrer Unterstützung darum kümmern, dass wir so ein Zeichen setzen können."

Die Aufführung verlief ohne Zwischenfälle. Dem Schlusswort, vorgetragen als Sprechchor von rund 30 Flüchtlingen, wollen wir nichts hinzufügen:

"Wir wurden entwurzelt. Desillusioniert. Allein gelassen und neu geboren. Von denen, die die Verantwortung tragen, wurden wir kläglich im Stich gelassen. Belogen! Vertröstet! Es sind wir Flüchtlinge, die der europäischen Politik jede Würde stehlen. Wir sind es, die an euren Grenzen für das Asylrecht kämpfen. Es ist ein Menschenrecht. Es ist unser Recht. Es ist euer Recht. Es ist unser aller Recht.

Wir, die Fremden, die alles verloren haben, schenken euch vor den Toren Traiskirchen etwas, das ihr im Begriffe seid zu verlieren. Menschlichkeit! Solidarität! Und durch die Gitterstäbe reichen wir euch die Hände. Dieser Zaun mag ihre Grenze sein. Es ist nicht unsere. Dieser Zaun an der ungarischen Grenze, an den EU-Außengrenzen, in Spielfeld, in Lampedusa, in Mazedonien, auf der A4, in den Köpfen der Menschen; in den Köpfen unserer Politiker. Dieser Zaun wird fallen. Dieser Zaun wird fallen! Dieser Zaun wird fallen! Wir werden uns wieder von Mensch zu Mensch gegenüber stehen. Danke an die österreichische Zivilbevölkerung! Dankeschön."

Christoph auf Twitter: @Schattleitner