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IS, Islam und Identitäre

Am Sonntag haben Identitäre als IS-Kämpfer verkleidet auf dem Wiener Stephansplatz eine Enthauptung von Journalisten nachgespielt. Durch solche Aktionen werden in unseren Köpfen immer häufiger Islam und IS verbunden. Hier muss die Politik etwas tun.

Foto mit freundlicher Genehmigung der Identitären Bewegung Österreich.

Über den Terror des Islamischen Staats liest und hört man in den letzten Wochen jeden Tag in den Nachrichten—auch der Bezug zu Österreich wird immer öfter gesucht und gefunden: Weshalb Menschen nach Syrien reisen, um sich dem IS anzuschließen, wie man verhindern kann, dass sie es auch in Zukunft tun und was man mit denen macht, die wieder nach Österreich zurückkehren. Gestern sorgte der IS wieder für Aufsehen, als sich vermeintliche Mitglieder der Organisation auf dem Stephansplatz zu einer Kundgebung zusammenfanden, bei der sie eine Enthauptung nachstellten.

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Wer dieses Bild gesehen hat, weitergegangen ist und das Gesehene nicht weiter hinterfragt hat, wird glauben, IS-Mitgliedern dürfen auf dem Stephansplatz jetzt so tun, als würden sie Frauen und Rothaarige enthaupten. Tatsächlich handelte es sich bei den „Terroristen“ jedoch um Mitglieder der Identitären Bewegung, die die Zuseher „über Masseneinwanderung, Islamisierung und die damit verbundene Terrorgefahr [aufklären wollten].“

Von vielen Seiten wird Österreichs Asylpolitik als unmenschlich bezeichnet und kritisiert, unter anderem, weil viele Flüchtlinge oft viele Monate und Jahre warten müssen, bis über ihren Aufenthalt entschieden wird, diese Entscheidung oft willkürlich von dem Beamten entschieden wird, der den Akt in die Hände bekommt und die Situation der Flüchtlinge hier zu einem großen Teil menschenunwürdig ist. Die Identitären bezeichnen Österreichs Flüchtlingspolitik jedoch als „verrückte Multikulti-Politik“, die Wien zu einem „Mekka des Terrorismus“ mache.

Alexander Markovics sagt, die Identitären wollen mit dieser Aktion die Leute schockieren, „um sie einerseits darauf aufmerksam zu machen, dass solche Terroraktionen wie im Nahen Osten jederzeit auch bei uns passieren können und andererseits, um den Zusammenhang zwischen Einwanderung, Islamisierung und den Zulauf zu dieser Terrorgruppe aufzuzeigen. Letztlich ist die Masseneinwanderung mitsamt ihrer Begleiterscheinung des islamischen Terrors nur ein Nebeneffekt der Kolonisation Österreichs und Europas durch Einwanderer aus der Türkei, dem Nahen Osten und Afrika.“ Laut den Identitären gibt es keinen moderaten Islam.

Durch Aktionen wie die der Identitären am Sonntag, aber auch durch Aussagen einiger Politiker und Schlagzeilen, die immer wieder vor dem IS-Terror warnen, werden in unseren Köpfen immer häufiger Islam und IS verbunden, was den Rassismus gegenüber Muslimen in Österreich weiter schürt. Das führt unter anderem dazu, dass in Wiener U-Bahnen muslimische Frauen mit Kopftuch zusammengeschlagen werden und somit auch dazu, dass sich Muslime in Österreich nicht willkommen fühlen. Wer sich dann noch wundert, dass einige sich hier einem radikalen Islam zuwenden, auch wenn sie—bevor sie nach Österreich gekommen sind—nie wirklich gläubig waren, weil es ihnen eine gewisse Zuflucht und Vertrautheit bietet, hat nicht ganz verstanden, wie Menschen funktionieren.

Die deutsche Bundeskanzlerin hat sich am Wochenende auf einer Veranstaltung deutlich gegen den wachsenden Antisemitismus in Deutschland ausgesprochen, der in den letzten Monaten durch Entscheidungen der israelischen Regierung stark gestiegen ist. In Österreich muss es von Seiten der Politik genau diese Eindeutigkeit gegenüber der Hetze gegen Muslime geben. Zu fordern, dass auch verhetzerische Aussagen über den Islam als Religion „eines Warlords aus dem siebten Jahrhundert“ und Bringer eines „Frieden[s] der Unterwerfung“ nicht gleich abqualifiziert werden dürften, sondern diskutiert werden müssten, wie es die heutige Ausgabe der Presse tut, hilft da nicht unbedingt weiter. Es ist gut und wichtig, ein IS-Verbot zu diskutieren, wie es derzeit getan wird. Wichtiger ist jedoch, Muslimen zu zeigen, dass sie so willkommen bei uns sind, wie jede andere Glaubensrichtung auch und dem Rest der Bevölkerung nicht einzureden, dass IS und Islam zu verbinden sind.

Hanna auf Twitter: @hhumorlos