Die besten Fotografen der Welt haben "Freiheit" abgelichtet
"Die Freiheit, die Bilder zu schießen, die ich will" – Bruce Gilden. New York City, USA. 1984 © Bruce Gilden / Magnum Photos.

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Die besten Fotografen der Welt haben "Freiheit" abgelichtet

Hier erklären sie unter anderem, was ein wiedergeborener Jesus damit zu tun hat.

Wenn Leute in einen Raum kommen und rufen, "Keiner macht so gute Fotos wie wir!" – und sie damit auch noch Recht haben – handelt es sich wahrscheinlich um Magnum-Fotografen. Drücken sie auf den Auslöser, kommen oft Aufnahmen heraus, die aufrütteln, wütend machen oder zu Tränen rühren. Einige dieser Fotos verkauft die Agentur Magnum gelegentlich als Drucke, dieses Mal zum Thema "Freiheit". Die Fotografen haben dafür in ihren Archiven gekramt und Aufnahmen herausgesucht, die unsere Sicht auf die Freiheit verändert haben.

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Alabama, USA. 1965 © Bruce Davidson / Magnum Photos

"Zwischen 1961 und 1965 war ich Zeuge verschiedener Demonstrationen der US-Bürgerrechtsbewegung. Das Foto zeigt eine Gruppe von Bürgerrechtlern, die im Kampf um ihr Wahlrecht von Selma nach Montgomery marschieren. Damals wie heute war Freiheit etwas, für das du kämpfen musst." – Bruce Davidson

Chennai, India. 2015. © Chien-Chi Chang/Magnum Photos

"Als das Foto entstand, tobte vor der Küste von Chennai, Indien, ein Zyklon. Wir waren mitten in einem intensiven Foto-Workshop. Die meisten Teilnehmer flohen vor dem tosenden Regen und dem böigen Wind. Diejenigen aber, die alles liegen ließen, um Teil des Sturms zu sein, bekamen eine sandige wie süße Kostprobe von Mutter Natur – gewürzt mit einer Prise Gefahr. Sei Teil des Stroms, aber sei dir auch bewusst, wer du bist. Das bedeutet Freiheit für mich." – Chien-Chi Chang

Punishment cell in a prison. Leningrad, USSR. 1988. © Chris Steele- Perkins / Magnum Photos

"Mit dem Zerfall der Sowjetunion kam die Möglichkeit, Russland zu erkunden. Ich arbeitete damals für das The Sunday Times Magazine und wartete seit ungefähr einem Jahr auf die Genehmigung, 'Recht und Ordnung' in Russland zu fotografieren. Eines Tages kam ein Fax rein. In dem stand, dass ich ein Visum bekommen hätte. Mein Mittelsmann kam von der Agentur RIA Novosti. In ein paar Tagen sollte ich in Moskau sein. Alexi, mein Vermittler, war einfach sagenhaft. Der Typ hat es geschafft, mich in alle möglichen Gefängnisse reinzubringen. Er hat mich sogar auf Drogenrazzien der russischen Polizei mitgenommen. Am Ende hatte ich die bestverkaufte Magnum-Geschichte des Jahres. Auf der Reise durch Russland traf ich diese Typen, die gerade ihre Haftstrafe in einer kargen Zelle absaßen. Freiheit lernst du erst wirklich zu schätzen, wenn sie dir genommen wird." - Chris Steele-Perkins

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Children run in the wheat field and enjoy nice weather during the local traditional spring festival. Kirklareli, Turkey. 2017 © Emin Özmen / Magnum Photos

"Auf den kalten Winter im türkischen Teil Thrakiens folgt der Frühling mit seiner strahlenden Sonne und warmen Winden. Mensch und Natur kommen jedes Jahr in der ersten Maiwoche auf einem Frühlingsfest in Kirklareli wieder in Einklang. Das Foto zeigt Kinder, mit denen ich durch ein Weizenfeld rannte und das wunderbare Wetter genoss. Erinnerungen an meine eigene Kindheit kamen dabei hoch. Es war ein Moment purer Freiheit für uns alle." - Emin Özmen

Ciudad Juárez, Mexico. July 17, 2009. © Jerome Sessini/Magnum Photos

"An den Sommerwochenenden entspannen sich die Familien von Juárez am Ufer des Rio Bravo, an der Grenze zwischen Mexiko und den USA. Das Bild zeigt für mich die Freiheit, die sich einfache Leute leisten können. Einen Moment Zeit mit der Familie verbringen und dabei kurz die Alltagsprobleme vergessen. An dem Zaun im Hintergrund hört Mexiko auf. Genau wie die Freiheit dieser Menschen." - Jérôme Sessini

INRI Cristo's disciples rolling him around on the compound grounds on his rolling pedestal. Brasília, Brazil. 2014. © Jonas Bendiksen/Magnum Photos

"'Ihr werdet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch frei machen.' (Johannes 8:32). Drei Jahre lang hatte ich diese berühmten Worte aus der Bibel im Ohr. In Brasilien war ich auf der Suche nach Männern, die von sich behaupteten, sie seien der wiedergeborene Jesus Christus. Inri Cristo und seine zwölf Jünger leben auf einem eingezäunten Gelände außerhalb von Brasília. Inri ist für sie der Erlöser, auf den sie so lange gewartet haben. Seine Jünger behaupten, dieses Wissen habe sie von den Dogmen und Missverständnissen befreit, die den Rest der Menschheit quälen. Ihr Glaube an Inri gilt ihnen als der größte Akt der Selbstbefreiung." - Jonas Bendiksen

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England. 1994 © Martin Parr / Magnum Photos

"Die Freiheit nimmt viele Gestalten an. Für viele Menschen manifestiert sich Freiheit im Erleben hoher Geschwindigkeit, etwa beim Skifahren oder einer Bergabfahrt auf dem Fahrrad. Eine Cabriofahrt hat innerhalb dieses Bildgenres vielleicht den höchsten Wiedererkennungswert. Das Bild habe ich für die BBC-Reihe 'Von A nach B' geschossen. Die Fernsehserie von Regisseur Nicholas Barker erforscht die Beziehungen von Menschen zu ihren Autos." - Martin Parr

Lindiwe Mutoma (Female Detective). Lusaka, Zambia. 2005 © Mikhael Subotzky

"Vor der Kamera verändert sich die Detektivin Lindiwe Mutoma, 28. Die Erfolge ihrer Arbeit in dieser von Männern beherrschten Berufswelt entstammen der Freiheit, die daraus entsteht, dass sie unsichtbar und unterschätzt ist und man nicht mit ihr rechnet. Wenn du sie fragst, ob es ihr in ihrer Arbeit hilft, dass sie eine Frau ist, antwortet sie mit Ja: 'Bevor du dich mit einem Mann anlegst, musst du versuchen, ihn zu verführen. Männer vertrauen sich Frauen gerne an. Aber sie unterschätzen sie auch. Einer Detektivin hilft das.' Mit Hilfe kleiner Gesten legt sie sich mit Menschen an, vor allem mit Männern. 'Die meisten Männer könnten daraus lernen, sich ab und zu genervt zu fühlen', witzelt sie.

Eine ihrer Lieblingstaktiken ist es, sich die Schuhe auszuziehen. Dann streckt sie ihre Beine aus und legt sie auf einen Sitz im Bus. 'Ich will die Beine ausstrecken', antwortet sie einem Mann, der genervt reagiert. Dabei bewegt sie ihre Zehen, als ob sie mit der wenigen frischen Luft im Bus herumspielen würde. 'Ist das etwa ein Verbrechen?' Ob sie schonmal daran gedacht hat, zusammen mit anderen Frauen eine eigene Detektei zu eröffnen? 'Klar', sagt sie und blickt dabei zum Busfenster hinaus, während wir nach Lusaka zurückfahren. 'Liebend gerne. Aber im echten Leben geht das nicht. In dem Geschäft steckt zu wenig Geld.'" - Mikhael Subotzky (Der Text basiert auf einem Artikel von Benjamin Joffe-Walt aus dem ‘Telegraph Magazine’, 2005)

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Foot, ice cream popsicle and guitar on West 3rd Street. New York, USA. 1970. © Richard Kalvar / Magnum Photos

"New York. Greenwich Village. 1970. Mach, worauf du Bock hast!" - Richard Kalvar

© Susan Meiselas / Magnum Photos

"Geschätzte Eltern: Sicher ist euch mein merkwürdiges Verhalten in den vergangenen Monaten aufgefallen. Ich gehe nicht mehr auf Partys. Ich tauche auf, dann verschwinde ich wieder. Ich mache das, weil ich ein Revolutionär geworden bin … Unser Land ist voller Leid und Rückwärtsgewandtheit. Das nicaraguanische Volk hat die heilige Pflicht, für die Freiheit unseres Volkes zu kämpfen." - Auszug aus einem Brief, den Edgar Lang Sacasa an seine Eltern schrieb

Edgars Vater, Federico Lang, war ein wohlhabender nicaraguanischer Geschäftsmann und Anhänger von Präsident Somoza. Die Nationalgarde erschoss Edgar am 16. April 1979, kurz bevor die Sandinisten die Somoza-Diktatur am 19. April stürzten.

Wenn ich heute aus der Ferne auf die sich überschlagenden Ereignisse in Nicaragua blicke, muss ich immer an die Träume denken die dem nicaraguanischen Volk vor 40 Jahren Auftrieb verliehen. Und dann denke ich daran, was sie noch immer fordern und auch verdienen, während sie noch immer um ihre Zukunft kämpfen." - Susan Meiselas, Mai 2018.

Muhammad Ali in the streets of Chicago. Illinois, USA. 1966 © Thomas Hoepker / Magnum Photos

"Ich bin Muhammad Ali tagelang mit meiner Leica auf seinem Weg von seinem Zuhause zum Boxstudio gefolgt. Immer wenn Kinder ihn auf der Straße sahen, umringten sie ihn sofort. Er war ihr Held. Und Ali taute in ihrer Gesellschaft immer auf. Er machte Witze, schnitt Grimassen, gab mit seinen Fäusten an. Ali gefiel das und die Kinder liebten es. Es war einfach fantastisch, die Verwandlung des grimmigen Boxers zu sehen, wenn er unter Kindern war." - Thomas Hoepker

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