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Wir haben Polizeischüler nach Dämlichkeit sortiert

In Berlin steht ein Polizei-Azubi vor Gericht, weil er einem Kumpel aus dem Remmo-Clan gesteckt haben soll, dass nach ihm gefahndet wird. Aber es geht noch dümmer.
Eine Gruppe von angehenden Polizisten
Foto: imago | Olaf Selchow

"Als das im Unterricht durchgenommen wurde, war ich gerade nicht da." Diese Ausrede kaufen Eltern ihren Kindern spätestens im dritten Schuljahr nicht mehr ab. Der Schüler der Polizeiakademie Muhammed I. probiert es damit trotzdem. Nicht vor seinen Eltern, sondern vor einem Berliner Amtsgericht. Da könnten die Folgen ernster sein als der Ärger über eine versemmelte Mathearbeit.

Muhammed I. wird Geheimnisverrat vorgeworfen. Er hatte sich in einem Computer im Klassenraum in das interne Kommunikationssystem der Polizei eingeloggt, ein Fahndungsfoto abfotografiert und per WhatsApp an einen Kumpel geschickt. Wegen seines Lernrückstands sei an ihm vorbeigegangen, dass das nicht so richtig im Einklang steht mit dem Gesetz.

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Erst recht nicht, wenn der Kumpel der Person auf dem Foto verdächtig ähnlich sieht – ein Mitglied der arabischen Großfamilie Remmo, dem Tankbetrug vorgeworfen wurde. Weil er erst später in die Ausbildung bei der Polizei eingestiegen sei, habe er das mit der Verschwiegenheitserklärung nicht so richtig mitbekommen. Nur, "dass ich mich anstrengen soll und so", war bei Muhammed I. hängen geblieben.


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An die strafrechtlichen Konsequenzen, die bei der Veröffentlichung geheimer Fahndungslisten drohen, erinnerte er sich nicht. Die Polizeischule musste Muhammed schon wegen schlechter Noten verlassen. Und bei den dämlichsten Manövern von Polizeischülern kann er auch nicht mithalten.

Der Pimmel-Bingo-Spieler

Es gibt wahrscheinlich kaum ein Spiel, das weniger Erotik verspricht als Bingo. Man denkt ans Seniorenheim, vielleicht sogar an die eigene Oma mit Stift und Block in der Hand. Wenn man auf einer Pornoseite "Pimmel Bingo" eingibt, spuckt die Suchmaschine aber 67.349 Treffer aus. Mit den richtigen Mitspielenden macht Bingo offenbar auch Jüngeren Spaß. Einer davon: ein Berliner Polizeischüler, der noch vor seiner Ausbildung im Staatsdienst in dem elfminütigen Film gleichen Namens mitspielte. Viel Spaß beim Suchen.

Nun spricht nichts gegen die Beteiligung an einer Pornodreh und schon gar nichts gegen das leicht verständliche Gesellschaftsspiel für Groß und Klein. Nur hätte sich der Schüler vielleicht vorher überlegen müssen, dass die Polizei gesellschaftspolitisch im 19. Jahrhundert feststeckt. In einigen Bundesländern dürfen Polizisten Tattoos nicht offen tragen. Die Verwechslungsgefahr mit Kriminellen oder Seemännern wäre einfach zu groß. Als der Porno aufflog, sagte ein Polizei-Sprecher: Ein derartiger Auftritt ist nicht erlaubt, weil er mit der Berufswahl und dem Status eines Beamten nicht vereinbar ist.“

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Alleine ist er mit der Pornovergangenheit bei der Polizei aber nicht. Ein anderer Polizeischüler finanzierte mit einem Erotikfilm die Krebstherapie seines Vaters. Der hatte wenigstens ein ehrbares Motiv. Hinter den schauspielerischen Ambitionen des "Pimmel Bingo"-Spielers verbirgt sich kein tragisches Schicksal. Vielleicht aber eine geheime Leidenschaft für Nachmittage im Seniorenheim? Das wäre allerdings ebenfalls tragisch. Seit zwei Jahren ist der Mann verbeamteter Polizist, trotz Pornovergangenheit.

Die falsche Kneipe zur richtigen Zeit

Wenn einen der Job auch nach Feierabend noch einholt, kommt schnell Frust auf. Da ist der Unmut eines Berliner Polizeischülers fast nachvollziehbar. Seine zukünftigen Kollegen überraschten ihn bei einer Razzia in einer Bar, die vorwiegend kriminelle Szenegrößen ansteuern.

Nun ist es kein Verbrechen, privat in zwielichtigen Etablissements rumzuhängen und vom Wirt mit Spitznamen angesprochen zu werden, wie der Polizeianwärter. Doch wenn die eigenen Leute den Laden stürmen, sollte man schleunigst den Hinterausgang aufsuchen. Was sich jedenfalls nicht empfiehlt: die Rechtmäßigkeit der Durchsuchungen infrage zu stellen. Was er tat. Prost.

Der Starbucks-Prank auf berufliche Zukunft sein' Nacken

Wie kommt man an Kaffee und Kuchen, ohne einen Cent dafür auszugeben? Ein angehender Kriminalkommissar aus Berliner weiß es. Und wer sein YouTube-Video "Auf Nacken! Starbucks Edition #1" gesehen hat auch.

Der Polizeischüler hat einen ausgebufften Trick entwickelt: Er erzählt dem Starbucks-Mitarbeiter an der Theke, einen Termin beim Filialleiter zu haben. Weil der sich verspäte, solle er, der schlitzohrige Polizeischüler, sich schon einmal auf Kosten des Hauses stärken.

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Nach der Kaffeestunde verlässt er den Laden. Sein Fazit: "Ich kann mit Stolz sagen, dass ich der Erste bin, der so was macht. Auf ganz YouTube." Im Kleingedruckten der Videobeschreibung ist die Aktion dann nicht mehr ganz so tollkühn: "Selbstverständlich wurden die im Video gegenständlichen Produkte (Kuchen & Kaffee) von mir in der Filiale rechtmäßig bezahlt", steht da, das Video diene "nicht zum Animieren einer Straftat".

Ob es sich tatsächlich um einen Fake handelt, bleibt fraglich. Die Polizei Berlin konterte den Prank jedenfalls mit dem Kommentar: "Weitergeleitet an unser LKA. Strafanzeige ist raus – #aufNacken! " Und das Video ist mittlerweile gelöscht.

Mit Vollspeed zur Sportprüfung

Für die Vorbereitung auf einen Sporttest gibt es die unterschiedlichsten Strategien. Morgendliches Joggen, gesunde Ernährung oder Hanteltraining gehören zu den populärsten Methoden. Kokain-Dealen eher nicht. Im Jahr 2017 nahm die Berliner Polizei einen Dealer hoch, der erst mit einem BMW einen Streifenwagen überholte und dann versuchte zu fliehen.

Nachdem die Beamten den Wagen gestoppt hatten, nahmen sie 38 Reagenzgläser mit Kokain, eine Schreckschusswaffe und den Fahrer in Augenschein. Der hatte 0,41 Promille und gab an, er habe sich für den mittleren Polizeivollzugsdienst beworben. Er müsse nur noch die Sportprüfung bestehen. In Wahrheit war der Mann schon beim Online-Test durchgefallen.

All Costumes are beautiful

Beim Griff in den Kleiderschrank kann man ganz schön danebenliegen. Dieter Bohlen wird für den Ausrutscher von zwei Polizeischülern aus Sachsen-Anhalt vermutlich besonders viel Verständnis haben. Die Suche nach dem auf einem Kreuzfahrtschiff vermissten Daniel Küblböck kommentierte er in einem Pullover mit dem Aufdruck "Be one with the Ocean".

Die Polizeischüler haben ein Video gedreht, in dem sie auf der Rückbank eines Autos sitzen, bekleidet mit Polizeiuniform und Basecap. Wem entscheidende Teile der Uniform fehlen, der muss eben auf Privatklamotten zurückgreifen. Und wenn das T-Shirt mit dem Aufdruck "A.C.A.B." im Schrank oben liegt, dann zieht man es eben an. Auch wenn das für "All Cops Are Bastards" steht. Widersprüche machen Leute. Einer Mitfahrerin scheint so viel zur Schau gestellte Dialektik zu gefallen: "Ihr seid schon richtig komisch, ihr Scheißbullen?"

Der Rektor der Polizeischule Sachsen Anhalt scheint diese Einschätzung nicht ganz zu teilen. Er suspendierte die beiden Polizeianwärter wegen "charakterlicher Nichteignung".

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