FYI.

This story is over 5 years old.

News

Hangover-News, 19. Dezember 2016

Neonazis besetzen einen Kirchturm, eine AfD-Abgeordnete findet ihre Partei krasser als die NPD, an einer deutschen Schule in der Türkei wurde Weihnachten gestrichen und ein wütender Autofahrer erschießt einen Dreijährigen.

Genau eine Woche vor Weihnachten haben sie ihn bekommen: Am Samstagnachmittag nahmen Zielfahnder des Landeskriminalamts Berlin den U-Bahn-Treter bei der Ankunft in einem Bus in der Hauptstadt fest. Ein Zeuge hatte ihn erkannt und vor der Ankunft die Polizei angerufen. Zuvor hatte sich der 27-jährige Verdächtige bei Verwandten in Südfrankreich aufgehalten. Er wurde noch am Sonntag dem Haftrichter vorgeführt. Dieser verkündete den Haftbefehl auf gefährliche Körperverletzung gegen ihn.

Anzeige

Außerdem ist die Schauspielerin Zsa Zsa Gabor im Alter von 99 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts in ihrer Villa im Nobelviertel Bel Air in Los Angeles gestorben. Ihr Mann, Fréderic von Anhalt, sagte: "Sie starb nicht alleine, alle waren hier. Sie hatte keine Schmerzen, alles ging ganz schnell. Alles war in Ordnung und plötzlich wurden ihre Hände kalt." Gabor erlangte weniger durch ihre Schauspielerei an Bekanntheit—im Laufe ihrer Karriere bekam sie nur einige Hauptrollen—als durch ihr Privatleben. Je nachdem, wie man zählt, war sie acht- oder neunmal verheiratet. Gabor behauptete, eine Affäre mit Frank Sinatra gehabt, Männer wie John F. Kennedy oder Elvis Presley jedoch abblitzen gelassen zu haben. Mit dem 30 Jahre jüngeren Deutschen von Anhalt war sie seit 1986 verheiratet.

"Krasser als die NPD": Abgeordnete verlässt AfD

Die Stuttgarter AfD-Fraktion mit Claudia Martin (4. v.li.) | Foto: imago | 7aktuell

Die baden-württembergische AfD-Abgeordnete Claudia Martin wird ihre Partei verlassen, weil diese ihr zu extrem und ausländerfeindlich sei. "Bei der AfD gibt es Papiere in den Schubladen, die sind krasser als das, was die NPD früher wollte", sagte die 46-Jährige im Gespräch mit der FAZ. So gebe es laut Martin ein Papier, in dem vorgeschlagen wird, Asylbewerber in Sonderlagern zu kasernieren, wo sie auf die Rückkehr in ihre Heimat und eine Tätigkeit als Aufbauhelfer vorbereitet werden sollen. Dieser Vorschlag erinnere sie an den "Madagaskar-Plan" der Nationalsozialisten. Europäische Juden sollten demzufolge auf die Insel ausgesiedelt und zur Feldarbeit gezwungen werden.

Anzeige

Der FAZ liegt eine Kurfassung des Papiers vor, in dem es heißt, Asylbewerber sollten in "Communities" auf die Rückkehr vorbereitet werden. "Die Einwohner haben eingeschränkte Grundrechte. Betroffen sind aus dem Grundgesetz unter anderem Artikel 2 (freie Entfaltung) und 3 (Gleichbehandlung) und 11 (Freizügigkeit)." Denn die Integration von Hunderttausenden Flüchtlingen sei in Deutschland nicht möglich.

Der Fraktionsvizevorsitzende Emil Sänze dementierte den Vorschlag der Sonderlager, es gehe lediglich um freiwillige Bildungsangebote. Fraktionschef Jörg Meuthen warf Claudia Martin währenddessen Heuchelei vor und sagte: "Es ist offenkundig, dass Frau Martin mit der parlamentarischen Arbeit insgesamt überfordert war, falsche Vorstellungen dazu hatte und überdies nicht konsensfähig war."

Behörden streichen Weihnachten an deutscher Schule in der Türkei vom Lehrplan

Lisesi-Gymnasium in Istanbul | Foto: imago | suedraumfoto

Die 35 deutschen Lehrer am Gymnasium Lisesi in Istanbul sollen den türkischen Schülern eigentlich alles über deutsche Bräuche und Kultur beibringen. Jetzt hat die Schulleitung aber angeblich ein Verbot des Themas Weihnachten beschlossen. Das türkische Bildungsministerium hat den Schulleiter erst im letzten Jahr direkt eingesetzt.

In einer E-Mail, die am vergangenen Dienstag an das Kollegium geschickt wurde, heißt es, "dass ab sofort nichts mehr über Weihnachtsbräuche und über das christliche Fest im Unterricht mitgeteilt, erarbeitet sowie gesungen wird". Ob die Anweisung von der Schulleitung oder einer höheren Behörde kommt, ist nicht klar.

Anzeige

Am Sonntag verteidigte sich die Schule mit einem Statement auf ihrer Website: Es handele sich nicht um ein "Weihnachtsverbot", sondern um die Aufforderung an die deutschen Lehrer, sich an den Lehrplan zu halten. Die Lehrer hätten demnach "in den letzten Wochen Texte über Weihnachten und das Christentum auf eine Weise behandelt, die nicht im Lehrplan vorgesehen ist". So hätten sie Aussagen gemacht, die "von außen betrachtet den Weg für Manipulationen freimachen".

Das Lisesi ist eine der besten Schulen der Türkei. Die Lehrer werden von Deutschland an das Gymnasium entsendet und bezahlt. Die türkischen Schüler können neben dem türkischen Abschluss auch das Abitur machen und damit in Deutschland studieren.

Neonazis besetzen Dortmunder Kirchturm, werden verhaftet und wieder freigelassen

Reinoldikirche in Dortmund | Foto: imago | imagebroker | boensch

Während der Adventszeit ist der Turm der Dortmunder Reinoldikirche für jeden zugänglich. Das machten sich am Freitagabend sieben Neonazis zunutze, als sie sich auf der Aussichtsplattform des Turms verbarrikadierten. Sie hängten ein Transparent mit der Aufschrift "Islamisierung stoppen" über die Brüstung, brüllten Parolen und zündeten Pyrotechnik. Immerhin war von den Parolen wenig zu hören, da die Pfarrerin kurzerhand die Glocken der Kirche anschaltete und damit die Rechtsextremen übertönte. Als Polizei und Feuerwehr den Turm stürmten und die Tür zur Plattform aufbrachen, stießen sie auf die sieben Männer, die sich Hakenkreuze auf die Stirn gemalt hatten.

Anzeige

Die sieben Turmbesetzer wurden festgenommen, außerdem wurden eine Frau sowie drei Dortmunder Rechtsextremisten verhaftet. Mittlerweile sind alle Verhafteten wieder auf freiem Fuß. Laut der Dortmunder Staatsanwaltschaft fehlten die Haftgründe, unter anderem Flucht-, Wiederholungs- und Verdunklungsgefahr.

Wütender Autofahrer erschießt Dreijährigen

We can confirm that the child has died. Homicide detectives are conducting the investigation. This is 40th homicide this year.
— Little Rock Police (@LRpolice)December 18, 2016

Weil ein Auto an einem Stoppschild vor ihm nicht schnell genug weiterfuhr, stieg ein Mann in Little Rock im US-Bundesstaat Arkansas aus seinem Wagen und schoss auf das Gefährt. Dabei traf er einen Dreijährigen, der mit seiner Großmutter in dem Auto saß. Zunächst bemerkte die Frau nicht, dass ihr Enkel verletzt war. Als sie später die Rettungskräfte verständigte, konnten diese das Leben des Jungen nicht mehr retten. Der Täter ist noch immer auf der Flucht, auf seine Ergreifung wurde eine Belohnung von 20.000 Dollar ausgesetzt.

Erst vor wenigen Wochen starb eine Zweijährige, ebenfalls in Little Rock, nachdem aus einem vorbeifahrendem Auto heraus geschossen worden war. Auch in diesen Fällen stellt sich wieder einmal die Frage, wie sinnvoll eine lockere Waffengesetzgebung in den USA ist, die es viel zu vielen Leuten erlaubt, mit Waffen im Handschuhfach durch die Gegend zu fahren und damit Kinder umzubringen.

Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.