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Beim ersten Mal war mein Sohn sechs Jahre alt. Ich hatte das Glück, dass sich meine Ex von mir getrennt hat. Das hat, im Nachhinein betrachtet, meinen Haftantritt ein bisschen einfacher gemacht—so habe ich mich wenigstens nur wegen einem Menschen schlecht gefühlt. Das war nicht wie ein Stich in die Magengrube, es war auch nicht wie ein Schlag ins Gesicht. Beide Male habe ich mich wegen meinem Sohn so dreckig und beschissen gefühlt—ich kann es nicht beschreiben. Diesen Schmerz kann man nicht beschreiben.Beim ersten Mal war er zu jung und ich war nur elf Monate drinnen. Auch im Nachhinein gesehen, hat er kein Problem damit. Beim zweiten Mal war er zehn Jahre alt—ich wurde entlassen, als er zwölf war. Er wusste, was passiert ist, wir hatten Briefkontakt. Glücklich war er trotzdem nicht, weil er nur gefühlte 1 Prozent meiner Briefe bekam. Ich habe ständig an ihn gedacht.Außerdem durfte er mich nicht sehen—seine Mutter stand oft zwischen uns, auch nach der Entlassung. Wir haben jetzt ein sehr freundschaftliches Verhältnis. Aber seine Entwicklung wurde durch meine Zeit im Gefängnis sicherlich auch beeinflusst—und zwar nicht unbedingt zum Guten, logischerweise. Ich glaube, er hat irgendwie meine Gene. Böse war er mir nie, aber all das hat seine Sicht auf das System stark verändert.Ich liebe ihn und er war der einzige Mensch, den ich immer vermisst habe. Da ich auch nach der Haft wenig Kontakt mit ihm haben durfte, vermisse ich seine gesamte Jugend. Wir ziehen bald zusammen und haben jetzt mehr Kontakt. Er ist schon volljährig und kann selbst entscheiden, was er macht. Ich freue mich schon auf die Zeit mit ihm.Fredi auf Twitter: @Schla_Wienerin„Wer im Knast Freunde findet, der hat entweder keine Ansprüche oder viel Glück—ich hatte beides nicht."