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,Der jüdische Patient‘: Ein exklusiver Auszug aus Oliver Polaks neuem Buch

Zusammen mit ein paar anderen Magazinen präsentieren wir die ersten Seiten aus dem neuen Buch von Oliver Polak.

Oliver Polak, der Schriftsteller und Komödiant, hat ein neues Buch geschrieben. Für alle, die sein Buch Ich bin Jude, ich darf das verpasst haben und immer noch nicht wissen, wer Oliver Polak ist: Das ist der Mann, der in dem K.I.Z.-Video zu Ich bin Adolf Hitler die Hauptperson (genau: Adolf Hitler) gespielt hat. Also offensichtlich ein ziemlich geiler Typ. Leider litt Polak über lange Zeit an so schweren Depressionen, dass er sich in Therapie begeben musste.

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Über diese Erfahrung schreibt er also in seinem neuen Buch Der jüdische Patient. Dabei geht es vor allem auch darum, dass die Krankheit Depression in Deutschland (wie auch in Österreich) immer noch viel zu oft totgeschwiegen wird—und selbst in den USA noch Aufklärungsbedarf besteht, wie manche Reaktionen auf Robin Williams Selbstmord gezeigt haben.

Wenn es draußen ist, werden wir es bestimmt lesen, und bis dahin haben wir immerhin schon mal eine exklusive Vorschau für euch. Zusammen mit ein paar anderen Magazinen präsentieren wir die ersten Seiten aus dem Buch. Die Seiten 10-13 könnt ihr bei bei Spex, Splash! Mag, Intro und testspiel.de lesen—die nächste Seite gibt es morgen auf kulturnews.de.

Oliver Polak „Der jüdische Patient“ (Seite 14):

„…einem psychisch labilen Zustand befindet, so wie ich mich gerade, dann wird man von der Gesellschaft geächtet oder ignoriert. Warum sind Depressionen ein Tabu in Deutschland? Warum ist Schwäche ein Tabu in einem menschlich oft so schwachen Land?

In den USA, das hat mir meine Tante erzählt, ist das schon lange ganz anders. Die Schwester meines Vaters ist siebenundachtzig Jahre alt. Nachdem sie damals das Konzentrationslager überlebt hatte, wanderte sie nach Amerika aus und lebt jetzt in New York. Viele jüdische Überlebende suchten unmittelbar nach ihrer Immigration in die USA Psychiater auf, um die schrecklichen Ereignisse der Vergangenheit zu verarbeiten. Das, sagte sie mir später, sei der Grund dafür, dass es ihnen heute gut gehe.

In Deutschland gab es so etwas nach dem Krieg nicht, was nicht zuletzt daran lag, dass die meisten Psychoanalytiker im Zweiten Weltkrieg aus Deutschland fliehen mussten. Es gab also kaum Heilungshilfestellung, weder für die einen noch die anderen, Psychotherapie und Psychoanalyse waren ein No-Go.

Auch mein Vater hat den Krieg, das KZ überlebt, ist aber in Deutschland geblieben. In Deutschland auf dem Land gab es erst recht keine Therapie nach dem Krieg, Therapie war gleich Klapse, Klapse war gleich verrückt. Es wurden einfach Beruhigungstabletten in dich reingestopft, aber niemals die eigentliche Proble- matik angesprochen. Doch vielleicht kann man die Ursache auch nicht thematisieren, wenn die Ursache…“

Wenn ihr Polak live sehen wollt, habt ihr hier die Termine für seine Leseliste:

28.10.2014 Dresden, Jüdische Kulturtage
30.10.2014 Oldenburg, Kulturzentrum PFL
02.11.2014 Gütersloh, Weberei
03.11.2014 Frankfurt, Brotfabrik
04.11.2014 Köln, Gebäude 9
05.11.2014 Osnabrück, Haus der Jugend
06.11.2014 Münster, Pension Schmidt
07.11.2014 Lingen, Alter Schlachthof
08.11.2014 Weissenhäuser Strand, Rolling Stone Weekender
10.11.2014 Wiesbaden, Walhalla
11.11.2014 Reutlingen, franz.K
12.11.2014 Nürnberg, Stereo
14.11.2014 Fulda, Kulturkeller
15.11.2014 Hamburg, Uebel & Gefährlich
16.11.2014 Berlin, Volksbühne
19.11.2014 München, Volkstheater
20.11.2014 München, Volkstheater
21.11.2014 Jena, Kassablanka
23.11.2014 Leipzig, Neues Schauspiel
24.11.2014 Magdeburg, Moritzhof
25.11.2014 Rostock, Mau
02.12.2014 Innsbruck, Treibhaus
03.12.2014 Feldkirch, Theater am Saumarkt
04.12.2014 Wien, Rabenhoftheater
05.12.2014 Klagenfurt, Jazzkeller Kamot
06.12.2014 Graz, Orpheum