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Down Under

Dieser Typ badet in 30.000 gesammelten Bierdosen … und wir haben Fragen

Ist das noch cool oder schon traurig?
Screenshot: Storyful

Seit Urzeiten sind wir Menschen Jäger und Sammler. Manche Leuten legen ihren Fokus eher aufs Sammeln, egal ob improvisierte Stichwaffen oder Penisse. Ein Australier hat den Sammeltrieb auf ein ganz neues Level gehoben: In einem viral gegangenen Video ist zu sehen, wie sich der Mann aus dem Dorf Moonta glückselig durch 30.000 angehäufte Bierdosen wühlt. Mit glimmender Zigarette im Mund sagt er dabei kein Wort. Muss er auch nicht, die 30.000 leeren Metallbehälter sprechen für sich.

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In einem anderen Video von der beeindruckenden Sammlung heißt es, dass die 30.000 Biere in einem Zeitraum von 15 Jahren vernichtet worden seien. Das sind insgesamt 5.479 Tage – Schaltjahre mit eingerechnet – und nach Adam Riese 5,47 Dosen Bier täglich. Also im Grunde: 15 Jahre lang ein Sixpack Bier pro Tag.

Das Video ist aber nicht nur viral gegangen, weil es sich um eine ganze Menge Gerstensaft handelt, sondern weil es irgendwie auch typisch für Australien ist. Moonta liegt gut zwei Stunden nordwestlich der südaustralischen Metropole Adelaide, hat 681 Einwohner und vier Kneipen. Ich persönlich war zwar noch nie dort, bin aber im ländlichen South Australia aufgewachsen. Es ist also vollkommen in Ordnung, wenn ich mir ein paar allgemeine Gedanken zu dem Dorf und dem Dosenschwimmer mache.

South Australia ist ein australischer Bundesstaat, in dessen ländlichen Gegenden Kippen und selbst zusammengezimmerte Gartenhütten noch viel Wert besitzen. Die Leute dort sprechen die Wochentage mit einem komischen "eeee"-Klang am Ende aus – also "Mondeeeey" anstatt "Monday". Hat irgendwie was.

Das ländliche South Australia ist auch ein Ort, an dem viele Leute in ihren Jugendjahren hängenbleiben. Weißt du noch, wie du mit 18 ganz begeistert leere Schnapsflaschen aufgehoben hast? Zig Jack-Daniels-Pullen reihten sich auf deinem Schrank und der Sambuca verlieh deiner Sammlung eine gewisse Tiefe. Ja, deine Fülle an Flaschen erfüllte dich mit Stolz, aber dann schoss dir eines Tages plötzlich eine Frage in den Kopf: "Ist das nicht eigentlich ziemlich bescheuert?" Dir wurde klar, dass es wirklich ziemlich bescheuert ist, leere Flaschen zu horten, und deine Sammlung wanderte vom Schrank in den Müll.

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Es gibt Menschen, die sich diese Frage nie gestellt haben. Diese Menschen sammeln immer weiter, bis eines Tages 30.000 leere Bierdosen in ihrer Gartenhütte liegen. Auch ihre Freunde sind nie mit einem ermahnenden "Junge, langsam reicht's" eingeschritten. Ganz im Gegenteil, sie feuern die Sammler immer weiter an. So auch in unserem Video: "So geht es in unserer Hütte ab!", verkündet die filmende Frau freudig. "Wenn ihr es bisher nicht geglaubt habt, dann spätestens jetzt!"

Hier zeigt sich eine weitere typisch australische Facette des Videos: Im Grunde ist das Ganze nur ein alkoholgeschwängerter Wettstreit. So wie damals, als du nach wilden Partys wieder auf deine Freunde getroffen bist und ihr euch mit eurem Alkoholkonsum gegenseitig überbieten musstet: "Jaja, schon ordentlich, aber ich hatte vier Wodka-O, zwölf Bier, dann noch zwei Gläser Baileys und … "

Genau das ist dieses Video: eine Zelebration der Trinkfestigkeit mit einem Schuss ländlichem Mythos und einem einsamen alten Mann. Irgendwie witzig, aber gleichzeitig auch richtig traurig – und eben typisch Australien. Ach ja, gemessen am derzeitigen Preis einer Dose Bier in Down Under hat der Typ um die 55.000 australische Dollar [gut 35.100 Euro] für seine Leidenschaft ausgegeben. Immerhin könnte er sich 3.000 australische Dollar wieder reinholen – wenn er alle Dosen zum Schrottplatz bringt.

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