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Restaurant Confessionals

Wie es ist, Partys für Hollywood-Stars zu veranstalten

Das Trinkgeld kam manchmal als Gras, an anderen Tagen sah der Laden aus wie die siebte Staffel von „The Walking Dead“.

Willkommen zurück zu den Restaurant Confessionals, wo wir den Leuten aus der Gastronomie eine Stimme geben, die ansonsten viel zu selten zu Wort kommen. Hier erfährst du, was sich hinter den Kulissen in deinen Lieblingsrestaurants so alles abspielt. Heute erfahren wir, was man so alles im Catering-Service in Los Angeles erlebt.

Drei Jahre lang habe ich für eines der angesagtesten Hotels und Restaurants von L.A. im Service und im Catering gearbeitet. Und es war nie langweilig, glaubt mir.

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Zum einen war es ein hundefreundliches Hotel und viele Gäste, gerade auch Stars, bringen ihren Hund mit. Die Einrichtung war richtig antik, doch die Hunde konnten auf den alten Stühlen und am Tisch sitzen. Bei so vielen Tieren kommt es natürlich auch mal zum Kampf und dann muss man die beiden Hunde irgendwie auseinanderbringen. Einer der Promi-Hunde hat einem Kellner einmal in den Knöchel gebissen. Er musste dann ins Krankenhaus.

Nach einer Weile nimmt man einfach die Bestellung auf und fragt automatisch: „Und was wünscht Ihr Hund?" Woraufhin sie dann antworten: „Er nimmt ein kleines Steak, medium rare bitte." „Ein Prime-Rib-Steak oder ein Kobe-Steak?"

Als ich angefangen habe, war da diese eine Frau, die sich eine extra Portion Hühnchen für ihren Hund bestellte und die genaue Vorstellungen hatte, wie das Fleisch gegart und gewürzt werden müsste. Ich dachte mir nur Die Köche werden mich umbringen, weil zigtausend Extrawünsche bei uns eigentlich nicht üblich sind. Doch sie meinten nur ganz locker: „Kein Problem, das ist Rover, die ist öfter hier."

Nach einer Weile nimmt man einfach die Bestellung auf und fragt automatisch: „Und was wünscht Ihr Hund?" Woraufhin sie dann antworten: „Er nimmt ein kleines Steak, medium rare bitte." „Ein Prime-Rib-Steak oder ein Kobe-Steak?" Und dann bestellen sie meist noch Möhren oder anderes grünes Gemüse dazu, sautierten Spinat oder so. Zum Frühstück gibt es für die Hunde Waffeln. So ging das immer.

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Die meisten Gäste bestellen ihren Hunden Wasser, aber nicht aus der Leitung, sondern aus der Flasche, Evian oder Acqua Panna. Ein Typ wollte Eiswürfel für den Wassernapf haben, aber nicht die stinknormalen von uns, sondern kristallklare aus demineralisiertem Wasser.

Es hat echt Spaß gemacht, aber irgendwie war es auch traurig. Viele Stars wollten einfach unbedingt gesehen werden und versuchten, relevant zu bleiben. Da war viel Verzweiflung in der Luft.Und es gab viele Drogen—wirklich, wirklich viele. Die Leute haben sich ihre Line Koks auf dem Tisch gezogen, mein Trinkgeld bekam ich ziemlich oft in Form von Gras.

Manchmal bekam ich auch Kokain als Trinkgeld, aber das habe ich anderen gegeben, weil ich Koks nicht wirklich mag. Aber ich habe den Leuten oft Koks besorgt. Am besten—ein besseres Wort fällt mir gerade nicht ein—war diese riesige Party, bei der auch etliche große Stars waren. Einer von ihnen hat alle vom Catering nach Koks gefragt.Das war einerseits das Letzte, was wir gebrauchen könnten, aber andererseits mussten wir uns um unsere Kunden kümmern und waren natürlich um unseren Ruf besorgt, schließlich erwartet man von uns, richtig feiern zu können.

Viele rasten komplett aus und beschimpfen dich. Einer von uns wurde mal heftig gegen den Hals geschlagen, ein anderer wurde auch mal gewürgt.

Also rief ich kurz jemanden an und meinte zu dem Typen, dass ich zu ihm kommen würde, wenn ich was hätte. Dann verfolgte er mich eine Dreiviertelstunde lang. Irgendwann hatte ich es dann, gab es ihm und keine drei Sekunden später verschwand er mit diesem jungen Mädchen im Badezimmer—und er war verheiratet. Als er rauskam, schlug er mir heftig auf den Arsch—es war so erniedrigend und ekelerregend, ich war so sauer—und meinte nur: „Das hier ist für deine Mühen." Und er gab mir eine Tüte Koks.

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Ich habe sie einem meiner Kollegen gegeben, doch eine Stunde später kam der Typ wieder und meinte zu mir: „Ich brauch' die Tüte zurück." Als ich zu ihm sagte, dass ich sie nicht mehr habe, fing er an mit mir zu diskutieren, also ging ich hoch zu seinem Freund, einem anderen großen Hollywood-Star, und sagte ihm: „Hey, ich glaube dein Freund sollte nach Hause gehen." Der Typ sah so fertig aus, dass ich echt Angst hatte, dass er stirbt. Also haben sie ihn in ein Taxi gesetzt und er ist nach Hause gefahren.

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Doch die wirklich schlimmen Leute waren nicht die Celebritys, sondern ihre Entourage. Wir mussten einige Leute auf die schwarze Liste setzen. Viele rasten komplett aus und beschimpfen dich. Einer von uns wurde mal heftig gegen den Hals geschlagen, ein anderer wurde auch mal gewürgt. Sobald sie nicht reingelassen werden oder sie nicht das bekommen, was sie wollen, drehen einige Menschen durch. Viele Stars haben auch die Zeche geprellt, wir wurden oft verarscht.

Es war wie in einem Film: 20 Leute und alle richtig breit. Sie dachten, sie hätten eine Überdosis, und würden jetzt sterben oder einen Herzinfarkt bekommen. Es war die reinste Zombie-Apokalypse.

Am lustigsten war die Party, die wir für den 50. Geburtstag eines Kunden gemacht haben. Die Leute kamen von außerhalb und hatten sich ein paar Edibles besorgt, also kleine Snacks mit Cannabis. Ich weiß nicht mehr, ob es Brownies oder Pralinen waren, aber auf jeden Fall kann man schwer einschätzen, wie viel da drin ist. Sie hatten offensichtlich keine Ahnung, was sie da tun. Und plötzlich drehten sie ab.

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Es war wie in einem Film: 20 Leute und alle richtig breit. Sie dachten, sie hätten eine Überdosis, und würden jetzt sterben oder einen Herzinfarkt bekommen. Es war die reinste Zombie-Apokalypse. Sie hatten sich die teuersten Blumen bestellt, feinstes Geschirr und tonnenweise Essen, das sie nicht angerührt haben, weil sie es nicht essen konnten. Ein fantastisches Bild.

Sie lagen auf dem Boden, vollkommen in Panik. Sie taumelten hin und her, mussten sich übergeben. Zwei haben in die Büsche gekotzt, einer in den Mülleimer. Einer lag in Embryostellung auf dem Boden, ein anderer weinte und wir mussten wirklich den Notarzt rufen, weil sie Angst hatten, dass sie sterben würden.

ARTIKEL: Würde ich nicht nebenbei dealen, müsste ich mein Restaurant schließen

Es war verdammt lustig, aber auch ein ziemliches Desaster—und am Ende hat unser Hotel es herausgefunden. Die Notärzte waren auch nicht gerade begeistert, dass sie ausrücken mussten. Sie meinten die ganze Zeit nur: „Sie sterben nicht. Sie haben keinen Herzinfarkt, sie sind einfach nur high."

Jeden Abend passierte etwas Neues. Ich könnte tagelang Storys erzählen. Aber so schön es auch ist, zurückzublicken, so froh bin ich doch auch, da nicht mehr zu arbeiten.

Aufgezeichnet von Brad Cohen