Schraubenzieher und Steinschleudern: Inmitten von Burmas Konfessionskrieg

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Schraubenzieher und Steinschleudern: Inmitten von Burmas Konfessionskrieg

Gewaltakte und Unruhen überschatten Obamas ersten Auslandsbesuch seit seiner Wiederwahl.

Burmas Übergang vom Militärstaat zu einer jungen Demokratie wurde von der Regierung Obamas als eine der beeindruckendsten Errungenschaften ihrer jüngst getätigten, außenpolitischen Bemühungen präsentiert.
So beeindruckend, dass der Präsident plant, das Land in zwei Wochen zu besuchen. Es wird der erste Auslandsbesuch seit seiner Wiederwahl sein.
Aber ein Teufelskreis aus Racheangriffen zwischen zwei religiösen Gruppen in Rakhine, der westlichsten Region des Landes, hat das Bild einer erblühenden, friedlichen buddhistischen Demokratie in Südostasien ziemlich angeschlagen.
Im Sommer dieses Jahres kamen bei Gewaltakten zwischen burmesischen Rakhine-Buddhisten und Anhängern der muslimischen Volksgruppe der Rohingya mindestens 150 Menschen ums Leben und vermutlich mehr als 100.000 sind geflohen. Ich reiste im Juni nach Rakhine und sah Gemeinden, die wegen der Unruhen vollkommen paralysiert waren. Die Menschen gingen seit Beginn der Kämpfe nicht mehr zur Arbeit. Nachts verteidigen sie ihre Dörfer vor Brandstiftern. Teile von Sittwe, der Landeshauptstadt, sind zu Ödland niedergebrannt worden, ganze Häuserblöcke sind nur mehr Asche.
Die Leute errichteten drei Meter hohe Zäune aus Holz zwischen den buddhistischen und den muslimischen Gebieten. Rakhine-Männer schnitzten Bambusspeere, durchstreiften die dreckigen Straßen und benutzten Schraubenzieher, Steine oder was auch immer ihnen in die Hände fiel als Waffen.
Sogar Kinder mischten mit. Sie waren mit aus vom Rost zerfressenem Metall und Fahrradschläuchen gebauten Schleudern bewaffnet, schossen mit 15 Zentimeter Nägeln, genannt „Jinglee“, und zündeten Häuser an. Die Rakhine beschuldigen die Rohingya der Invasion, werfen ihnen vor, einen eigenständigen muslimischen Staat gründen zu wollen. Gleichzeitig werden die Rohingya nicht von der Regierung als offizielle Bürger des Landes angesehen. Immer mehr Rohingya gingen fort, flohen vor der Gewalt der Buddhisten. Während das burmesische Militär sich bemühte, die Gewaltausbrüche einzudämmen, gab Präsident Thein Sein zu, dass dieser ethnische Streit eine große Gefahr für Burmas Streben nach Demokratie sei.

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Fotos von Spike Johnson