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Popkultur

Unterdrückte Kunst in China & Rock-Klischees

Die Geschichte von Ai Weiwei - Never Sorry, Chinas Arschlochrolle und Tom-Cruise-Nippel-Rock in Rock of Ages.

Was wissen wir denn wirklich über China, außer dass man dort wegen der "Great Firewall" die wirklich lustigen Internetseiten nicht googeln kann und dass die USA der riesigen Lächlernation einen Haufen Geld schuldet. zeigt uns eine Kunstszene, die keineswegs uninteressant ist, auch wenn sie nur aus einer Person bestehen zu scheint. Ai Wei Wei ist ausgeglichen und ruhig, so wie man sich Buddha am Klo vorstellen würden, auch während er tausend jahre alte Vasen zerhaut und der Regierung seinen Stinkefinger zeigt. Permanente Twitter-Dokumentation seines Lebens schützen ihn und erlaubt auch uns, den europäischen IKEA-Bilder-Käufern, die politischen Tiefen Chinas zu erfahren, je stummer desto gefährlicher. Ai Weiwei ist Lehrer und gleichzeitig Liberalmarke für eine bessere Volksrepublik, auch wenn diese Ying-Yang-Moral auch plötzlich Schwarzweißmalerei sein kann.

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Ai Weiwei - Never Sorry

Seine Feigheit macht ihn stark und das Wissen um die Gefahr, in der er sich als aktionistischer Künstler in China befindet, macht ihn mutig. Das erzählt er jedenfalls seiner Mama, die weint und ihn ausschimpft. Er solle doch gefälligst auf sich auspassen! An der Stelle muss ich an die denken, wo der dramaturgisch gegabteste Krebskanidat Deutschlands mit Helge Schneider und einer zu tiefst besorgten Schlingensief-Mama beim Frühstückstisch sitzen. Aber Ai Weiwei ist kein Pessimist, auch wenn ihm Polizisten den Schädel brechen, sein Atelier ohne Vorwarnung abgerissen wird, seine heimischen Medien über eine Erdbebenkatastrophe mit 5000 Tote nicht ordentlich berichterstatten und Künstlerkollegen für öffentliche Kritik 4 Jahre Gefängnis bekommen. Jedes gemeinschaftliche Essen auf der Straße kann zum Staatsstreich werden, und das Black, White und Grey Book - etwas dick-bessere Museums-Flyer über moderne Kunst - sind verboten. Ai Weiwei inspiriert hier die Leute, auch die, die nicht von einem hohen Bekanntheitsgrad geschützt sind, bis er dann aber am 3. April 2011 für 81 Tage eingesperrt wurde. Über eine Steuerfomalität haben sie ihn dran gekriegt, darf nach diesem "Hausarrest" nicht mehr mit Journalisten oder Social Networks verkehren und gleicht einem Vergewaltigungsopfer. Schöner Film, der einem ein bisschen vormacht, dass das bloße Ansehen schon zu mehr Freiheit in China führen könnte.

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Schlingensief-Doku

Rock mehr als Hilfsausdruck

Genau das, was Tom Cruise mit seinen sexy Nippeln noch gebraucht hat, eine Egofütterung, die ihn mehr oder weniger als omnipotenten Rockgott darstellt. Solche Rollen kann er dann aber auch immer schön runterspielen, besonders wenn er einen Side-Kick-Monkey bekommt! Rock of Ages hat die musikalische Integrität von den Highschool Musical Filmen und die kulturelle Notwendigkeit von Mama Mia. Das bedeutet Wegwerf-Medleys wie Jefferson Starship - We built this city + Twisted Sister - We're not gonna take it. Journey's Anyway you want it lockert den Stripklub auf - diese Mädchen sind übrigens verdammt eindrucksvolle Akrobaten - , wobei die Spongebob Version von I wanna rock sicherlich besser ist als die, die in diesem von Jeansjacken und Leggins bevölkerten Schmusical sehr voraussehbar eingebaut wurde.

Japaner, Italiener und Leute, die erzwungene Ironie mit toupierten Haaren zum überleben brauchen, werden es lieben, und natürlich White Snake und Bon Jovi Fans. Ich fühle mich wieder teilweise daran erinnert, welche Parts der Achziger ich eigentlich hasse sowie, dass Alec "I don't belong in this film" Baldwin und Russel Brand ein wunderschönes Paar abgeben. Auch wenn Queen, Ramones oder irgendeine nur annähernd interessante Band fehlen, Motörhead nur als Schriftzug kurz durch Bild huscht, schaut euch an wie Catherine Zeta Jones immer noch heiß ist und eine Ära verarscht wird, die es nicht anders verdient hat.

Josef auf Twitter: @theZeffo