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Sonneborn will Irland aus der EU werfen

Nach der Rede musste selbst Parlamentspräsident Martin Schulz zugeben: "Ich wusste gar nicht, dass ich der Chef eines so begabten Menschen bin."

Foto: imago | Sven Simon

Neujahrsansprachen kennen wir alle. Mit Make-up und Puder aufgedonnerte Staatschefs schieben zum Jahresende ihre zurechtgefriemelten Leiber vor einen Teleprompter und beten ihrem Volk den Ist- und Soll-Zustand der Nation runter.

In den USA gibt es zudem die Tradition einer "Ansprache zur Lage der Union"—die sogenannte State of the Union Address. Dort tritt der Staatschef nicht vor das Volk, sondern vor seine Kongressabgeordneten. Dieses Ritual hat sich nun EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker für seine jährliche Grundsatzrede zur EU abgeschaut. Am Mittwoch hat er sie gehalten, furztrocken und mit dem nötigen weltmännischen Ernst.

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Diesen Auftritt wiederum nahm Martin Sonneborn, Bundesvorsitzender der Partei DIE PARTEI, zum Anlass, um von seinem Recht als EU-Parlamentarier Gebrauch zu machen: Auch er hielt eine Rede vor dem EU-Parlament; es war seine ganz eigene Version der "State of da Union".

Neben der Tatsache, dass Sonnenborn das Talent besitzt, seinem Englisch den Akzent eines 85-jährigen Hausmeisters aus der Uckermark zu geben, wird noch eine andere Sache bei seiner Rede deutlich: Die Partei DIE PARTEI ist immer witzig, aber nicht immer unsinnig. Sonneborn liefert hier ein Satire-Paradestück ab und demonstriert auf europaparlamentarischer Bühne, was auf lokaler Ebene Marc Oliver Schädel, 1. Kreisvorsitzender der Partei DIE PARTEI Region Hannover, bereits ausbuchstabiert hat: "Satire muss generell aus einer gewissen Ernsthaftigkeit betrieben werden, sonst funktioniert sie nicht."

Klar, häufig genug kommt DIE PARTEI mit Inhalten um die Ecke, die deutlich ins Leere laufen, wie etwa der Forderung, Zoos auch für unschöne Tiere einzurichten oder die Hände weg von deutschen Pimmeln zu lassen.

Blödsinn als Ventil wider all die weltlichen Abfucks ist nicht zu unterschätzen. Aber Sonneborns "State of da Union"-Rede ist mehr als nur Blödsinn. Sie zeigt, dass in ihm ein tiefer politischer Ernst steckt, dass ihn Themen wie Steuerungleichverteilung oder Leistungsschutzrecht bewegen, und dass er sich an ihnen abkämpft und aufreibt. Ja vielleicht viel mehr, als er bei all dem Kokolores selbst zugeben würde. Und so musste nach der Rede selbst Parlamentspräsident Martin Schulz zugeben: "Ich wusste gar nicht, dass ich der Chef eines so begabten Menschen bin."