Zu Beginn erst mal ein gesegnetes "Heil Satan"! Das vielseits auch mit Skepsis erwartete Doom ist endlich da und stellt eine der größten Überraschung des Jahres dar. Ich habe intensivstes, lange überwunden geglaubtes Suchtverhalten und jedes Detail dieses Videospiels in mich aufgesogen und dabei drei einfache Regeln definiert, mit denen ihr den Spaßfaktor von diesem verdammten, ohnehin schon extrem unterhaltsamen Meisterwerk maximieren könnt. Beim Lesen des Artikels am besten diesen Track abspielen.
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Vergiss alles, was du über moderne Ego Shooter weißt
Die Steuerung des 2016er Doom-Soldaten ist ultraschnell und dynamisch, genau wie früher, als ich beim großen Bruder am 486er heimlich Pinkys zermotorsägt habe. Man manövriert sich schwebend durch Lawinen von altbekannten Dämonengegnern, weicht dabei Millionen ihrer unheiligen Geschossen aus und feuert Magazine, Laserkanonen bis Raketenwerfer leer. Seriosität ist nonexistent. Spielspaß ist Priorität.Die Szene, in der man einen Energiefilter aus einer filigranen futuristischen Maschine ausbauen soll, kurz hin- und herblickt, nur um das Ding wie der dümmste Affenmensch des Universums kaputt zu treten, veranschaulicht das Herz von Doom eigentlich am besten.MOTHERBOARD: So sieht ein Level des alten Doom aus, das im Level-Editor vom neuen Doom nachgebaut wurde.
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Vor zirka drei Jahren gab es bereits eine vollwertige Version des neuen Doom, die aber zu 80 Prozent über den Haufen geworfen wurde, weil sie angeblich "zu wenig Doom" gewesen sein soll. Wie auch schon mit Wolfenstein: The New Order, dem zu Ehren wir damals dessen gesamten Gaming-Stammbaum zusammengefasst haben, hat Bethesda in der Entwicklung des neuen Doom letztlich sehr viele richtige Entscheidungen getroffen. Richtig, weil anders.Das Level-Design moderner Shooter ist zweckmäßig, jeder Kriegstrümmerhaufen am richtigen Platz und Kindergartentanten-Charaktere leiten dich an der Hand durch eine gradlinige Narration und mit Hyperdetails unnötig überladene, naturalistische Bürokomplexe, von einer austauschbaren Cutscene zur nächsten. Hingegen in Doom erschießt man Monster, läuft davon, erschießt doppelt so viele Monster, läuft zurück für den gelben, schwebenden Totenkopfschlüssel und—stimmt genau—erschießt dreimal so viele Monster.Die Eier(stöcke) von Doom, sich in Zeiten von Call of Duty und Halo in dieser Old School-Form zu präsentieren, sind mehr als mächtig. Endlich mal keine langweilige, lineare und sich selbst viel zu ernst nehmende Kampagne mit Pseudomoral. Schade nur, dass im neuen Spiel keine Leichenberge zurückbleiben und markieren, in welchen Räumen du bereits warst—Fans vom Classic Doom wissen, was ich meine.
Räum den verdammten Bildschirm frei
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Du musst kopfüber in die Hölle wollen
Den Nostalgieeffekt, eine alte Serie wie X-Factor oder einen Loading Screen von X-Wing wieder zu sehen, kennt wahrscheinlich jeder auf die eine oder andere Art. Beim neuen Doom wird dieses Gefühl durch etwas anderes ausgelöst und irgendwie sogar stärker.Es ist nichts Visuelles, da fast 25 Jahre später die Grafik von Videospielen natürlich komplett anders aussieht. Nein, es ist der Flow des Spiels—obwohl ich ihn auf Konsole statt am PC und am fetten Flatscreen statt Röhrenbildschirm erlebe. Es ist das so vertraute Aufatmen nach dem knappen Überleben in einem Arenamassaker. Es ist die Ruhe, nachdem der letzte Fleischbatzen gefallen ist. Das 2016er Doom "steuert" und "fühlt" sich an wie die alten Spiele. Und das hätte wohl niemand mehr für möglich gehalten. Fuck, ich wollte nur drei, vier Absätze zu diesem Spiel schreiben.Josef auf Twitter: @theZeffo