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Popkultur

Der VICE Guide zum Überleben in Klagenfurt

Klagenfurt hatte einst das Potential, eine Stadt zu sein, die man nicht als Herkunftsstadt verheimlichen muss. Da das nun aber anders ist, haben wir dir einen Survival Guide zusammengestellt.
Collage der Stadt
Grafik: VICE Media

An "In mir ist die Hölle los" erinnert heute nur noch das Denkmal von Ingeborg Bachmann vor dem gleichnamigen Gymnasium, denn diese sogenannte Hölle ist in Klagenfurt schon lange nicht mehr los.

Klagenfurt heißt genau genommen auch nicht mehr Klagenfurt, sondern Klagenfurt am Wörthersee (Urlaub bei Freunden!) beziehungsweise Celovec ob Vrbskem jezeru. Denn wie wir alle wissen—ach, fangen wir nicht mehr davon an. Der Ortstafelstreit ist die Kärntner Version der Bundespräsidentschaftswahl und so lange wie die Sache dauert, so froh sind wir auch, wenn wir nie wieder ein Wort darüber hören müssen.

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Klagenfurt hatte einst das Potential, eine Stadt zu sein, die man nicht als Herkunftsort verheimlichen muss. Aber leider sind Namen wie Ingeborg Bachmann oder Robert Musil untergegangen und wurden von Namen wie Karl-Heinz Grasser, oder Jörg Haider aus dem Rampenlicht verdrängt.

Tief im Herzen wissen wir aber, dass Klagenfurt ein tapferer kleiner Krieger ist, der seit der Hypo halt im Dornröschenschlaf liegt. Und wie das bei Städten im Dornröschenschlaf so ist, hilfst du Klagenfurt mit deiner Anwesenheit, wieder stärker zu werden. Als Gegenleistung wollen wir dir mit ein paar unumgänglichen Überlebens-Tipps helfen, deine Zeit dort zu überstehen.

  • Sag niemals, wirklich niemals, dass du zum VSV hältst.
  • Das Wasser im Strandbad ist nur aus einem Grund wärmer als das des restlichen Wörthersees. Dieser Grund ist minderjährig und laut und hat seine Blase nicht unter Kontrolle, also bleib weg.
  • Nein, der Europapark ist kein Vergnügungspark.
  • Aus Erfahrung wissen wir, dass der Europapark mit einer Flasche Stoli aber doch eine Achterbahnfahrt simulieren kann.
  • Wenn du mit dem STW-Bus nach Fischl fährst, weißt du, wie es in der Bronx aussieht. Mach die Fahrt, um deinen Horizont zu erweitern und dich wie Bear Grills zu fühlen.

  • Aus Klagenfurt kommen die wahrscheinlich liebsten, verrücktesten und großartigsten Menschen—nur sind sie meistens nicht mehr dort. Ja, das bedeutet genau das, was du jetzt denkst.
  • Erschrecke dich nicht, wenn du in der Nacht völlig alleine über den Alten Platz gehst. Ab 22 Uhr ist es normal, dort der einzige Mensch zu sein.
  • Wenn dir wieder einmal einer sagt "Untam Haida hätts dos oba net gebn", denk dir einfach "Oba schen is schon."
  • Wenn du etwas nicht verstehst, hilft dir nur ein Wort weiter und es lautet: "Ha?"
  • Solltest du nicht Kärntnerisch sprechen, rede so wenig wie möglich.
  • Der einzig wichtige Satz, den du dir merken musst, ist: "Olta, da Hund he!"
  • Wenn jemand sagt: "Ach, die Wutte, de olte Funzn", antworte: "Entschuldigung, haben Sie einen Euro" und die Lacher werden dir gehören.
  • Sollte dir ein evangelischer Pfarrer begegnen, der Lutz heißt, dann sei gefälligst nett zu ihm und gib ihm ein High-Five.
  • Das größte Abenteuer, das du in Klagenfurt erleben kannst, ist mit dem Lendwurm zum See zu fahren. Nimm dir Taschentücher für den Moment mit, in dem dir klar wird, dass das dein Highlight des Tages sein wird.
  • Alternativ dazu: Der letzte Bus am Freitag Abend aka "Rauschige-Kinder-Express".
  • Sei für die Klagenfurter da, wenn sie von der guten alten Zeit reden, als es das Pankraz, das Kamot, das Barfly, das Jokl (wichtiger Nachtrag!) und die Mellow Lounge noch gab und streichle ihnen mütterlich über den Arm.

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Das Pankraz—may you rest in New York American Bar & Grill.

  • Vroni ist der wahrscheinlich beste Mensch der Stadt. Wenn du also ins Theatercafé gehst, sei höflich und betrinke dich, ohne deine Manieren zu verlieren, dann wird dir nichts passieren.
  • Solltest du doch deine Manieren schmeißen, musst du mit (verbalen) Peitschenhieben von anderen Klagenfurtern rechnen.
  • Wenn in Klagenfurt jemand von Peter Kaiser redet, meint er nicht den Schuhhersteller.
  • Klagenfurter Hütte ja, Salud Alm nein.
  • Meide die City-Arkaden. Außer dir ist kalt oder der Stift malt schon.
  • Fall nicht auf Namen wie "Schiller-" und "Goethepark" rein. Sie sind nicht so der kulturelle Burner wie man glauben möchte. Eigentlich sind sie gar keine Burner, außer du meinst das im Sinne von Verbrennung. Von Freude und Würde.

Dieses Foto entstand unweit der beiden Parks.

  • Als Vegetarier findest du das einzig ernstzunehmende Salatbuffet der Stadt beim Interspar in der Rosenthalerstraße.
  • Das Spektakel heißt hier eigentlich nur "Specki" und der Name verspricht genau das, was er nicht hält.
  • Solltest du dich einmal zur Kärntner Landesregierung verirren, wechsle zügig die Straßenseite und fahr im Geiste ein paar Runden mit dem Paternoster im KELAG-Haus.
  • Wenn du intellektuell wirken möchtest, gehe ins Lendhafen Café, das hier alle nur "LC" nennen.

  • Du bist noch nie richtig fortgegangen, wenn du nicht um 4 morgens im Palim Palim mit irgendjemandem zu Abba getanzt hast.
  • Was in Wien das Sudern ist, ist in Klagenfurt das Tschäntschen. Jeder Klagenfurter freut sich über deinen Tschäntsch-Beitrag.
  • Vergiss alles, was du über öffentliche Verkehrsmittel weißt: Du wartest länger, als der Fußweg dauert.
  • Dein Vorglühen ist nicht zu Ende, solange die Tankstelle beim Schillerpark offen hat.
  • Wir raten dir dringend davon ab, am Freitag Abend in der Herrengasse Kevin Dragaschnigg und Jacqueline Tschabuschnigg beim betrunkenen öffentlichen Rumgeficke hinterm Molly Malone anzumaulen.
  • Wir raten dir dringend davon ab, am Wochenende in die Herrengasse zu gehen.
  • Rülpse, furze, mach was du willst (außer unhöflich zu Vroni sein), denn in Klagenfurt befindest du dich an einem der seltenen Orte, die im Mittelalter steckengeblieben sind.
  • Gehe am 17. März 2017 zum einzigen Österreich-Konzert der Vengaboys und lasse diesen Fakt auf dich wirken.
  • Ein Satz fängt mit "Olta" an und hört mit "Olta" auf. Beispielsatz: "Olta, wos isn des fia a Schaß, Olta."

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  • Du bist erst Teil der Gesellschaft, wenn deinem Nachname ein "e" angehängt wird. Beispiel: Khom —> Khome.
  • Es gibt kein Krügerl und kein Seidl. Es gibt "a Großes" und "a Klans". Meistens ohne "bitte".
  • Alle Burgenländer-, Tiroler-, Oberösterreicher-, Niederösterreicher-Witze werden zu Steirer-Witzen.
  • Scheiß Steirer.
  • Man darf hier noch "Heil" sagen. Wirklich, es ist OK.
  • Wenn du einen Tagesausflug machen möchtest, dann fahr zur Burgruine Hochkraig, da prangt noch immer ein riesiges Hakenkreuz von der Ruine.
  • "Loss lei lafn, is lei Wossa" ist hier ungefähr so lustig wie "1 Wortwitz vong Jungendsprache her".
  • Slowenisch ist das bessere Kärntnerisch und die Kärntner checken es nicht mal.

Das meinen wir, wenn wir "Oba schen is schon" sagen.

  • Auch wenn die Hälfte das BZÖ gewählt hat: Es heißt "Karjola" und nicht "Schubkarren", sonst ziag i dir die Uschetti lang.
  • "Be calm and carry on" heißt in Klagenfurt "Potschas und nix, Olta."
  • Alle Artikel werden zu "da" (Singular) oder "de" (Plural).
  • Dein Geld wirst du nicht für Miete, sondern für Alkohol ausgeben.
  • Stell dich auf sehr viele südamerikanische Flötenbands ein.
  • Löten heißt hier "saufen".
  • In Klagenfurt kannst du Jesus begegnen. Er hat Dreadlocks als Bart und war immer am Uni-Gelände zu finden, bis er Hausverbot bekam.
  • Wenn du ausgefallen Essen gehen willst, musst du eine dreiviertel Stunde mit dem Auto nach Spittal an der Drau zum Kleinsasserhof fahren.
  • Wenn du nach der Schrift redest, wirst du sehr of "Ah, wos is mit dia? Konnst ka Deitsch oda wos?" hören. Und nein, die Sprechenden sind sich der Ironie ihrer Aussage dabei meistens nicht bewusst.
  • In Klagenfurt trinkt man Glühmost und nicht Glühwein. Olta, de Hund he!

Isabella auf Twitter: @isaykah