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Dieser Typ hat Brot aus 4.500 Jahre alter Hefe gebacken – und es war köstlich

Und du nervst deine Instagram-Follower seit Wochen mit deinem "Kombucha-Baby".
Brot aus 4500 Jahre alter Hefe

Ein US-Amerikaner hat der Welt gerade bewiesen, dass man für leckeres Essen nicht unbedingt frische Zutaten braucht: Am Montag verwendete der Physiker, Computerspieldesigner und Entwickler der Xbox, Seamus Blackley, 4.500 Jahre alte Hefe, um ein Sauerteigbrot zu backen.

Den ganzen Prozess dokumentierte er bei Twitter, von der Extraktion der Sporen aus einem antiken Tongefäß bis hin zum fertigen Laib. Zu Blackleys eigener Überraschung verfolgten Tausende Menschen sein Experiment und teilten den Twitter-Thread.

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Das Brot der alten Ägypter unterscheidet sich stark von dem, was wir heute essen. Aber der Physiker und selbsternannte Gastro-Ägyptologe gab sich große Mühe, die antike Backkunst wieder zum Leben zu erwecken. Er hatte sich bereits erfolgreich beigebracht, Sauerteigbrot aus frisch gemahlener Gerste und Einkorn zu backen – vor allem Letzteres kommt heute nur noch selten zum Einsatz. Eine wichtige Zutat fehlte ihm allerdings: antike Hefe.

Laut Blackley ist es nämlich die Hefe, die dem Brot seinen Geschmack verleiht. Handelsübliche Hefe wird mithilfe von Biotechnikverfahren kultiviert. Blackley war schon einen Schritt weiter und hatte die Sporen nach einem uralten Verfahren gesammelt: indem er Mehl und Wasser im Wald stehen lassen und die Mikroben aus der Umwelt gesammelt hat. Allerdings hat sich unsere Atmosphäre seit der Zeit der ägyptischen Pharaonen stark verändert. Und mit ihr auch die Mikroben.

Um authentisch-antikes ägyptisches Brot backen zu können, brauchte Blackly also antike ägyptische Hefe. Zum Glück kann Backhefe lange Zeitperioden überdauern, also machte er sich auf die Suche nach alten ägyptischen Tongefäßen.

Unterstützt vom Mikrobiologen Richard Bowman von der University of Iowa und der Archäologin Serena Love von der University of Queensland besuchte er das Boston Museum of Fine Arts und das Peabody Museum of Archaeology and Ethnology, um Hefe für das antike Brot zu sammeln.

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Die Forschenden extrahierten die Hefe aus den Poren des Tons, ohne die Gefäße zu beschädigen. "Unsere Extraktionsmethode war quasi mikrobiologisches Fracking", sagte Blackley. Sie pumpten Flüssigkeit in den Ton und zogen die Hefe mit ihr raus.

Fast alle Proben seien laut Blackley an ein Labor gegangen, wo Genanalysen durchgeführt werden sollen. Eine Probe nahm der Wissenschaftler allerdings mit nach Hause.

Um Verunreinigungen zu vermeiden, verwandelte Blackley seine Küche vorübergehend in ein steriles Labor. Dort fütterte er die antike Hefe eine Woche lang und kultivierte sie, bis sie bereit zum Backen war. Als er diesen Montag den fertigen Laib aus dem Ofen holte, kratzte er eine Hieroglyphe in die Kruste.

Es habe "viel süßer und intensiver" als modernes Sauerteigbrot gerochen, sagte Blackley, und vorzüglich geschmeckt. "Ich musste mich zurückhalten, nicht zu viel zu essen." Als Nächstes wolle er auch wie die alten Ägypter backen, nämlich in einem Lehmofen.

Blackley wandte allerdings ein, dass erst noch mithilfe von DNA-Sequenzierung bestätigt werden müsse, dass die Hefe nicht durch jüngere Sorten verunreinigt wurde. Als Vergleich würden Proben aus einem antiken Brotlaib dienen, der sich im Besitz des Museum of Fine Arts befindet. Das Tongefäß, aus dem Blackleys Hefe stammt, sei jedenfalls definitiv 4.500 Jahre alt.

Für den Physiker sind die kulinarischen Ausflüge in die Antike mehr als bloß wissenschaftliche Neugier. Das Backen stellt für Blackley eine kulturelle Verbindung in die Vergangenheit dar: Auch wenn er durch Museumsstücke viel über alte Kulturen lernen könne, sagt er, erlaube dieses Experiment es, "quasi mit ihnen zusammen Brot zu backen".

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