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Rechtsextremismus

Ehemaliger V-Mann: Verfassungsschutz hat NSU mitfinanziert

Die Behörde soll außerdem rassistische Brettspiele gekauft haben.
Symbolfoto: imago | Jacob Schröter 

Obwohl er regelmäßig gespendet hat, ist Tino Brandt alles andere als ein Wohltäter. Der wegen Kindesmissbrauch und Förderung von Prostitution inhaftierte Thüringer baute in den 1990er Jahren die Neonazi-Kameradschaft “Thüringer Heimatschutz" auf. Deshalb gingen seine Spenden auch nicht an eine Hilfsorganisation, sondern an die Rechtsterroristen des NSU. Das alleine wäre schon problematisch genug. Allerdings bezog der 43-Jährige als V-Mann Geld vom Thüringer Verfassungsschutz. Und dieser soll sogar gewusst haben, dass Brandt einen Teil seines Gehalts an das NSU-Trio weiterleitete.

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Das sagte Brandt am Montag im Untersuchungsausschuss des baden-württembergischen Landtags. Er kannte Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe aus der "Kameradschaft Jena", die zum "Thüringer Heimatschutz" gehörte. Der Verfassungsschutz hatte ihn bis zu seiner Enttarnung 2001 als Spitzel eingesetzt. Bereits 2014 hatte Brandt ausgesagt, der Verfassungsschutz habe den NSU mitfinanziert. Damals sprach er aber noch von Geldern, die nicht für ihn, sondern direkt für das NSU-Trio bestimmt waren. Insgesamt soll Brandt in seiner Zeit als V-Mann etwa 200.000 Mark vom Thüringer Verfassungsschutz erhalten haben. Wie viel genau er davon an die Terrororganisation weitergegeben hat, ist unklar.

Brandt sagte am Montag außerdem, dass der Verfassungsschutz einen ganzen Stapel des Spieles Pogromly gekauft habe, mit dem sich der NSU finanzieren wollte. Bei der selbstgebastelten Nazi-Version von Monopoly gab es sogenannten SS- und SA-Karten statt Ereigniskarten. Auf ihnen standen Anweisungen wie: "Gehe zum nächsten KZ, um die gefangenen Juden abzugeben und zahle dem Besitzer das Doppelte der normalen Miete." Ein Exemplar des Hass-Spiels, das sich Uwe Mundlos ausgedacht haben soll, kostete 1997 100 Mark.

Die Anhörung am Montag wurde außerdem von zwei weiteren Vorfällen überschattet. Wolfgang Drexler, Leiter des Untersuchungsausschusses, hatte einen Drohbrief erhalten. Und bei einem geladenen Zeugen lag eine Patrone auf dem Briefkasten. Der Mann, bei dem es sich um einen ehemals führenden Neonazi aus Rudolstadt handeln soll, meldete sich krank und wird jetzt voraussichtlich am 5. März angehört.

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