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Popkultur

Die niemals endende Qual einer Zugfahrt gibt es jetzt als Ego-Shooter

Nicht nur auf Tinder gilt: Die Hölle sind immer die anderen. Jetzt könnt ihr mit dem 'Bahnsimulator 2018' endlich zurückschlagen – mit Dönern statt Schusswaffen.
Screenshot: bahn-simulator.com

Es gibt wenige Dinge, über die man sich so verlässlich aufregen kann wie über die Deutsche Bahn. Gut, die AfD vielleicht, den Tatort oder das Wetter. Aber immer dann, wenn man denkt "Immerhin stehe ich im Zug nicht im Stau!", hat der ICE aus mysteriösen Gründen genau so viel Verspätung, dass die Bahn einem nicht Teile des Ticketpreises erstatten muss.

Klar, wer Zug fährt, muss nicht bei jeder Mitfahrgelegenheit aufs Neue abwägen, ob der Fahrer nur ein bisschen "eigen" oder ein potenzieller Serienmörder ist. Dafür wird beim überfüllten Golf auf halber Strecke nicht plötzlich die Rückbank abgekoppelt und überraschend verkündet: "Nur der vordere Zugteil fährt bis Berlin durch. Die Passagiere im hinteren Teil begeben sich bitte unverzüglich in den ersten Wagen, die Sitzplatzreservierungen verfallen und können nicht erstattet werden."

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Das Bohemian Browser Ballett hat sich dem Albtraum angenommen, in den sich jede Zugfahrt verwandelt, wenn die Strecke nur lang genug ist – und das Ganze in ein Videospiel verwandelt. Der Bahnsimulator 2018 ist kostenlos, kann über diese Internetseite direkt im Browser gespielt werden und muss sich in Sachen Psychoterror auch vor Horror-Klassikern wie Silent Hill nicht verstecken. Aus der Ego-Perspektive erlebt ihr die ganz alltägliche Hölle einer ICE-Fahrt, bei der alle Anschlusszüge verpasst werden und der nächste Halt immer "Bitterfeld Ost" ist. Das ließe sich noch irgendwie ertragen, wenn da nicht die anderen Passagiere wären.

An dieser Stelle möchten wir eine Trigger-Warnung aussprechen: Wenn ihr euch psychisch immer noch nicht vom letzten Mal erholt habt, als ihr am Wochenende "einfach mal raus" wolltet und euch für eine Reise mit der Deutschen Bahn entschieden habt – spielt dieses Spiel nicht. Es wäre nicht das erste Mal, dass Videospiele alte Traumata aufreißen.

Lediglich mit einem Bahnmagazin bewaffnet, müsst ihr euch durch einen überfüllten Zug kämpfen. Vorbei an besoffenen Fußballfans, Musikern mit sperrigen Gitarrenkoffern, Jungesellinnenabschieden und schreienden Kindern, immer auf der Suche nach der nächsten Toilette. Um an den härteren "Gegnern" (Business-Typen in der ersten Klasse, Rentnerinnen mit Rollator) vorbeizukommen, sammelt ihr von anderen Zugpassagieren stärkere Waffen ein – Sektflaschen, Döner, Laptops und trockene Croissants zum Beispiel. Das ist wichtig, denn wenn ihr es nicht rechtzeitig zur nächsten Toilette schafft, entleert sich eure Blase im Gang und das Spiel ist vorbei.

Wer sich geschickt anstellt, kann in der Theorie endlos weiterspielen. Und hier schließt sich auch wieder der Kreis zur Realität: Wem eine Zugfahrt von Hamburg bis München nicht wie ein niemals endender Albtraum vorkommt, der ist innerlich schon tot.

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