Meiner Frau zur Liebe war ich bei der Britney Spears Show ... und bei der Vegas Porn Expo

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Meiner Frau zur Liebe war ich bei der Britney Spears Show ... und bei der Vegas Porn Expo

Um ihr für die beinahe 20 Jahre zu danken, in denen sie mich von Ärger fern hielt, wollte ich ihr einen ihrer Träume erfüllen:

Seit 34 Jahren versammelt sich im Jänner die gesamte Porno-Industrie in Las Vegas, um sich (dank Silikon) zu brüsten und die neueste Ware bei der viertägigen Messe an den Menschen zu bringen. Dieses jährliche Spektakel erlaubt Besuchern ihre Erwachsenen-Filmhelden näher kennenzulernen, sowie sich selbst mit obskuren (oder für so manchen normalen) Spielsachen einzudecken. Die Rede ist hier von pferdegroßen Reits(t)imulatoren bis hin zu von Sci-Fi angehauchten Mega-Dildos.

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Meine Beziehung zur Porno-Welt begann vor etwa 20 Jahren. Als ich bei Larry Flynt'sBig Brother Skateboarding Magazine mitwirkte (google bei Zeiten mal die Big Brother-Doku im Frühling), dann natürlich durch meine VICE Porn-Review-Kolumne "Skinema", was auch ein Buch und eine Doku-Serie unter dem selben Namen hervorgebracht hat. Doch letzte Woche, zum ersten Mal in mehr als einem Jahrzehnt, konnte man mich beim AVN Fuck Fest als Vertreter meines neuen Arbeitgeber, dem Penthouse Magazin, wiederfinden. Und aus komplett egoistischen Gründen, hab ich meine bezaubernde Frau mitgenommen.

Schon lange verschollen sind die Tage, an denen ich mir ausgemalt habe, einen flotten Dreier auf solchen Events zu bewerkstelligen. Denn ich habe gelernt, dass das richtige Mädchen in deinen Armen automatisch alle unchristlichen Gedanken eliminiert, die jeder Sex-Messe-Stand versucht in deinem Gehirn einzupflanzen.

Ebenso habe ich auch akzeptieren gelernt, dass ich nicht unbedingt der richtige Ansprechpartner bin, wenn es darum geht, mit Menschen überhaupt mal zu sprechen. Wie Larry David, bin ich ein Profi darin, unangenehme Stimmungen hervorzuheben, vorzugsweise mit dem Bombardieren von Witzen, die aber hauptsächlich nur ich alleine lustig finde. Über die Jahre hat es meine Frau allerdings mithilfe ihres Charmes geschafft, uns gemeinsam durch den Dschungel der obligatorischen Konversationen zu navigieren. Ich hab dann sehr schnell verstanden, dass es das beste ist, wenn ich nie wieder ohne sie das Haus verlasse.

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Chris' Britney-liebende Frau

Um mich dafür zu bedanken, dass sie mich für 20 Jahre stets vor Problemen bewahrt hat, machte ich einen ihrer größten Träume endlich war: Britney Spears live zu sehen. Denn sie ist der weltgrößte Britney Spears-Fan.

Als wir damals zusammengekommen sind, war meine Frau eine Jazz-, Trap- und HipHop-Tanzlehrerin für kleine Mädchen. Ich selber habe zwei linke Füße und absolut kein Taktgefühl, noch weiß ich irgendetwas übers Tanzen, aber ich weiß noch, wie sehr ich von den Socken war, als ich sie zum ersten Mal tanzen sah. Es war ihre Jahresabschluss-Show 2004, da wusste ich, dass ich sie heiraten werde: Sie und ihre Tanzlehrer-Kolleginnen hatten eine Choreographie zu Britneys' Grammy prämierter Single "Toxic" aus ihrem Multiplatin-Album In the Zone – und diese Aufführung stand einem Porno in nichts nach. Seit 13 Jahren schafft es dieser Track, wann immer er auch wo gespielt wird, instant ein Kopfkino auszulösen. Also um den heißen Streifen abzuspielen, in dem sich meine Frau auf der Bühne wie eine Stripperin räkelt und mit einem Stuhl eine Flashdance-gerechte Choreo abliefert. Das gesamte Publikum war damals so angetan, dass sich auch kein einziges Elternteil über die vermeintlich anzügliche Körpersprache der Choreographie aufgeregt hat.

Das Lied ist auch aus einem weiteren Grund nicht so unwichtig für mich: Ich war zu der Zeit Medikamentenabhängig und versuchte, clean zu werden. Aber ich tauschte das eine Laster gegen ein anderes – indem ich nach meiner Frau süchtig wurde. "With a taste of poison paradise, I'm addicted to you / Don't you know that you're toxic?" 

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So kam es, dass ich meine derzeitigen politischen Sorgen nicht in den fantastischen Brüsten und Ärschen der Porno-Industrie und all ihren Einladungen zu diversen Porno-Partys ertränken konnte und stattdessen mit der Piece Of Me-Show vorlieb nehmen "musste". Ich dachte mir, das Einzige, das meine Gedanken von The Bad Man ablenken könnte, wäre meine Frau – natürlich zu "Toxic" tanzend. Und verdammt, ich hatte recht! Für zwei Stunden war ich ganz bei Frau Spears, die besser aussah, tanzte und geklungen hatte als je zuvor – laut meiner Frau, einem lebenslangen Britney-Fan. Als (mittlerweile) Personal Trainerin, sind ihr auch die definierten Muskeln und Konsorten an Britney aufgefallen. Mir fiel nichts auf, ich sehe aber auch recht schlecht.

Fotos von Denise Truscello

Ganz nach Vegas-Manier bat die Show alles was man sich davon erhofft hatte. Spears performte all ihre Hits wie "Oops!… I Did It Again," "Crazy", sowie auch ihr Joan Jett-Cover "I Love Rock 'n' Roll". Ihre Kostüme waren sexy und auch ausreichend vorhanden, wie etwa dieses eine, wo sie wie ein Engel über der Bühne schwebte (seit wann können Kostüme so etwas?). Die Bühnenshow sowie -technik war gut entworfen und lieferten nahtlose Übergänge zu einem Bühnenbild, wie etwa einer zehn Meter hohen Gitarre. Meine Frau hatte jede Minute genossen, für mich allerdings hat es sich angefühlt wie der Countdown zu Weihnachten für ein kleines Kind. Jeder beendete Song brachte mich näher zu dem Hit "Toxic". Während meine Frau alle Britney-Songs auswendig kennt, hab ich nur den einen Track verinnerlicht – dafür jede Einzelheit davon. Ich habe ihn tausendmal in meinem Kopf abgespielt, nur um mich damit mit der schönen Erinnerung an meine Frau zu assozieren. Ich wartete also geduldig auf die ersten Takte des Songs, aber nach zwei Stunden hatte ich Panik: "Sie wird ihn nicht spielen?", fragte ich meine Frau panisch: "Sie muss ihn aber spielen!"

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Doch paar Nummern später, als ich die Hoffnung schon ad acta gelegt hatte, kneift mich meine Frau: "Das ist er!" "Nein", sagte ich: "Das ist viel zu langsam, so fängt es nicht an." Aber als hätte Britney es geahnt gehabt, war der erste Auftakt etwas gedrosselt, nur um beim zweiten ganz Britney-esk aus einem gigantischen Baum zu springen und über der Crowd zu schweben (diesmal mithilfe von Aufhängekabeln, kein Kostüm). Ich war dahin. Allerdings im Zwiespalt, starre ich Britney oder meine Frau an. Ich entschied mich für meine Frau … während ich Britney mit dem Handy filmte, mein Schmankerl für später. Während meine Frau sich nicht mehr an jeden Schritt erinnern konnte, wusste ich sie noch. Irgendwann aber dürfte es doch wieder geklingelt haben und sie konnte sich wieder erinnern – ich musste ihr also nicht mehr die Schritte vormachen.

Meine Frau nach 13 Jahren wieder "diesen" Track tanzen zu sehen, war eines der schönsten Geschenke überhaupt. Danke Britney!

Wie alle anderen im Publikum habe auch das Ende kommen sehen, vor allem nach dem Britney "Till The World Ends" anstimmte. Die Leute gaben ihr Beifall vom feinsten, wissend, dass der neue Commander in Chief die Welt wirklich untergehen lassen wird (ihr wisst schon, meine politischen Sorgen momentan). Ich sah besorgte Eltern ihre Kinder umarmen, Liebende – ganz gleich welcher Orientierung – sich gegenseitig in die Arme fallend. Niemand weiß, was morgen sein wird. Als sich der Vorhang schloss, hörte ich einen Zuschauer "Fuck Donald Trump" schreien, aber es war als hätte er für den ganzen Saal gesprochen. Na ja, bis auf mich eventuell. Ich war ja so busy damit "Toxic" zu summen.

Britney performt zurzeit im The Axis im Planet Hollywood dreimal die Woche bis zum Ende des Jahres (mit Ausnahme dem 4. Februar und 24. März).

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