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Popkultur

Vorarlberg schmückt ein überdimensionales Peace-Zeichen – schon wieder

In Vorarlberg kehrt der Friede schon vor der Nationalratswahl ein.

Vorarlberg – das kleine, verschlafene aber dennoch irgendwie sympathische Bundesland im Westen Österreichs – schafft es ja doch immer wieder, sich in irgendeiner Weise bis nach Wien bemerkbar zu machen. Manchmal sind es Schlagzeilen, die von gestohlenen Gartenzwergen berichten, und manchmal ist es eben ein verdammt riesiges Peace-Zeichen, das auf einen ebenso massiven Felsbrocken geschmiert wird, der nicht zum ersten Mal Ziel von Aktivisten wurde. Aber der Reihe nach.

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Vergangenen Montag wurde auf der Facebook-Page der Vorarlberger Polizei ein Foto eines eher ungewöhnlichen Kunstwerks gepostet. Jemand hat nämlich (schon wieder) ein schwer zu übersehendes Peace-Piece (ja, wir wissen, wie lustig dieser Gag ist) auf den Klettersteig "Känzele" gesprüht. Nebenbei bemerkt ist das wahrscheinlich der vorarlbergischste Name, den man für die paar Meter Felswand hätte erfinden können. Und schon in den ersten Stunden des Posts entwickelt sich die Kommentarspalte zu einem Kumulus aus Künstlerzuspruch und Emoji-Battles zwischen Usern und dem Polizei-Account.

Das letzte Mal, dass ein ähnliches Kunstwerk das Bundesland am Bodensee geziert hat, ist noch gar nicht so lange her. Erst im April musste die Gemeinde Kennelbach das erste Friedenssymbol entfernen lassen und dafür die – laut einigen Usern – unglaublich hohen Kosten von rund 6500 Euro selber tragen. Was für eine Tragödie. Der Versicherungsselbstbehalt der Gemeinde Kennelbach liegt übrigens bei zirka 1700 Euro. Ähnlich wie damals in der Volksschule, wenn du dich nach der Pause wieder an deinen Platz setzt und dir irgendein Trottel aus der Klasse mal wieder einen völlig unproportionalen Penis ins Hausübungsheft gezeichnet hat und du ihn wieder ausradieren musstest – nur ein bisschen teurer.

"Das nächste Mal sollen sie doch einfach das Kunsthaus in Bregenz beschmieren. Dann ist die Publicity auch größer."

Jemand, der die ganze Aktion beide Male eher unwitzig fand, ist Günter Griesser von den Naturfreunden Vorarlberg. Ich kann mich noch sehr gut an seinen Facebook-Post vom vergangenen April erinnern, der sich schnell zu einer Diskussionsplattform für Vorarlberger Hitzköpfe entwickelte. Im Grunde hat das so ausgesehen, dass Griesser seinen Unmut über die Zerstörung von Lebensraum äußerte und ihm daraufhin in den Kommentaren erklärt wurde, dass es Spinnen und Ameisen scheißegal ist, wenn man ihnen ein bisschen Lack in die Goschn sprüht.

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Aufgrund des "Shitstorms", den er damals geerntet hat, hat er im aktuellen Fall lieber gleich auf einen erneuten Post verzichtet. Stattdessen hat er mit mir telefoniert und direkt eine Alternative angeboten: "Das nächste Mal sollen sie doch einfach das Kunsthaus in Bregenz beschmieren. Dann ist die Publicity auch größer", lacht der Naturfreund in den Hörer, der Aktionismus grundsätzlich begrüßt.

In den Reihen der Polizei scheint die Aktion übrigens keine große Sache zu sein. Der Journaldienst-Beamte, mit dem ich am Donnerstag telefonierte, wusste nicht einmal, wovon ich rede. Nachdem ich ihm erklärt habe, dass in seiner Landeshauptstadt ein überdimensionales Bild auf die Wand gemalt wurde, die schon 2013 Werbefläche für Fracking-Gegner war, erklärte er mir, dass er nur für die Geschehnisse des aktuellen Tages zuständig sei, bevor wir unser Gespräch beendeten. Alles klar.

Zumindest sei laut Griesser nicht alles an der Geschichte schlecht: "Mehrere Freunde und Bekannte meinten zu mir, dass das Zeichen beim zweiten Anlauf wenigstens gut aussieht. Das stimmt, diesmal ist es dem Künstler besser gelungen." Na dann, viel Spaß mit deinem neuen Logo, liebes Ländle. Wir hören sicher bald wieder voneinander. Vielleicht verschwinden ja irgendwann wieder ein paar Gartenzwerge.

Peace.

Sandro auf Twitter: @voriboy

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