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Menschenhass

Syrischer Junge in Meck-Pomm stirbt, dann tauchen Hakenkreuze an der Unfallstelle auf

Neben das Nazi-Symbol hat jemand "1:0" auf die Straße gesprayt.
Symbolbild. Es stammt von einem anderen Unglücksfall | Foto: imago | xinhua

Es gibt Nachrichten, die kann auch ein Journalist nicht neutral und sachlich aufschreiben. Deshalb so: Komplette Vollidioten haben an einer Straße, an der ein neunjähriger syrischer Junge bei einem Unfall gestorben ist, Hakenkreuze hingeschmiert. Außerdem haben diese Armleuchter in einem Anfall von unfassbarem Zynismus noch ein "1:0" auf den Gehweg gesprayt. Passiert ist das alles in Schönberg in Mecklenburg-Vorpommern, einem kleine Ort mit etwa 4.400 Einwohnern. Über diesen Vorfall hat zuerst die Lokalzeitung SVZ berichtet.

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Der Junge stammte aus einer syrischen Flüchtlingsfamilie. Er war im Juni mit seinem Fahrrad auf dem Gehweg unterwegs. Er geriet ins Schlingern und deshalb auf die Straße. Dort erfasste ihn ein Traktor. Er wurde noch in ein Lübecker Krankenhaus geflogen, wo er aber einige Tage später starb.

Wie die SVZ weiter schreibt, ermittelt wegen der Schmiererei mittlerweile der Staatsschutz. Hinweise auf die Täter gebe es bislang aber nicht. Immerhin versuchen die lokalen Behörden nicht, so zu tun, als sei der Ort der gesprayten Hetze reiner Zufall, oder als sei jemand auf seiner Spraydose ausgerutscht. Die Polizeisprecherin wird mit den Worten zitiert, dass von einem Zusammenhang zwischen Unfall und Schmiererei ausgegangen wird. Vielleicht wirkt das Staatsversagen in der NSU-Mordserie ja doch nach.

Angebracht wurde die menschenverachtende Hassbotschaft in Schönberg übrigens gleich zweimal. Am 8. Juli war an der Unfallstelle zum ersten Mal ein Hakenkreuz aufgetaucht. Am 28. Juli passierte es dann wieder, diesmal stand daneben noch: "1:0."

In was für einem Umfeld diese abscheuliche Menschenverachtung gedeiht, zeigt übrigens auch ein Hinweis unter dem Artikel der SVZ. Dort ist die Kommentarfunktion "bei gewissen Themen" ausgeschaltet, schreibt die Redaktion. Im Klartext: Wenn es in Artikeln um Flüchtlinge geht, wird so viel Hass und Dreck und Wortmüll herbei kommentiert, dass eine Lokalzeitung nicht mehr in der Lage ist, all das vernünftig zu moderieren.

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