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Der VICE Guide zum Überleben in Österreichs Städten

Der VICE-Guide zum Überleben in Eisenstadt

Trink nie mehr als zwei Tiefseetaucher im Mangoo, verkneif dir Burgenländerwitze (auch wenn sie stimmen), steig nicht in den Stadtbus und meide den Domplatz.
Grafik: VICE Media

"Schlimmer geht's immer!" lautet ja das bekannte Sprichwort. Und falls ihr nach dem Überlebensguide für Bregenz dachtet, dass es kleiner und unspektakulärer nicht mehr kommen kann: Willkommen in Eisenstadt!

Eisenstadt ist die allseits unbeliebte Hauptstadt des Burgenlandes, das "neueste" aller österreichischen Bundesländer, bekannt für Wein, Kroaten und schlechte Burgenländerwitze. Mit zirka 14.000 Einwohnern ist Eisenstadt auch die kleinste Hauptstadt Österreichs, was auch durchaus bemerkbar ist, wenn man durch die toten kleinen Straßen zieht.

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Doch auch wenn sich Eisenstadt bestimmt mit St. Pölten ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die uninteressanteste Stadt unseres Landes liefert, ist Eisenstadt in seiner Bündigkeit und seinem langsamen Lebenstempo ein Unikat und irgendwie liebenswürdig.

Wenn du also wirklich vor hast, in diese fast tote Kleinstadt zu kommen und kein Pensionist, Klassikfan und/oder japanischer Tourist bist, dann sind folgende Tipps vielleicht hilfreich:

Verkehr:

  • Wenn du schon die U6 in Wien schlimm finden solltest, steig um Gottes Willen nicht in den Stadtbus.
  • Steig nicht in den Stadtbus.
  • Falls du es doch tun solltest, stelle dich auf Gespräche der anderen Mitfahrer ein, die selbst Elisabeth T. Spira noch schockieren würden.
  • Wenn du in ein Taxi einsteigst und der Fahrer "Willi" heißt, gib ihm so viel Trinkgeld wie möglich. Niemand ist cooler als Willi.
  • Probiere nicht mal, im Umkreis des Domplatzes einen Parkplatz zu finden. Du findest keinen.
  • Fahr generell kein Auto in Eisenstadt. Du erreichst zu Fuß alles in maximal fünfzehn Minuten.
  • Wenn du aus Wien anreist und ein Wiener Kennzeichen hast, montier es besser ab.

Nachtleben:

Generell gibt es nichts Traurigeres und mickrigeres als das Nachtleben in Eisenstadt. So gut wie alle gehen entweder irgendwo anders im Bundesland fort oder sie fahren gleich nach Wien. Falls du aber Masochist sein solltest, beachte Folgendes:

  • Geh am Freitag nicht in den Stadtkeller. Selbst, wenn mal was los sein sollte, bleibt es immer noch der Stadtkeller.
  • Geh am Samstag nicht zu Special-Events in den Stadtkeller. Einerseits weil: siehe voriger Punkt, andererseits wegen dem durchaus hohen Anteil an pöbelbereiten Jugendlichen.
  • Rege dich nicht über die Preise im Mangoo auf. Das Mischverhältnis beträgt pauschal 70 Prozent Alk zu 30 Prozent Rest, und du hast nach dem dritten Getränk einen sitzen.
  • Trink nie mehr als zwei Tiefseetaucher im Mangoo.
  • Iss im Mangoo die Spare Ribs, bevor du zu trinken beginnst. Sie sind die besten in der Stadt und du hast eine gute Unterlage.
  • Nenne vor anderen Eisenstädter den "James Dean Dance Club" nie anders als nur "James", es sei denn, du willst verdutzte Blicke oder Schlimmeres ernten.
  • Geh nie vor 3 Uhr ins James.
  • Wenn dich deine Freunde um 3 Uhr sturzbesoffen fragen: "Gemma ins James?", bedenke, dass du nicht vor 9 Uhr früh daheim bist.
  • Wenn dich vor dem James ein besoffener Obdachloser mit den Worten "Waun's da Wirtschaft guad geht, geht's uns oin guad" anspricht, zahl dem "Master" ein Getränk.

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Ja, das ist ein 16-Jähriger beim Trinken. In Burgenland und Wien ist jeglicher Alkohol ab 16 Jahren freigegeben. Foto vom Autor.

  • Lass dich nicht vom Master überreden, ins Puff zu fahren.
  • Falls im ECUBE eine Abendveranstaltung stattfinden sollte, geh nicht hin – es sei denn, du möchtest dich langweilen und/oder Mitglied der ÖVP Eisenstadt werden.
  • Gehe nie auf Abendveranstaltungen in der Orangerie, außer du bist ein Scheich und kannst dir nach den 20 Euro Eintrittspreis noch ein Wodka Energy um 5 Euro leisten.
  • Feiere Silvester im privaten Kreis zuhause. Geh nicht auf Partys in Eisenstadt.
  • Geh wirklich nie ins Dombeisl. Du wirst mit Sicherheit nicht mehr lebendig rauskommen und niemand wird Mitleid mit dir haben.
  • Es ist immer erlaubt, dem Mendez nachzutrauern und über dessen Schließung zu sudern.

Menschen:

  • Auch wenn die meisten Eisenstädter über sich selbst lachen können: Burgenländerwitze sind nicht lustig.
  • Ja, alles in Eisenstadt trägt den Namen "Haydn". Frag trotzdem niemals Eisenstädter nach Joseph Haydn. Keiner hat Ahnung und es interessiert auch kein Schwein.
  • Du findest in dieser Stadt keinen Menschen, der Eisenstadt wirklich hasst. Alle Eisenstadthasser sind bereits weggezogen. Es hat also keinen Sinn, sich in Eisenstadt negativ über die Stadt zu äußern.
  • Nach drei Tagen Eisenstadt hast du jeden Bewohner ganz sicher mindestens drei Mal gesehen.
  • Wenn du Wiener bist, behalte es besser für dich.
  • Wenn du Kroaten oder Ungarn beleidigst, beleidigst du damit 50 Prozent der burgenländischen Bevölkerung. Tu es nicht.

Kulinarisches:

  • Wenn du um 7 Uhr auf allen Vieren aus dem James herauskriechst, ist es Standard, zum Naglreiter frühstücken zu gehen.
  • Gehe zu Mittag nie zu Burger King, er ist von den größten drei Schulen umschlossen und daher zu Mittag absolut voll, was nicht nur die Mitarbeiter total aus dem Konzept bringt.
  • Wenn du für wenig Geld essen gehen willst, statte dem Montana einen Besuch ab und bestell dir eine Vulcana-Pizza. Sie ist sau scharf, extrem groß, richtig günstig und schmeckt nach Freiheit.
  • Vertraue keinem Lieferservice in Eisenstadt. Du wirst meistens enttäuscht.
  • Das Running Sushi sieht zwar extrem "grindig" aus, das Essen ist aber billig und wirklich gut. Enttäusche Meister Hong nicht.
  • Die Leberkassemmel vom Spar in der Fuzo ist auch nicht zu verachten.
  • Wenn du um 3 Uhr nachts sturzbesoffen aus einem Lokal kommst, ist es deine gottverdammte Pflicht, dir eine "Benjibox" von Benji's Kebab zu holen.
  • Wenn dir langweilig ist, frag Eisenstädter, warum das chinesische Restaurant "Chinese Blue" dichtgemacht wurde. Du erhältst 14.000 verschiedene Geschichten.
  • Wenn du schon in der Nähe bist, kauf dir einen Lebensvorrat an burgenländischem Weißwein direkt vom Weinbauern. Ernsthaft, es gibt keinen besseren.
  • Falls du noch nie eine Eisenstädter Haydnschnitte gegessen haben solltest, hast du nicht richtig gelebt.

Freizeit:

  • Geh bis um 20 Uhr im Schlosspark spazieren. Er ist vielleicht der schönste Park Österreichs. Nach 20 Uhr (vor allem am Wochenende) verwandelt er sich in ein Paradies für betrunkene Teenager, Obdachlose und Junkies.
  • Geh im Sommer nicht ins Parkbad Eisenstadt. Es gibt im Umkreis von 10 Kilometern zig bessere Bäder.
  • Geh im Winter nicht ins Hallenbad – es sei denn, du bist Schwimmer oder liebst den Retro-Charme der Gebäude aus den 70ern.
  • Die Nachbarortschaft St. Georgen ist zum Wandern im Wald zu empfehlen. Am Ende der Wanderung wird man zusätzlich mit einem Heurigen (Wilder Jäger) belohnt.

Sonstiges:

  • Wenn du nicht in eine Schlägerei mit einer Jugendbande verwickelt werden (und generell deine Organe behalten) möchtest, meide den Torbogen am Domplatz.
  • Bevor du auf das Klo am Domplatz gehst, wäre es hygienischer, sich anzuscheißen.
  • Wenn du an einem Werktag um 20 Uhr am Domplatz bist und noch jemand außer dir da ist, lauf so schnell du kannst.
  • Meide. Den. Domplatz.
  • Wenn du direkt aus Wien oder einer richtigen Großstadt kommst, nimm am besten ein paar Valium-Tabletten, um dich an das langsame "Pacing" der Stadt zu gewöhnen.
  • Wenn du als Nicht-Burgenländer Eisenstadt besucht hast, versuche dir danach keine existenziellen Fragen zu stellen und die Stadt schnellstmöglich zu vergessen.

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