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Nordkorea

Kim Jong-un nennt neue Raketentests "Geschenk für amerikanische Bastarde"

Aus Nordkorea heißt es, man könne nun mit Interkontinentalraketen Alaska beschießen. Die USA und Südkorea reagieren mit eigenen Tests und Drohungen.
Foto: Imago | Xinhua

Am Dienstag verkündete Pjöngjang, Nordkorea habe eine Interkontinentalrakete getestet, die bis nach Alaska komme. Der Diktator Kim Jong-un forderte die USA heraus, indem er die Operation ein "Geschenkepaket" für "amerikanische Bastarde" nannte. Dienstag war der 4. Juli, der Nationalfeiertag der USA.

Die USA und Südkorea reagierten am Mittwoch auf diese Provokation, indem sie bei einer gemeinsamen Übung eigene Raketen abschossen. Dazu gab es eine ungewöhnlich deutliche Drohung von General Vincent Brooks, dem Kommandanten der US-Truppen im südkoreanischen Seoul: "Selbstbeherrschung, zu der man sich aktiv entscheidet, ist das Einzige, das zwischen Waffenstillstand und Krieg steht." Damit bezog er sich auf den Waffenstillstand, der 1953 den Koreakrieg stoppte, aber nicht offiziell beendete.

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Brooks Aussagen folgten auf eine seltene gemeinsame Raketenübung der USA und Südkorea. Dabei feuerten die beiden Nationen eine Reihe Raketen ins Meer vor der südkoreanischen Ostküste. Laut dem General zeigt dies, "dass wir auch eine andere Entscheidung treffen können, sobald es die nationalen Anführer unserer Allianz anordnen". Noch deutlicher wurde Brooks' Warnung, als er hinzufügte: "Daran zu zweifeln, wäre ein schwerwiegender Fehler."

Der südkoreanische Präsident Moon Jae-in bat Präsident Donald Trump am Dienstag telefonisch, die Tests zu genehmigen. Laut Vertretern der südkoreanischen Regierung sollen die Raketenabschüsse signalisieren, dass das Land im Kriegsfall "einen Präzisionsschlag gegen die feindliche Regierung" durchführen kann.

Der US-Außenminister Rex Tillerson nannte die jüngsten Aktivitäten Nordkoreas "eine erneute Eskalation der Bedrohung" und sagte, Washington werde "ein atomar bewaffnetes Nordkorea niemals akzeptieren".

Nur wenige Tage vor dem G20-Gipfel in Hamburg am 7. Juli sagte Tillerson, es brauche "globales Handeln, um einer globalen Bedrohung Einhalt zu gebieten". Er fügte hinzu, dass Länder, die Pjöngjang wirtschaftlich oder militärisch unterstützen oder die Resolutionen des UN-Sicherheitsrats nicht befolgen, "einem gefährlichen Regime Beihilfe leisten". Die Regierungschefs von Japan, Südkorea und den USA sollen vorhaben, sich am Rande des G20-Gipfels über die wachsende Bedrohung durch das Einsiedlerkönigreich zu beraten.

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Auf Antrag der USA, Japan und Südkorea hat der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen außerdem am Mittwoch eine geschlossene Sitzung mit allen 15 Mitgliedsstaaten abgehalten, um die Lage auf der koreanischen Halbinsel zu besprechen.


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Der nordkoreanische Anführer Kim Jong-un, der persönlich den Raketenabschuss beaufsichtigte, feierte diesen Schritt als einen großen Coup. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA nannte er die Raketen ein Geschenk zum Unabhängigkeitstag für "amerikanische Bastarde".

"Wir sollten ihnen immer mal wieder Geschenke senden, um ihnen im Kampf gegen ihre Langeweile zu helfen", fügte er hinzu. Außerdem nannte er die Rakete noch "so ansehnlich wie einen gut aussehenden Jungen".

Wie wirkt sich der jüngste Raketentest Nordkoreas auf den Umgang der USA mit dem Land aus?

Experten meinen, Nordkorea sei trotz des Tests vom Dienstag noch mehrere Jahre davon entfernt, einen entsprechend miniaturisierten Atomsprengkopf auf eine Interkontinentalrakete anzubringen. Doch Go Myo-hyun, ein Forscher des südkoreanischen Thinktanks Asan Institute for Policy Studies, sagte NK News, dieser neuerliche Versuch demonstriere "schon wieder eine neue Entwicklung ihrer Fähigkeiten. Es unterstreicht, dass sie in der Lage sind, beim Bau zuverlässiger Langstreckenraketen rapide Fortschritte zu machen."

Dass Alaska jetzt für Nordkorea in Reichweite ist, ändert die Bedrohung sowohl in der Praxis als auch auf der symbolischen Ebene. Doch John Nilsson-Wright vom Londoner Thinktank Chatham House meint, Trumps Schwäche läge darin, "dass er seine Erfolgschancen durch übertriebene Selbstsicherheit verringert hat, und das zu öffentlich und zu laut". Nilsson-Wright erwähnt in diesem Zusammenhang den gescheiterten Versuch, Einfluss auf Chinas Umgang mit Nordkorea zu nehmen, sowie den Einsatz einer US-Armada in der Region, die Pjöngjang nicht eingeschüchtert habe. Dies habe dazu geführt, dass Trump nur noch wenige Optionen bleiben.

Trotz der bombastischen Aussagen von General Brooks ist eine Militärintervention unwahrscheinlich und stellt ein großes Risiko dar, vor allem für die Menschen in Südkorea und Japan. Zu einer politischen Lösung würde wohl die Wiederaufnahme alter Sanktionen gehören, doch dieser Weg hat Nordkorea bisher in keiner Weise davon abgehalten, an einer Atomwaffe zu arbeiten, die die USA erreichen kann.

Aus Südkorea heißt es, die Regierung werde weiterhin ihre Strategie des Austauschs und des Dialogs mit Pjöngjang verfolgen. Doch da die USA nun möglicherweise tatsächlich in Reichweite nordkoreanischer Raketen sind, wächst der Druck auf Trump. Analysten gehen davon aus, dass es in den nächsten Wochen weitere Provokationsversuche von Kim geben wird. Das Weiße Haus wird früher oder später Lösungen finden müssen.

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