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Die Reaktionen auf die 90-Jährige Widerstandskämpferin in Kategorien der Dummheit

Sie hat als 14-Jährige im Widerstand gegen die Nazis gekämpft und wird jetzt von Focus-Kommentatoren als "alte Schlampe" beleidigt und ihr wird der Tod gewünscht.

Nachdem vor Kurzem zuerst bei unseren niederländischen Kollegen und dann vergangenen Mittwoch auf VICE UK und einen Tag später auch in Österreich ein Artikel über Freddie Oversteegen veröffentlicht wurde, ist dieser innerhalb kürzester Zeit auch von anderen Medien aufgegriffen worden. Oversteegens Geschichte als junge Widerstandskämpferin in den von Nazis besetzten Niederlanden erschien am Donnerstag auch auf FOCUS Online in zusammengefasster Version. Trotz der Stimmen, die Freddie als Heldin feiern, zündete daraufhin auch das erwartbare Wutbürger-Feuerwerk all jener Menschen, die sich durch eine Erwähnung der deutschen Geschichte persönlich angesprochen und beschuldigt fühlen. Von Medienschelte bis zu unbeschwertem Geschichtsrevisionismus ist selbstverständlich alles dabei und Freddie selbst bekommt natürlich auch ihre Ladung vom Shitstorm ab. Wir haben für euch die dümmsten Kommentare in Kategorien eingeteilt.

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Die Medienschelte

Selbstverständlich wird von der geifernden deutschen Lügenpresse konsequent und andauernd zur Dämonisierung der armen Deutschen beigetragen, besonders wenn aktuelle hinterlistige Umtriebe verschleiert werden müssen. Der Befehl kommt natürlich von ganz oben, von irgendwo zwischen den Gutmenschen-Reptiloiden und den Bilderbergern. Auf den untersten Kommentar gehen wir am besten gar nicht ein, sonst werden uns bei nicht linientreuem Verhalten noch die Beiträge von der Antifa e.V. gestrichen.

Die Mordvorwürfe

Gegen Kollaborateure einer ausländischen Besatzung zu arbeiten, die nebenher noch die größte und industriell verzahnteste Vernichtungsmaschinerie der Geschichte betreibt, scheint eigentlich einleuchtend. Über die Mittel sind sich die Leute in den Kommentarspalten aber äußerst uneinig. Tötung oder Beihilfe dazu, selbst, wenn sie sich gegen Nazis richten, sehen diese Menschen als ganz schrecklich schlimm, als heimtückischen Mord und einige sogar als Kriegsverbrechen, da die Kollaborateure wohl unbewaffnet gewesen seien.

Dass Freddie Oversteegen ebenfalls keine Kombattantin war und damit nicht vom Kriegsrecht betroffen war, scheint diesen Leuten wohl entgangen zu sein. Im Gegenteil, ihre Taten seien so niederträchtig, dass sie im Grunde so schlimm (oder schlimmer!) als die Nazis sei. Einen Bonus gibt es für den letzten Kommentar: Der schießt zwar absolut am Thema vorbei und reflexartig gegen das nächstbeste Feindbild, sobald es um deutsche Kriegsverbrechen geht, ist aber darin so over-the-top, dass wir ihn euch nicht vorenthalten möchten.

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Nazi-Vergleiche und Borderline-Holocaustrelativierung

Ein Focus-Kommentator lässt es sich tatsächlich nicht nehmen, Freddies Widerstand mit den Massenmorden der Waffen-SS zu vergleichen. Offensichtlich ist Kollaborateure auszuliefern also das gleiche, wie Massenerschießungen an Zivilisten durchzuführen und Leute in KZs zu bringen. Und es ist wohl egal, dass die betroffenen Kollaborateure genau diesem Vernichtungsapparat der Nazis zugearbeitet haben. Man lernt nie aus.

Diese Vergleiche führen auch direkt zu der nächsten Kategorie, die bei keinem Artikel über Nazi-Verbrechen fehlen darf:

Die anderen sind alle viel schlimmer

Ganz egal, um welchen Aspekt der Geschichte des Dritten Reichs es genau geht—sobald das Wort "Nazi" fällt, fühlen sich aufrechte Deutsche in den Arsch gezwickt, als wären sie persönlich für die Verbrechen der Beteiligten verantwortlich gemacht worden. Schnell wird dann gefordert, die Geschichte endlich ruhen zu lassen, das sei vorbei, gegessen, die Nachfolgegenerationen unbeteiligt. Und überhaupt sind die anderen doch viel schlimmer mit ihren Angriffen, Sklaverei und Kolonien! Für diese Leute können historische Verbrechen mit dem Holocaust aufgerechnet werden, zwei beispiellose Verbrechen ergeben also nicht zwei beispiellose Verbrechen, sondern zwei Parteien, die von den Verbrechen bitte endlich den Mund halten sollen. Eins plus eins ergibt null.

Dass solche Vergleiche womöglich der Grund sind, warum immer wieder auf die Beispiellosigkeit der Nazi-Verbrechen hingewiesen wird, ist hier unwichtig. Bonuspunkte gibt es in dieser Kategorie für Formulierungen wie "DER Ami", "DER Russe" und andere Figuren als DER schlechte Mensch schlechthin, die konsequent politisch inkorrekte Rede von "Indianern" und den gerne damit verbundenen Vorwurf, das alles sei nicht nur gleich schlimm, sondern sogar schlimmer als der Holocaust. Aber schließlich waren die Deutschen damals alles Opfer:

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Die armen Nazis

Eigentlich wollte von den armen Schweinen nämlich niemand am Krieg mitmachen. Niemand hat Dörfer niedergebrannt, im KZ gearbeitet und niemand hat für die einmarschierende ausländische Armee schön brav den Arm gehoben. Diese verführten Buben haben alle nur aus Angst mitgearbeitet und wussten von nichts. Alle, die es gewagt haben, sie bei ihrem wackeren Vernichtungsfeldzug zu stören, sollten den Kollaborateuren direkt ins Grab folgen und bei der Gelegenheit auch gleich ihren Stammbaum verbrennen. Bildung über Nazi-Verbrechen ist schließlich keine wichtige Aufklärung, sondern der #schuldkult, der arglosen Deutschen bis zur völligen Vergessenheit des Volksgeistes eingeimpft wird.

Die persönlichen Angriffe

Abgesehen vom Vorwurf des heimtückischen Mordes halten sich diese Angriffe wirklich in Grenzen. Natürlich darf der obligatorische "Schlampe"-Kommentar nicht fehlen, schließlich hat mit Oversteegen eine—Schreck!—Frau die Kollaborateure mit einem Versprechen auf—Hilfe!—Sex an die Waffe geliefert. Ansonsten sind die Wutbürger aber überraschend aufrecht in ihrer "Mord ist Mord!!1"-Attitüde. Vielleicht war das Wort "Nazi" im Titel auch schlicht zu viel auf einmal, um sich noch kreative Beleidigungen für eine Frau einfallen zu lassen. Zumindest ihre geistige Gesundheit muss noch etwas abbekommen.