Wenn das Deepweb die dunkle Gasse in einem obszönen Großstadtbezirk ist, in der man sich allen möglichen Drogen, Waffen und sonstigen Illegalitäten hingeben kann, dann ist KrautChan.net die Dorfkneipe, in der du immer Gleichgesinnte findest, die deine eigene, politisch inkorrekte Meinung teilen. Illegal ist da nichts—man trifft sich lediglich und pflegt den ungehobelten Diskurs, sei es über die asozialen Ausländer, über Frauen und was für grausame Huren sie sind, oder auch mal über kleine Kinder. Die Web-Gemeinde redet sich dabei mit dem schönen Namen Bernd an.Auf die Seite gebracht wurde ich von einem Freund, der dort ein Video davon gefunden hatte, wie eine meiner Ex-Freundinnen einem fetten Typen einen bläst. Nicht besonders interessant, aber immer gut zu wissen. Die Seite ist aufgebaut wie ein typisches Imageboard à la 4chan—ein System, bei dem man Text und Bilder komplett anonym und ohne Benutzernamen oder Log-In posten kann. Die Nutzergemeinde diskutierte pseudo-kontrovers über mehr oder weniger einheitliche Vorlieben, Meinungen und Themen.Die zahlreichen Referenzen an das Dritte Reich, teils ernst gemeint, teils als humorvolle Übertreibung, störten mich erst mal weniger, dass kannte ich auch schon aus Punk-Kreisen. Die vielen Beiträge und Diskussionen, in denen es um das Stalken von Mädchen, Pädophilie und ungehaltenes Selbstmitleid ging, wunderten mich dann aber doch.In Deutschland wird wie bei uns in den Alpen immer mal wieder über die angeblichen Gefahren des anonymisierten Deepweb diskutiert—dabei gibt es mit Krautchan seit Jahren ein Forum, in dem der ungefiltert-grenzdebil-legale Informationsaustausch im Surface-Web frei zugänglich ist und komplett unzensiert abläuft.Was Bernd zum Thema Pädophilie, Ausländer und Herzschmerz schreibt, werdet ihr auf Motherboard lesen.
Anzeige