10 Fragen an eine Sexshop-Mitarbeiterin, die du dich niemals trauen würdest zu stellen
Alle Fotos: Rebecca Rütten

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10 Fragen an eine Sexshop-Mitarbeiterin, die du dich niemals trauen würdest zu stellen

Hast du alle Produkte ausprobiert? Brauchst du wegen des Jobs immer krassere Sachen, um geil zu werden? Was beobachtest du im Pornokino?

"Heute war ein Bondagetag", sagt Maxi, "die Leute wollten vor allem Fesseln, Handschellen und Nippelklemmen." Die 31-Jährige sitzt hinter einem Tresen des Sexshops und Pornokinos Erotica um die Ecke vom Berliner Alexanderplatz.

Vor ihr liegen Strap-ons und Buttplugs, Spitzen-Dessous und Männertangas aus Leder. An anderen Tagen, sagt sie, verkaufe sie auch mal nur Taschenmuschis: "Die kaufen nur Heten. Als würde draußen ein Schild stehen, heute Taschenmuschi-Ausverkauf." Das Erotica ist der einzige Sexshop Berlins, der bis nachts um zwei Uhr geöffnet hat. Sieben Tage die Woche, seit 27 Jahren. Touristen kommen oft erst nachts und decken sich mit Outfits und Spielzeug ein, um danach in den KitKatKlub oder zu einer der vielen Fetischpartys zu gehen. Die Stammkunden zieht es dagegen eher nach hinten ins Sexkino. Dort sitzen und stehen Männer mit Haarkranz, manche für sich, andere eng beieinander. Zigaretten glühen im Dunklen, der Atem geht schwer.

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Sexshops gibt es in Deutschland seit 1962, als in Flensburg das weltweit erste "Fachgeschäft für Ehehygiene" eröffnete. Ins Erotica, erzählt Maxi, kommen manche Stammkunden morgens um zehn Uhr und dann bis nachts um zwei Uhr immer wieder. Ein Tagesticket fürs Kino kostet 8,50 Euro. Außerdem gibt es Videokabinen und eine Live-Striptease-Show. Maxi, 31, ist seit vier Jahren dabei. An ihrem ersten Tag habe sie nicht gewusst, was sie erwartet, sagt sie, aber man wachse da rein: "Aber gut, ob ich nun Brötchen verkaufe oder Dildos, ist eigentlich egal."


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Maxi sagt, sie liebe ihren Job. Erkannt werden will sie trotzdem nicht. Sie sagt, es nerve sie, wenn Fremde sie auf der Straße über ihren Beruf ausfragen. Macht nichts, dafür sind wir ja da.

VICE: Hast du alle Produkte ausprobiert?
Maxi: Ich habe viel davon zu Hause und viel probiert, weil es sich dann einfach besser verkaufen lässt. Mittlerweile kenne ich mich gut aus, aber ich lerne auch immer dazu. Der Womanizer ist zur Zeit mein Lieblingsartikel. Der hat einen Saugeffekt und man setzt ihn auf die Klitoris. Der ist ein Highlight-Produkt, sehr teuer, aber wenn ich den damals nicht ausprobiert hätte, könnte ich den niemals verkaufen, so wie der aussieht. Da hätte ich mich ja lächerlich gemacht.

Was beobachtest du im Pornokino?
Man sieht da Leute, die man auch in der U-Bahn sieht. Aber hauptsächlich Männer, ich würde sagen zu 98 Prozent. Wir haben im Kino ungefähr 15 Sitzplätze. Viele kommen hier her, um andere Männer zu treffen, manche können sich aber auch einfach zu Hause keine Pornos anschauen, weil sie Frau und Kinder haben. Dazu kommt dann noch, dass sich viele gerne beim Masturbieren beobachten lassen. Wenn ein Pärchen reinkommt, oder eine Frau, die es mag, wenn Männer ihr zugucken, dann wird es auch mal richtig voll. Die schreibt das dann zuvor in ein Forum, kauft sich Spielzeug, geht rein und zieht übelst die Show ab. Innerhalb von 30 Minuten hast du dann 30 Leute im Kino. Wenn ich selbst mal kurz rein muss, sage ich: "So, jetzt mal alle schnell die Hose hoch und gleich geht's weiter."

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Welcher Typ Mensch kauft die seltsamsten Produkte?
Von älteren Herren bin ich schon mal überrascht. Wenn einer von denen hier reinkommt und dann sowas da kauft [zeigt auf einen 43 Zentimeter langen Dildo mit Saugfuß], weil er einen jungen Freund hat und mir erzählt, dass der halt ganz viel braucht. Aber inzwischen erschreckt mich hier gar nichts mehr. Relativ speziell sind allerdings jene, die Elektrosex mögen. Das funktioniert über Stromstöße. Ich hab hier zum Beispiel ein Ei, das kannst du dir einführen und dann sondert es Stromschläge ab. Das habe ich selbst noch nicht getestet.

Wer kauft Sex-Puppen?
Zum einen Leute, die das als Partygag holen, Junggesellenabschiede zum Beispiel, zum anderen Typen, die einen Fetisch dafür haben und sich gerne daran auslassen. Es kommen aber auch Kunden, die keine Gesellschaft von anderen Menschen haben. Die setzen sich auch gerne fünf Gummipuppen ins Wohnzimmer und unterhalten sich mit denen. Ich rate dazu, eine etwas größere und stabilere Puppe zu kaufen und ein bisschen mehr Geld auszugeben, damit die Qualität besser ist. Die Aufblaspuppen für 40 Euro sind nach einem Mal benutzen im Arsch. Für eine gute bezahlst du 300 Euro. Und wenn du eine Gummipuppe kaufst, dann pflege sie ordentlich, benutze immer einen Gummi.

Wie häufig hast du Masturbationsfantasien über deine Kunden?
Wirklich gar nicht. Mir wird schon oft angeboten, ob ich nicht Bock auf irgendwas hätte, aber ich sitze hier an der Kasse, warum sollte ich das wollen? Mir hat auch schon mal jemand 2.000 Euro fürs Tanzen geboten, aber das mache ich nicht. Sicherlich hat sich mein Sexleben verändert durch die Arbeit. Aber es ist jetzt nicht so, dass mich die Leute hier geil machen.

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Brauchst du wegen des Jobs immer krassere Sachen, um geil zu werden?
Krassere Sachen nicht, aber man wird experimentierfreudiger. Manchmal sehe ich in den Pornos, die hier laufen, oder in den Regalen etwas, bei dem ich mir denke, OK, das könnte man ja mal ausprobieren. Es gibt da diese Vibrationseier mit Fernbedienung. Die Frau führt sie sich ein und trägt sie zum Beispiel im Kino oder beim Essen und der Mann hat die Fernbedienung. Das ist schon ziemlich gut. Aber man stumpft jetzt nicht ab. Im Gegenteil. Manchmal kommst du nach Hause, nachdem du den ganzen Tag über Sex geredet hast. Dann muss der Mann eben ran und dann is jut.

Wer kauft die riesigen Fistinghände?
Das ist eher die Schwulenfraktion. Wir Frauen würden uns sowas nicht reinstecken. Ein Arschloch ist dehnbarer als wir Frauen.

Darf man benutzte Geräte umtauschen?
Wenn die Sachen benutzt sind, sind sie als Hygieneartikel vom Umtausch ausgeschlossen. Bei ein paar wenigen Sachen gibt es Garantie, die können die Kunden gegen einen Einkaufsgutschein zurückgeben, wenn die kaputt sind. Einmal war einer Kundin ihr Vibrator zu stark. Sie meinte, der tut ihr weh. Ich hatte ihr den aber davor gezeigt und ihn deshalb auch nicht zurückgenommen.

Wie reagierst du, wenn du Kunden draußen auf der Straße triffst?
Wenn man einen Gast sieht, der hier ein- und ausgeht, dann wird freundlich genickt oder gegrinst. Oder man winkt sich zu. Natürlich mache ich das nicht, wenn die Ehefrau daneben läuft. Dann nehme ich eher den Kopf runter.

Was sagen deine Eltern zu deinem Job?
Die sind stolz. Meine Eltern sind eh total offene Menschen, ich habe denen auch schon Sachen aus dem Laden gekauft. Meiner Stiefmutter habe ich einen Womanizer geschenkt und meiner Mutter einen Vibrator. Ich bin hier inzwischen die rechte Hand vom Chef und mein Papa erzählt das total gerne seinen Freunden.

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