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Wirre Welt

Wie ein rechter TV-Sender schon in den Startlöchern kläglich scheitert

"Crowdfunding ist für deutschsprachige Münder ein Zungenbrecher."

Screenshot der Kickstarter-Kampagne

Was soll man als Fernsehzuschauer machen, wenn im öffentlich-rechtlichen Lügenpresse-Fernsehen nur manipuliert wird? In naher Zukunft könnte man an diesem Punkt das "Fernsehen für Deutschland" einschalten, jedenfalls, wenn die Crowdfunding-Kamagne auf Kickstarter.com funktioniert hätte.

Denn wenn es nach den Machern des Fernsehen für Deutschland geht, ist es Zeit für einen neuen Fernsehsender. Schließlich wolle man aufzeigen, dass "Fernsehen mehr sein kann als eine Verblödungsmaschine". Dieser Fernsehsender soll Informationen liefern, "die man dir gern verweigert", wie es auf der Projekt-Website heißt. Das klingt stark nach "Lügenpresse"-Anschuldigungen. Und der Eindruck verfestigt sich, wenn man sich die Unterstützer von "FFD365", die Kurzform für "Fernsehen für Deutschland", anschaut: Der Preussische Anzeiger und der Verlag Romowe.

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Screenshot von FFD365

Beim Romowe-Verlag kann man sich Bücher über die "Asylflut" bestellen. Die bringe "weder eine kulturelle Bereicherung noch Facharbeiter". "Wir Deutschen müssen uns in allen Bereichen einschränken", steht in der Beschreibung des Buches. Und der Preussische Anzeiger wirbt für seine Ausgabe mit dem Thema "Parallelgesellschaften" mit der Beschreibung "Sie leben für sich: Die Parallelgesellschaften. Sei es die Flut an Asylanten, die herüberschwappt, die Ausländerbanden und Clans, die Antifa, aber auch die Vertreter aus Politik und Wirtschaft, die sich abgeschottet von der Außenwelt als G7 oder Bilderberger treffen." Eine tolle Satire auf rechte Verschwörungstheorien und Verallgemeinerungen wäre diese Beschreibung, wenn sie nicht ernst gemeint wäre.

Es ist klar, wo das Fernsehen für Deutschland politisch stehen würde (Spoiler: rechts), und spätestens seit den Wahlerfolgen der AfD ist klar, dass es in Deutschland genug Menschen mit rechtem Gedankengut gibt. Das Interesse an so einem Angebot müsste also (leider) eigentlich größer sein. Das Fernsehen für Deutschland hat es trotzdem geschafft, bisher 1,00 Euro einzusammeln, obwohl die Crowdfunding-Kampagne seit dem 22. April läuft.

Das Ziel haben die Macher dabei hoch angesetzt: 65.000 Euro sollen zusammenkommen. Das, so heißt es von den Machern gegenüber VICE, sei die Summe, "die uns noch fehlt, um ein Jahr 'überleben' zu können, als FFD365".

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Es gehe beim Fernsehen für Deutschland "um die Stimme der Bürger, die Meinung(en) des Volkes, die Sicht von allen." FFD365 stehe für freie Meinungsäußerung, für Meinungsvielfalt. "Das wird man doch wohl noch sagen dürfen" in Form eines Fernsehsenders, so klingt das. Da ist es wohl nicht allzu traurig, dass die Unterstützung per Crowdfunding ausblieb. Die Macher haben übrigens die interessante Vermutung, dass das Interesse an der "Fernsehen für Deutschland"-Crowdfunding-Kampagne wegen des Begriffs "Crowdfunding" ausblieb. Das Wort spreche die Zielgruppe kaum an und stelle "für deutschsprachige Münder einen Zungenbrecher" dar. Sicher sind sie sich trotzdem nicht, warum niemand die Kampagne unterstützen will.

Ein bisschen hätte es mich ja interessiert, wie "ausgewogen" (wie auf der Projekt-Website ankündigt) die Berichterstattung sein kann, wenn man von rechter Seite unterstützt wird. Bisher konnte man noch nicht viel von der Arbeit des vielleicht baldigen Fernsehsenders sehen. Nur bei der "Update"-Kategorie der Kickstarter-Kampagne gibt es Hinweise, was für thematische Schwerpunkte gesetzt werden: Dort kann man Bilder einer NPD-Demo in Schwerin und ein Donald-Trump-Video sehen. Betitelt ist das Video mit "OBAMA UND CLINTON ERSCHUFEN IS". Ganz seriös durchgehend in Großbuchstaben geschrieben. In einem anderen Update wird auf RT Deutsch Bezug genommen.

Screenshot von FFD365

Neben des Crowdfunding-Misserfolgs gibt es noch ein weiteres Problem, das in naher Zukunft verhindern könnte, dass man als besorgter Bürger bald Fernsehen für Deutschland einschalten kann.

Obwohl in der Crowdfunding-Kampagne von einer engen Zusammenarbeit mit Astra-Anbietern die Rede ist, weiß Astra auf Anfrage von keiner Zusammenarbeit. Auch die Landesmedienanstalt Niedersachen weiß nichts von einer Zusammenarbeit mit dem Fernsehen für Deutschland. Die Landesmedienanstalten sind unter anderem für die Zulassung von Fernsehsendern zuständig. Da laut FFD365-Impressum der Verantwortliche in Niedersachsen wohnt, war die niedersächsische Landesmedienanstalt Ansprechpartner.

Vielleicht gibt es aber doch noch die Chance, dass man bald NPD-Demos und Trump-Reden im Fernsehen genießen kann. Schon 50 % seien finanziert, heißt es vom FFD365. "Weitere Finanzierungsmodelle werden wir im Sommer starten und dabei auch die werbetreibende Wirtschaft und private Unterstützer mit einbeziehen."

Na dann, vielleicht kommt ja mehr als ein Euro zusammen.