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Popkultur

WordArt scheint das österreichische Snapchat zu erobern

Österreich hat in Sachen Snapchat-Geofilter nicht gerade das große Los gezogen. Schuld daran seid ihr.

Collage via VICE Media

Ja, es ist passiert. Trotz anfänglichen Widerstands hat auch der Rest von uns irgendwann kapituliert und sich Snapchat hingegeben. Ist ja nicht so, als ob man groß eine Wahl gehabt hätte—unter den 10- bis 19-Jährigen hat die App Facebook bereits überholt, und solange unsere Mamas Snapchat noch nicht verstehen, wird sich dieser Trend wohl auch fortsetzen.

Snapchat kann aber nicht nur Regenbogenkotze und Schlabber-Hund, Snapchat kann auch Geofilter. Das sind kleine Snap-Verzierungen—Sticker, wenn man so möchte—die mittels GPS in der Regel ausschließlich in einer bestimmten Umgebung verfügbar sind. Ein "Greetings from Vienna"-Geofilter kann demnach auch nur verwendet werden, um jene Snaps zu verschönern, die auch tatsächlich in Wien aufgenommen wurden.

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Der Reiz dieser Filter besteht aus ihrer Exklusivität—um ein Selfie mit dem Buckingham Palace-Filter machen zu können, muss man vorm Buckingham Palace stehen. Und wenn man gerade auf Malle urlaubt, wird man auch mal zwischendurch Snapchat öffnen—einfach nur, um zu sehen, was es hier so für Geofilter gibt und diese auch zu benutzen. So reibt man seinen Followern unter die Nase, wo man gerade ist, ohne es zu aufdringlich erscheinen zu lassen.

In Österreich ist die Situation eine besondere: Wenn man einem Kosmopoliten wie Diplo auf Snapchat folgt, kennt man innerhalb einer Woche nicht nur so ziemlich die Hälfte aller Geofilter dieser Welt, sondern auch den Unterschied zwischen gut gemachten Geofiltern und, naja, österreichischen Geofiltern. Letztere sehen nämlich meistens so aus, als hätte ein Volksschulkind sich gerade an WordArt ausgetobt. Das weckt zwar Erinnerungen an PowerPoint-Referate, wirklich ästhetisch sind die meisten aber nicht.

Wie so ziemlich alles an Snapchat sind auch Geofilter nicht permanent und können jederzeit durch neue Varianten ersetzt werden—aktuell hätten wir in Wien das Modell Wolkenbruch, ein Fiaker-Fiasko in Orange und einen schlicht gehaltenen, grafischen Lichtblick in Weiß. Die Version mit dieser aufdringlich wirkenden Österreich-Flagge im rechten Eck (ha!) sind wir glücklicherweise ebenso los wie den quietschbunten Schnörkel-Schriftzug, der mit seiner billig geschwungenen Notenzeile wohl an Wiens klassische Musikszene erinnern sollte, aber eher in Richtung Grußkarte ging. Der Sub-Filter für Hietzing war bis jetzt der einzig schöne Geofilter, der uns in Wien untergekommen ist.

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Noch weniger Glück hatten allerdings Städte wie Wels, Gmunden oder Kitzbühel, deren Geotags vor Einfallslosigkeit und typografischen Tragödien nur so strotzen. Entweder, die Snapchat-Verantwortlichkeiten für Österreich haben einfach grauenhaften Geschmack, oder österreichische Geotag-Designer haben es irgendwie versäumt, ihren künstlerischen Horizont über die Grenzen von Microsoft Paint zu erweitern.

Prinzipiell kann nämlich jeder diese Geofilter gestalten und sie anschließend bei Snapchat einreichen. Ob sie in der Folge auch wirklich freigeschaltet werden, entscheidet Snapchat innerhalb einiger Wochen—Hauptsache, sie sind umkommerziell. Wer die "Künstler" sind, die für diese blauen Filter aus Innsbruck und Salzburg verantwortlich sind, konnten wir zu diesem Zeitpunkt nicht ausmachen. Wollen wir aber eigentlich auch gar nicht.

Dass Snapchat und vor allem Geofilter immer wichtiger werden, haben inzwischen auch Unternehmen bemerkt—Experte Richard Gutjahr erwähnt beispielsweise gegenüber der Morgenpost, dass jeder fünfte Filter in den USA bereits eine Werbeeinblendung wäre. Die sogenannten On-Demand-Filter, die von Unternehmen und Marken in Auftrag gegeben werden können, haben es bislang noch nicht nach Österreich geschafft.

This could be us. Geofilter aus London, Paris und New York.

International sind Snapchat-Städte-Sticker schon längst eine eigene Kunstform, zahlreiche Start-ups haben sich bereits auf Geofilter-Designs für Unternehmen und Privatkunden spezialisiert—österreichische Jungunternehmer stehen derweil schon in den Startlöchern und warten auf die Einführung hierzulande. Dann könnte man nämlich eigene Geofilter für die Hochzeit der Cousine bestellen, oder einen für unser Büro. Sollten wir uns notieren. Dass Geofilter auch richtig schick aussehen können, beweisen zahlreiche Beispiele aus internationalen Städten, die uns ein bisschen neidisch machen.

Vielleicht sind diese WordArt-Geofilter aber ja auch genau das, was Österreich—oder zumindest Wien—verdient. Am Ende des Tages ist unsere Hauptstadt ja nicht gerade bekannt für ihre schönen Souvenirs, da scheint es nur fair und eigentlich auch kohärent, wenn eine ähnliche Ästhetik in den hiesigen Geofiltern aufgegriffen wird. Aber mal im Ernst, österreichische Designer: Bitte, macht uns mal ein paar neue Geofilter. Unser Schiff soll schöner werden.

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