Donnerstag Vormittag hat Bundespräsidentschaftskandidat Norbert Hofer innerhalb von etwa 15 Minuten 15 Tweets mit dem Titel "Hass im Netz" abgesetzt. An jeden Tweet ist ein Screenshot von kritischen bis gehässigen Tweets über Norbert Hofer angehängt. Die Äußerungen gehen von "Bauernfänger Norbert Hofer" bis "Norbert Hofer hat Schwanzfäule" oder "Wie will Norbert Hofer die Wahl gewinnen, wenn er nicht einmal mit beiden Beinen im Leben steht?"Hass im Netz — Norbert Hofer (@norbertghofer)1. September 2016
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Aber die Kritik ist auch verständlich. Immerhin ist die FPÖ geübt darin, sich als Opfer zu inszenieren: Sie stellen sich immer wieder als Underdogs dar, die vom Establishment unterdrückt werden und mit Widerstand von allen Seiten zu kämpfen haben—nur weil sie angeblich die Wahrheit aussprechen, die die anderen nicht hören wollen. Norbert Hofers "Hass im Netz"-Tweets passen perfekt in dieses Narrativ.Auch, dass Politiker Hass-Postings öffentlich machen, ist nichts Neues. Erst wenige Tage davor machte der Grünen-Abgeordnete Michel Reimon bekannt, dass er einen Hassposter bei dessen Mutter "verpetzt" hatte. Die Aktion wurde weitgehend gefeiert. Der Hass im Netz, der in unserer Filterblase fast permanent thematisiert wird, kommt dabei aber immer aus einer Richtung: von FPÖ-Wählern, Rechten und selbsternannten "Asylkritikern", die Journalistinnen Vergewaltigungen durch Flüchtlinge wünschen oder davon träumen, ein kleines Flüchtlingsmädchen mit einem Flammenwerfer zu töten.All das darf man kritisieren; an der FPÖ, an Norbert Hofer, am Umgang der Rechten mit kritischen Stimmen gegen sie und an ihrer zum Teil sehr nachlässigen Haltung, wenn es um die Verurteilung von Hassrede im Netz geht. Aber diese Kritik kann es nur geben, wenn sie selbst nicht blind gegenüber den eigenen Reihen ist. Dass Hass im Netz auch dann verurteilenswert ist, wenn er sich gegen Menschen richtet, die man selbst womöglich nicht leiden kann und die nicht der eigenen Filterblase angehören, müssen wir im Netz, wo man sich schnell Zustimmung holen kann, erst wieder neu lernen. Alles andere wäre selbstgerecht.Verena auf Twitter: @verenabgnr