Von Bremgarten zum Duomo: Wie ein Schweizer Jugendfussballer in Mailand sein Talent entdeckte

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Von Bremgarten zum Duomo: Wie ein Schweizer Jugendfussballer in Mailand sein Talent entdeckte

Von der Schweizer Fussballprovinz bis ins Finale nach Mailand: Mit der Schweizer Auswahl entdeckte ein Jugendfussballer des FC Bremgarten beim Young Champions Tournament sein Potential für Grösseres.

Wenige Tage bevor im letzten Mai im altehrwürdigen San-Siro-Stadion in Mailand die Madrider Mannschaften Atlético und Real um den Henkelpott im Champions-League-Finale kämpften, spielten junge Kicker aus fünf verschiedenen Nationen untereinander die Adidas Young Champions aus. 60 Jungtalente, darunter auch eine Frauenmannschaft, duellierten sich in einem fünf-gegen-fünf-Turnier.

Der 17-jährige Kavilash Arultharan durfte als Teil des sechsköpfigen Schweizer Teams mit an das Turnier nach Mailand reisen—und entdeckte überhaupt erst deshalb sein wahres Potential beim Kicken. Denn im Gegenteil zu seinen Team-Kameraden spielt Kavi nicht in einer Jugendakademie der Schweizer Grossvereine, sondern beim Drittligisten FC Bremgarten. Die Erfahrungen in Mailand machten dem dribbelstarken Flügelflitzer Mut, höhere Fussballberge zu erklimmen. Ich traf Kavi in Zürich und er erzählte mir bei einem Gespräch an der Limmat, wie die Stimmung im San Siro wirklich ist.

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Dass Kavi überhaupt mit nach Mailand durfte, hat er seinem guten Freund Nishan Burkart zu verdanken. Der Neo-Manchester-United-Jugendspieler lud ihn ein, Teil seines Teams an dem Kickabout-Turnier in Zürich zu sein. "Anfangs machte es mich schon sehr nervös, gegen diese Jungs zu spielen, schliesslich sind die alle bei grossen Vereinen wie Basel oder Zürich. Es lief dann aber so gut, dass sich unser Team auch für das Folgeturnier in Basel qualifiziert hatte", erzählt mir Kavi. Dort spielte er dann so überzeugend, dass er im Anschluss auch die Einladung nach Mailand erhielt, um dort die Schweizer Delegation am Adidas Young Champions Tournament zu unterstützen.

"Ich habe mich riesig gefreut. Für mich ging es ja um nichts. Ich wollte meinen Mitspielern einfach nur helfen so gut ich konnte, auch wenn ich vielleicht nicht ganz auf ihrem Niveau bin", sagt mir Kavi. Erst bei der Anreise nach Mailand lernte er das komplette Team kennen, doch schon bei den ersten Trainingseinheiten vor Ort funktionierte das neue Team bereits bestens. Kavi und sein Team gaben Vollgas und gewannen fast alle ihre Trainingsspiele. "Nach den Spielen gingen wir immer gut Essen, besuchten Museen oder gingen in den Adidas Store shoppen. Die Trainingseinheiten mit einem Jugendtrainer des AC Milan waren intensiv, aber sehr lehrreich. Besonders mit meinen Schweizer Mitspielern, die sich mit ihrer starken Übersicht auf dem Platz extrem schnell freiliefen und mein Passspiel so nochmal verbessern konnten", erzählt mir Kavi.

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Bei den Ernstkämpfen des Turniers marschierte die Schweizer Auswahl ohne grosse Mühe bis in den Final gegen Japan. "Nach den Trainingseinheiten wussten die anderen Teams, wie wir spielen und wir fingen an, mit Dribbeleinlagen etwas mehr Show zu veranstalten. Meine Mitspieler, besonders Nishan, sind richtig gute Techniker", erzählt mir Kavi. Womöglich war es schlussendlich doch etwas zu viel Show, denn obwohl die Schweizer Auswahl sich während dem Turnier zum Publikumsliebling mauserte, kassierte sie nach dem Führungstreffer ganze vier Gegentreffer und verlor das Finale. Trotz der bitteren Pille nimmt Kavi die Niederlange gelassen: "Uns ging es auch mehr darum, präsent aufzutreten, eine Show zu veranstalten und Spass zu haben. Andere Teams, vor allem die Japaner, haben das Ganze schon ziemlich ernst genommen."

Spätestens der Ausflug zum Champions-League-Finale der Grossen im San Siro liess die Enttäuschung weichen. Für Kavi war es das erste Mal überhaupt, dass er internationalen Fussball live in einem grossen Stadion erleben konnte: "Vor zwei Jahren war ich mal im Letzigrund und jetzt gleich das San-Siro-Stadion. Oben drauf hat mit Real Madrid auch noch meine Lieblingsmannschaft ein spannendes Spiel gewonnen. Die Stimmung mit den vielen Fans war unglaublich."

Für Kavi hatte die Reise nach Mailand sein ganz persönliches Highlight: Er erkannte, dass es bei ihm im Fussball vielleicht auch zu mehr reicht als zum Dorfhelden: "Erstaunlicherweise konnte ich mit den anderen Teams sehr gut mithalten. Das hat mich dann schon sehr verwundert. Meine Teamkollegen spielten ja alle in den Nachwuchsmannschaften des FC Basel oder des FC Zürich. Ich hatte eigentlich erwartet, dass es ein sehr anstrengendes Wochenende wird, für mich persönlich war es aber dann ziemlich easy."

Nach dem Turnier in Mailand entschied sich Kavi, auch für die 1. Mannschaft des FC Bremgarten zu spielen. "In Mailand habe ich gemerkt, dass mir der Druck nichts ausmacht. Bei den Mannschaften des FC Bremgarten bin ich ja eigentlich ziemlich unterfordert", erklärt er mir. Kavi beginnt im Herbst sein zweites Lehrjahr als Automechaniker und wenn alles gut läuft, möchte er den Fussball mit seiner Lehre kombinieren: "Wenn es klappt, würde ich diesen Sommer gerne den Verein wechseln zu Wohlen oder Aarau. Bis dahin arbeite ich so viel es geht an mir selbst, gehe fast täglich in den Vita Parcours, arbeite an meinen Schwächen und versuche, meine Stärken noch stärker zu machen."

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