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Beziehungen

Betrogene erzählen, warum sie nicht Schluss gemacht haben

Was könnte festlicher sein als Geschichten über Leute, die betrogen wurden und sich entschieden haben, bei ihren untreuen Partnern zu bleiben? Liebe besiegt alles. Oder so.
Titelfoto: InSapphoWeTrust | Flickr | CC BY-SA 2.0

Zu dieser Jahreszeit ist niemand gern allein. Es gibt jede Menge Methoden, solo durch die Weihnachtszeit zu kommen, doch es hat auch eindeutige Vorteile, sich der "Cuffing Season" hinzugeben und jemanden zu finden, der das Bett vorwärmt. Im Winter ist es einfach normal, sentimental und introvertiert zu werden, und dann ist es doch nett, wenn man seine Gefühlsduseligkeit und seine Gedanken mit jemandem teilen kann.

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Vielleicht drücken wir also im Winter schon eher ein Auge zu, wenn sich ein Partner oder eine Partnerin einen Fehltritt leistet. In einer Studie, die dieses Jahr im Journal of Social and Personal Relationships veröffentlicht wurde, schätzten 5 Prozent von 200 Befragten, dass ihr Partner oder ihre Partnerin sie betrügen würde. Gleichzeitig fanden die Befragten auch, dass die Durchschnittsperson mit 40-prozentiger Wahrscheinlichkeit untreu wird. Offensichtlich ist mindestens einer der beiden Werte nicht ganz zutreffend und einige der Studienteilnehmer dürften früher oder später eine böse Überraschung erleben.

Und was, wenn der Fehltritt erst einmal Gewissheit ist? Wir haben ein paar Jungs und Mädels gefragt, wie es für sie war, mit Leuten zusammenzubleiben, die ihr Vertrauen auf diese Weise verletzt hatten.

"Ich konnte zum ersten Mal den Ton angeben"

Zu Beginn unserer Beziehung hatte Dave immer das Sagen. Hauptsächlich weil er wusste, dass er immer bewundernde Blicke auf sich zog. Andere Frauen hatten auch kein Problem damit, vor meinen Augen mit ihm zu flirten.

Als ich herausfand, dass er mit einem anderen Mädchen geschlafen hatte, weiß ich nur noch, dass ich erst einmal wie in Trance herumlief, ganz taub vor Schock. Ich konnte nicht fassen, dass er unsere zweijährige Beziehung so mit Füßen trat.


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Nachdem das Gefühl der Erniedrigung ein wenig nachgelassen hatte, stellte ich fest, dass es einen Lichtblick gab: Ich konnte zum ersten Mal den Ton angeben. Die meiste Zeit schlich Dave wie auf rohen Eiern um mich herum. Es schadete auch nicht, dass wir in meiner Wohnung wohnten und ich somit jederzeit drohen konnte, ihn vor die Tür zu setzen.

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Ich nutzte die Situation maximal aus. Selbst wenn es darum ging, wer den Abwasch machen sollte, ging es los mit: "Tja, du hast mich betrogen, also kannst du auch abspülen." Irgendwann machte er es dann einfach, ohne sich zu beschweren.

Das war zwar unheimlich befriedigend, doch wenn dir jemand erzählt, er oder sie könne über Untreue hinwegkommen, dann lügt diese Person. Ich habe unzählige Stunden meines Lebens an quälendes Kopfkino verloren, weil ich mir die beiden beim Sex vorstellte und mich fragte, ob ich mehr mit ihm hätte vögeln sollen. Mein Rat: Du kannst dein Bestes geben, darüber hinwegzukommen, aber das wirst du nicht. Mach einfach Schluss.

Lena, 26

"Ich dachte nicht, dass ich nochmal so eine Freundin finden würde"

Ich bin es gewöhnt, dass meine langjährige Freundin Jen viel Aufmerksamkeit von anderen Männern kriegt. Ihre beste Freundin ist im Event-Bereich tätig, also ist sie ständig auf irgendwelchen Veranstaltungen.

Ich fand heraus, dass sie sich mit einem Typen getroffen hatte, der schon seit einer Weile auf sie stand. Auch wenn Jen es mir ziemlich schnell gestand, war ich am Boden zerstört darüber, dass sie überhaupt in Erwägung gezogen hatte, mich zu betrügen. Mein einziger Trost war, dass die beiden keinen richtigen Sex hatten, also habe ich mich recht schnell mit ihr versöhnt.

Wir sind seit der Studienzeit zusammen und ich habe mir schon unsere gemeinsame Zukunft ausgemalt, also wollte ich nichts zwischen uns kommen lassen. Außerdem dachte ich nicht, dass ich nochmal so eine Freundin finden würde. Unsere Beziehung ist längst aus der Flitterwochenphase, also mache ich mir schon Sorgen, dass sie anderswo nach einem Abenteuer suchen könnte. Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, dass sie komplett treu ist. Ich würde gern sagen, dass ich Schluss machen würde, wenn ich Beweise für Untreue hätte, aber ich bin mir nicht sicher. Es ist leichter, so zu tun, als wäre ich einfach nur paranoid."

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Louis, 25

"Ich wollte nicht verlieren"

Ich hatte schon immer den Verdacht gehabt, dass mein Freund Rob, mit dem ich seit drei Jahren zusammen war, etwas für ein Mädchen aus meinen Freundeskreis übrig hatte. Nennen wir sie Lily. Er sprach wirklich viel über sie, aber ich hielt es für harmlos. Eines Abends gingen wir zusammen in der Nähe meiner Wohnung etwas trinken, doch ich hatte einen langen Tag gehabt und ging früher nach Hause.

Erst als ich am nächsten Tag eine WhatsApp-Nachricht von Lily sah, die sein Handy aufleuchten ließ, während er den Müll rausbrachte, wurde mir klar, dass etwas zwischen ihnen gelaufen ist. Ich war außer mir vor Wut. Doch es gab noch eine wichtigere Sache: Ich wollte nicht verlieren. Ich war mir sicher, dass da echte Gefühle im Spiel waren, und wenn ich jetzt einen Rückzieher machte, dann würden sie es vielleicht miteinander versuchen. Ich hatte die Wahl, ob ich zusehen wollte, wie sie zusammenkommen, während alle mich bemitleideten, oder ob ich das Mädchen sein wollte, dass mit einem Typen zusammenblieb, der sie betrogen hatte. Ich wusste, was mir lieber war.

Weil Rob sich so schuldig fühlte und so verzweifelt versuchen wollte, es wiedergutzumachen, wusste ich, dass ich die Situation zu meinem Vorteil nutzen konnte. Außerdem war ich mir ziemlich sicher, dass Lily sich darauf verließ, dass wir uns trennen würden. Also blieb ich bei Rob.

Als ich letzten Endes doch irgendwann Schluss machte, hatte ich sogar leichte Gewissensbisse, weil ich mit ihm zusammengeblieben war, nur um das Gefühl zu bekommen, ich hätte "gewonnen". Aber so schlimm waren die Gewissensbisse auch wieder nicht. Hauptsächlich freute ich mich, dass zu diesem Zeitpunkt Lily schon wieder in ihrer alten Heimat lebte.

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Hayley, 28

"Ich wollte es einfach nochmal versuchen"

Ich ignorierte in den ersten Monaten meiner Beziehung mit Mark alle Anzeichen: Mal war er lieb und dann wieder abweisend, er wurde nervös, wenn ich auch nur in die Nähe seines Handys schaute – solche Dinge.

Doch als er dann auf dem Foto eines hübschen Mädchens getaggt wurde, ergab alles plötzlich Sinn; die beiden sahen darin aus, als stünden sie sich ziemlich nahe. Er hat einen bestimmten Typ: Sie war groß und brünett, genau wie ich, also war ich gleich misstrauisch. Als ich dann noch mehr Fotos von den beiden sah, die zu Zeitpunkten entstanden waren, als er angeblich "mit Kumpels unterwegs" war, zählte ich zwei und zwei zusammen. Ich konfrontierte ihn ziemlich bald darauf und er schwor mir, es sei eine einmalige Sache gewesen. Ich wollte es einfach nochmal versuchen, weil ich so verliebt in ihn war, also war ich so dumm und glaubte ihm.

Bis mir ein paar Monate später klar wurde, dass er wieder seine alten Spielchen trieb – mit einer anderen großen Brünetten.

Bereue ich, dass ich noch sieben Monate lang mit ihm zusammen geblieben bin? Und wie. Es ist wirklich peinlich, wenn ich darüber nachdenke, wie wenig er mich respektiert hat – und wie wenig ich mich selbst respektiert habe. Aber ich verdanke ihm auch viel. Jetzt habe ich eine wirklich tolle Beziehung, hauptsächlich, weil ich gelernt habe, die Warnsignale früh zu erkennen. So gesehen bin ich ihm fast schon etwas schuldig.

Sarah, 25

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