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Murphy's Law

Meine Heimwerkerfreunde haben mich beinahe mein Studio gekostet

Nicht nur bei deiner Psyche solltest du besser auf professionelle Hilfe setzen.

Diese Geschichte wird dir präsentiert von der Mobiliar.

In einem alten Industriegebäude, unweit vom Berner Stadtzentrum, habe ich mit meiner Freundin einen Raum gemietet, den wir als erweitertes Wohnzimmer und Musikstudio mit Bar nutzen. Da wir in der Nähe wohnen, hängen wir ziemlich oft dort ab. Nachdem der Raum – früher eine Kantine – lange diesen rohen Kantinen-Charme versprühte, beschliessen wir, uns es darin etwas gemütlicher zu machen. Weil unser Budget jugendlich knapp ist, ziehen wir einen handwerklich versierten Freund als "professionellen Bauleiter" bei. Dieser soll uns und unsere Freunde – zwar allesamt fähig, doch zu verpeilt für ein seriöses, mehrtägiges Bauprojekt – anweisen.

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Das Ganze funktioniert auch besser als geplant – bis es am zweiten Bautag, an dem bereits der Abschluss der Arbeiten geplant ist, zum feuchtfröhlichen Schadenfall kommt: Einer unserer Freunde (einer der verpeilten) zeichnet im Barbereich an der Wand oberhalb des Spülbeckens die Löcher für ein Regal ein. Bevor er dazu kommt, das Loch zu bohren, muss er sich für einen Arzttermin von den Arbeiten ausklinken. Dass er bei seiner Rückkehr zwei Stunden später nasse Füsse kriegt, damit hatte er nicht gerechnet.

Zurück im Studio begibt sich unser sogenannter "Bau-Chef" – nicht zuletzt für ebendiese heiklen Aufgaben organisiert – zum Barbereich. Bevor er die bereits eingezeichneten Löcher anbohren kann, meldet sich meine Freundin zu Wort: "Darf ich?". Er hat grundsätzlich keine Einwände – will beim ersten Loch aber rasch vorzeigen, wie man den Bohrer korrekt hält – zum Glück, wie sich einige Sekunden später herausstellt.

Ohne weiter nachzudenken setzt er den Bohrer an und bohrt das vom verpeilten und bereits verschwundenen Freund vorgezeichnete Loch. Als der Bohrer jedoch stockt, blickt er verdutzt auf, um dann einem dicken Strahl brauner Grütze Platz zu machen, die literweise aus der Wand sprudelt.

Nach einigen Sekunden allgemeiner Schockstarre, zeigt der Verursacher aber Gespür für die kritische Situation und verteilt Anweisungen: "Stell das Wasser am Haupthahn ab und ruf den Hausmeister an!" Ich versuche beides gleichzeitig während das Wasser unaufhörlich weiter sprudelt und langsam die Vinylsammlung, das Musikequipment und diverse unter Strom stehende Arbeitsgeräte zu erreichen droht.

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An der Wasserverteilung des alten Baus angekommen wird rasch klar: so einfach lässt sich das Problem nicht lösen. Unser Studio liegt in einem vierstöckigen Industriebau mit mehreren grossen Hallen und noch mehr Drehreglern und Wasseranschlüssen. Den richtigen Hahn finden? Ein Ding der Unmöglichkeit! Dies bestätigt mir auch der Hauswart am Telefon, der keine bessere Lösung als den Anruf beim Sanitär weiss. Ich eile also zurück ins Studio, in dem das Wasser bereits zentimeterhoch steht. Der Bauleiter versucht nach wie vor mit nicht greifenden Massnahmen den Wasserfluss zu stoppen: Die eingeschlagenen Nägel haut der Wasserstrahl aber gleich wieder raus und auch das Betonklebeband hält dem Druck keine zwei Sekunden stand.

Kurz bevor der Wasserstand ein Ausmass erreicht hätte, in dem bleibende Schäden am Raum und Equipment unvermeidbar gewesen wären, hat der "Falschbohrer" DEN rettenden Gedanken: "Reiss den Schlauch vom Staubsauger ab und bring ihn mir!", schreit er. Ich tue, was von mir verlangt wird und werfe ihm den Staubsaugerschlauch zu. Er wiederum drückt ihn mit der Öffnung ans Leck in der Wand und leitet das Wasser mit dem anderen Schlauchende direkt ins Spülbecken. Kurz darauf beweist der Bauleiter, dass wir ihn trotzdem zu Recht "gebucht" haben. Er findet nämlich innert weniger Minuten, was dem Hauswart in den geschätzt 100 Betriebsjahren des Gebäudes nicht gelang: den Hahn zum Abdrehen des Wassers. Etwas später trifft auch der Sanitär ein, der sich dumme Sprüche natürlich nicht verkneifen kann. Wir bohrten tatsächlich in eine daumendicke Leitung, die kaum zu treffen ist.

Glücklicherweise richtete das Wasser keinen weiteren Schaden an und liess sich mit Durchzug und Ventilatoren schadlos entfernen. Das Loch in der Wand, die am Vortag des Unfalls gerade frisch gestrichen wurde, bleibt aber bestehen und erinnert uns immer wieder daran, wie wir fast unser geliebtes Studio ertränkt haben.

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